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Der dritte bedeutende Bach kommt im Tale von Kirkindsche aus den Höhen jenseits
dieses Dorfes herab, um nördlich des Ajasolukhügels den Damm der Eisenbahn zu durch-
setzen und den nächsten Weg in den Kaystros zu suchen. Er entbehrt noch eines antiken
Namens. Eine unter Domitian geprägte ephesische Münze aber, ein Ineditum der Sammlung-
Waddington,1) das ich in Fig. 23 veröffentlichen zu können der Güte Herrn Babelons danke,
zeigt einen Bach Klaseas, der anderweit nicht erwähnt
wird und noch keine topographische Fixierung erhielt. Da
ein anderer größerer Wasserlauf, der ein Münzbild recht¬
fertigen könnte, dem Stadtgebiete fehlt, ist der Gedanke
an Identität nicht zu umgehen. Die Figur des Reverses,
durch ein vegetabilisches Attribut, Füllhorn und umge¬
stürzte Urne charakterisiert, ist bärtig, was nichts Auf-
fälliges hat, da in diesen Bildern Bart und Bartlosigkeit beliebig wechseln. Sprachlich ist
der Name gut gewählt2) und von κλάω gebildet gleich Κινέας von κινέω u. a.
Wie sich in einer so lang und dicht bewohnten, zudem wasserarmen Eandschaft von
selbst versteht, hatten aber auch die geringeren, ja die unscheinlichsten Remmata ihre
eigenen Namen, was in einem Falle wenigstens noch zu belegen ist. Plinius sagt vom
Artemision, daß es die beiden jSelenuntes* heißenden Bäche aus verschiedenen Richtungen
umfaßt hätten.3) Mit dieser Nachricht, der zu mißtrauen kein Anlaß vorliegt — Xenophon4)
kennt nur einen Bach Selinus beim Artemision —-, können nur die beiden Wasserrinnen
gemeint sein, welche heute vom Gebirge her, die eine aus Osten, die andere größere aus
Südosten, zum Asyl hin verlaufen und den Tempel wahrscheinlich auf beiden Seiten um-
zogen. Auf der Karte sind ihre voraussetzlichen Namen deutlichkeitshalber eingetragen.
Daß durch das Asyl des Heiligtums mit den notwendigen Straßen auch Wasserwege
(ρεΐθ-ρα) zogen, lehren die Documente der im Jahre 5 v. Chr. von Augustus angeordneten
Neuregelung der Asylverhältnisse.5) Wasser- und Eandwege hatten, wie immer im Orient,
die Tendenz, ständig sich zu verbreitern. Deshalb wurden sie eingeschränkt durch errichtete
Stelen, welche mit einem aufgeschriebenen Maße ihre Grenzen fixierten. So ist die Breite
eines solchen einmal auf 15 Ellen vermerkt (Τό ρεΐθ-ρον εχει πλάτος πήχεις ts), bei einem zweiten


Fig. 23 Der Bach Klaseas, Münze des
Domitian im Cabinet des medailles, Paris.

x) Revue numism. fr. 1858 p. 166 (Waddington); 1897
p. 359 n. 1627 (Babelon). — Ein Bach KAAACAC, den Head,
hist. num. 498 (Head-Svoronos, Ιστορία, των νομισμάτων II IIO)
von ephesischen Münzen ohne nähere Angabe namhaft macht,
beruht auf einer Irrung, wie er selbst mir brieflich zu be-
stätigen so freundlich war.
2) Vgl. Plutarch, Quaest. convivales IX p.747d Bernardakis.
Προς δε τάς έμφάσεις καί τάς μιμήσεις καί δνοματοποιίαις χρώνται
καί μεταφοραις, 'κελαρύζειν’ καί 'καχλάζειν’ τα κλώμενα των
γευμάτων λέγοντες κτλ.
Forschungen in Ephesos I.

3) Plinius nat. hist. V 115. Fons in urbe Callippia et
templum Dianae complexi e diversis regionibus duo Sele-
nuntes. Man hat hier früher an eine Verwechslung mit den
Selenusischen Seen gedacht, die zwei Stunden entfernt vom
Artemision lagen. Aber schon der sprachliche Ausdruck kann
bei Plinius nur auf Bäche gedeutet werden.
4) Xenophon, Anabasis V 3, 8 έτυχε δέ διαρρέων διά του
χωρίου (Skillus in Elis) ποταμός Σελινοΰς. καί έν Έφεσφ δέ παρά
τόν τής Άρτέμιδος νεών Σελινοΰς ποταμός παραρρεΐ.
5) Hicks a. a. Ο. n. DXXIII ff.
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