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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0051
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der Gestalt des Fußbodens im Innern blieb uns einzelnes rätselhaft, am Aufbaue aber sind zwei
verschiedene Constructionen, eine ältere und eine jüngere, bestimmt zu erkennen. Daß die
jüngere von den Seldschuken oder Türken herrührt, ist unzweifelhaft. In gutem Erhaltungs-
zustände fanden sie die Umfassungsmauern eines kapellenartigen, mit der Apsis nach Osten
gerichteten Gebäudes vor, dem sie durch Aufsetzen eines Tonnengewölbes und andere Zutaten
eine neue Bestimmung gaben. Der Humor will, daß es an der regenlosen Stätte eine Cisterne
war, die sie zu gewinnen wünschten. Sie bedurften ihrer für den Miniaturbau einer Bade-
anlage, der etwas tiefer an der Felskuppe im Ruin steht.
Nach diesem Sachverhalt, den die Anmerkung S. 44, 3 ausführlicher entwickelt,
wäre also Identität an sich nicht ausgeschlossen. Doch bleibt es ungewiß, ob die ursprüng-
lichen Mauern des Gebäudes spätantik oder mittelalterlich sind, wofür es an zureichenden
Kriterien gebricht. Die Frage wäre schon jetzt zu entscheiden, wenn die Zugehörigkeit
einer Inschrift feststände, die heute neben dem Gebäude liegt und früher an der Aufgangs-
treppe der Cisterne als Stufe verwandt war.1) Das Material ist bläulicher Marmor, wie er
im ausgehenden Altertum vielfach gebraucht wurde. Auf drei Seiten gebrochen, jetzt i'2m
breit, o'ßm hoch, 0*45m dick, könnte der Stein als zierloser Türsturz gedient haben. Aber
die beständige Verschleppung und der geradezu wüste Zustand aller Trümmer auf der
Akropolis nötigen zu größter Vorsicht in den Schlüssen. Es kann irreleitend sein, daß die
arg beschädigte Schrift ein altchristliches Gebet um Schutz enthält, den der nicht mehr
festzustellende Stifter (Agorastos?) für sich und sein Haus erflehte:


Κύριε βοή]θ·ησον [τώ δ]ο[ύλ]ο [σ]ου Άγο . . .
κέ τώ τέκνω [α]ύτοΰ κέ παντι τώ
ο’ικω αύτού. Αμήν, f

Andere, unbestimmtere oder falsche Entfernungsangaben werden im folgenden Ab-
schnitte zur Erörterung kommen. Neuerdings gefundene Meilensteine der von Ephesos
ausgehenden Straßen des M’. Aquillius hat P. Foucart besprochen und zusammengestellt.2)
Zählungen nach Meilensteinen begegnen in der apokryphen altchristlichen Literatur öfters,
ohne daß sich ein Anhalt böte, sie zu prüfen, desgleichen in abendländischen und byzanti-
nischen Schriftquellen des Mittelalters.

Schicht hydraulischen Mörtels überzogen, in der sich zur
Regenzeit noch immer Wasser hält. Außen an die Nordmauer
wurde in später Zeit ein kleines Wasserbassin angebaut,
wohl als Trog für die Herdentiere, welche die Vegetation
der Citadelle beständig abweiden. Nicht verständlich ist die
Gestalt des inneren Fußbodens. Eine quer durchlaufende Stufe
teilt ihn in ein höheres westliches und ein um 30 Centimeter
tieferes östliches Niveau. Auch steht der Ziegelpfeiler halb

auf einer rechtwinklig zur Stufe liegenden quadraten Basis,
die nicht ausgearbeitet ist und auf der Oberfläche rätselhafte
Löcher zeigt. Ob hier Reste einer antiken Anlage vorliegen?
*■) CIG IV 8906, nach Prokesch ,am Wasserturme im
Schlosse v. Aiasuluk‘ in lapide marmareo, quo pro scalae
gradu nunc utuntur.
2) P. Foucart, La formation de la province romaine d’Asie
34 ff. Vgl. Chapot a. a. O. 361 ff.

Forschungen in Ephesos I.

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