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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0173
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— 156 —
Der schon erwähnte winkelförmig geschnittene Stein (Fig. 96), der dem oberen Auf-
bau angehört haben dürfte, lag nicht in unmittelbarer Nähe des Rundbaues, sondern unter-
halb desselben an dem steilen Abhange. Der Stein, o’285m dick, deutet auf einen sechs-
seitigen Baukörper von ungefähr o‘7om Seitenlänge und stammt wahrscheinlich von einem
oberen Stufenbau, der sich bis zur eigentlichen Basis des Sculpturaufsatzes verengte.

GEORGE NIEMANN

B Entstehungszeit, Bedeutung, spätere Schicksale.
Nach den voranstehenden Darlegungen G. Niemanns
erübrigt noch, Entstehungszeit und Bestimmung des Gebäudes
festzustellen, eine Aufgabe, die dadurch erschwert wird, daß
weder literarische Tradition einen Anhalt gewährt, noch am
Baue selbst oder in seiner Umgebung inschriftliche Aufschlüsse
zutage gefördert wurden.
Chronologisch ergibt zunächst der Standort innerhalb
der Stadt des Lysimachos als obere Zeitgrenze den Beginn
des dritten vorchristlichen Jahrhunderts; tiefer herab führen
technische und stilistische Merkmale, bis auf eine Zeit, in der
römischer Einfluß auf griechische Tradition auch in der Architektur sich geltend zu machen
begann.
Griechischem Brauche entstammt das complicierte System von Dübeln und Klammern,
welche die Werkstücke der den Kern verkleidenden Architektur verbinden. Griechischem
Geschmacke entspricht auch die ornamentale Bildung der Rustica (vgl. Fig. 74 und 76), die
eine nächstverwandte Parallele an den Parodosmauern des etwa im zweiten vorchristlichen
Jahrhundert erbauten Theaters von Magnesia a. Μ. findet,1) aber auch in Ephesos an den
hellenistischen Partien des Theaters und in etwas raffinierterer Ausführung am Stadion
wiederkehrt, weiter die sparsame Verwendung der an römischen Bauten mit Vorliebe
gehäuften Dekorationsmotive von Eierstab, Perlschnur, Rankengewinde, Palmetten- und
Akanthosreihen. Auch die technische Ausführung des Ornamentes, welche Fig. 99—101 zu
beurteilen gestatten, ist zwar wenig sorgfältig und mehr auf Gesamtwirkung berechnet —
direct vernachlässigt ist immerhin nur die stets wenig gesehene Bergseite des Rusticaunter-


Fig 98 Reconstruction des
Rundbaues.

Ö Athen. Mitteil. XIX (1894) 5 ff., 81 f. Taf. III, IV.
 
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