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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0052
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5. Die antike Nomenclatur der Karte.
Auszugehen ist von der Hauptpartie, die Strabon p. 639—642 dem Gebiete von
Ephesos widmet. Sie zerfällt in vier deutlich sich scheidende Abschnitte:
1. die Südküste bis zur Stadt. Nach dem Vorgebirge Mykale, dem Bundes-
heiligtum der Ionier und dem noch zur Samischen Peraia gehörigen Neapolis wird erwähnt:
das durch Prägungen noch nicht vertretene Marathesion, dessen Reste1) bei Scalanova liegen;
Pygela, ein Polichnion, besiedelt von einem Teile der Leute des Agamemnon, der hier ein
Heiligtum der Artemis Munychia gründete; der Hafen Panormos έχων ιερόν της Έφεσίας Άρτέμιδος;
schließlich (ειτα) die Stadt.
2. als Nachtrag dazu Exegetisches über Ortygia, den Geburtsort von Apollon
und Artemis. Ortygia liegt in der eben beschriebenen Küstenstrecke, etwas über dem
Meere, mit einem schönen Haine meist von Cypressen, durchflossen vom Kenchrios, in
dem sich Leto nach der Entbindung wusch, überragt vom Berge Solmissos, auf dem die
Kureten durch Waffenlärm die eifersüchtig auflauernde Hera schreckten, um ihr die in
einer Grotte erfolgende Geburt der Zeuskinder zu verheimlichen.
3. Exegetisches über die Geschichte von Ephesos und das Artemision mit
einem längeren Citat aus Artemidor,2) über die Schicksale des Hafens (έχει δέ ή πόλις και
νεώρια και λιμένα) und die Celebritäten der Stadt.
4. Die Nordküste von der Stadt aus in folgender Reihe: nach der Mündung des
Kaystros die Lagune Selenusia mit einem communicierenden See (die großen Einkünfte
der Fischerei verschaffte Artemidoros dem Artemision zurück); Heiligtum des Basileus,3)
angeblich eine Stiftung Agamemnons; das Gebirge Gallesion; schließlich Kolophon mit dem
Haine des Kiarischen Apollon.
a) Die Stadthäfen.
Im vorstehenden sind die Daten recapituliert, die ein ungefähres Bild der landschaft-
lichen Configuration ermöglichen, wie sie etwa um 100 v. Chr. bestand. Wie ein erster
Kenner sie vor Entdeckung des Artemision vergegenwärtigte, zeigt die in Fig. 12 wieder-
holte Kartenskizze Heinrich Kieperts.4) Die Skizze ist lehrreich durch die in exacter Inter-
pretation gewonnene Vorstellung, daß und wie etwa das Meer damals in die Talebene

Ö Nicht bezeichnet sind sie auf der englischen Admi-
ralitätskarte n. 1527 (Gulf of Skala nuova). Sie liegen einen
Kilometer westlich vom heutigen Orte, auf dem nach NNW
gerichteten kleinen Landvorsprunge, der Landungen auf beiden
Seiten zuließ.
2) R. Stiehle, Philologus XI 193 ff., 232 ff.
3) Überzeugend sieht Heberdey in βασιλεύς, wie ediert wird,
den Heros Archegetes der Basiliden, der auch im Etymol.
Magnum p. 252, 12 s. v. Δαιτίς . . . Κλυμένη Φυγάτηρ βασιλέως κτλ.

gemeint ist. — Ein Διός ίερόν lag weit ab im Innern: Tomaschek
a. a. O. S. 34, Ramsay, Historical geography 430 ff. Münzen
mit AIOC l€ PC ΙΤΛΝ und KAYCTPOC: Head, Historia numo-
rum 549.
4) H. Kiepert, Neuer Atlas von Hellas und den hellenischen
Colonien, Berlin 1872 Taf. IX Nebenkarte. Über den problema-
tischen Wert des Versuches spricht sich Kiepert in dem
Vorbericht des Kartenwerkes S. 5 Anm. 33 selbst mit ge-
wohnter Schärfe aus.
 
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