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Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Forschungen in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 1:, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.43825#0183
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ι66


Fig. 107 Grundriß der byzantinischen
Kapelle beim Rundbau.

Fig. 107 nach einer von V. Hoefert vor der notwendig gewor-
denen Abtragung gemachten Aufnahme wiedergibt, erlauben
keine genaue Datierung, doch läßt sich wenigstens ungefähr
der Zeitpunkt bestimmen, vor dem es erbaut sein dürfte.
Die umfassende Stadtbefestigung des Lysimachos
erwies sich in den Zeiten des Niederganges, als die stetig
abnehmende Bevölkerung zu ihrer Besetzung nicht mehr aus-
reichte, bald mehr als Gefahr denn als Schutz für die Stadt;
wie überall im byzantinischen Reiche wurde auch in Ephesos

der aus strategischen Gründen weit ausgreifende hellenistische Mauerring durch eine beschei-
denere, engere Anlage ersetzt. Diese schließt auf der Höhe des Panajirdagh an die lysimachi-
sche Mauer an, verläuft von da ab nach Westen dem Kamme entlang auf den Südflügel des

Theaters zu, das als Festung dient, folgt dann, mehrfach winkelig gebrochen, zunächst dem
Zuge der Arkadiosstraße, weiterhin der südlichen, mit dem römischen Hafenbau abschließen-
den Parallelstraße und endet mit einem mächtigen Turme am Ostrande des großen Hafen-
beckens (vgl. S. 91). So blieben mehr als zwei Dritteile des Stadtgebietes, der ganze Bülbüldagh,
das Tal zwischen ihm und dem Panajirdagh samt dessen Südabhang und ein Großteil der
an den Hafen angrenzenden Niederung außerhalb des ummauerten Bereiches und wurden
sicherlich bald von ihren Bewohnern verlassen. Diesen Verhältnissen dankt wahrscheinlich

das Stadtviertel seine Entstehung, das auf der seit der Gotenzerstörung (263 n. Chr.)
größtenteils wüst liegenden, sogenannten römischen Agora erwuchs.
Mag nun auch das Kirchlein beim Rundbau keine besondere Wichtigkeit besessen
haben, so wird man doch kaum annehmen wollen, daß es von vorneherein in einem der
Verlassenheit preisgegebenen Viertel erbaut worden sei; die Anlage der byzantinischen
Stadtmauer ergibt somit die untere Zeitgrenze für die Entstehung der Kapelle und den
Untergang des Rundbaues. Bestimmte Daten für den Mauerbau fehlen zwar, doch führen
Combinationen, die hier nicht ausführlicher dargelegt werden können, darauf, ihn etwa dem
siebenten bis achten nachchristlichen Jahrhundert zuzuweisen.
Dazu stimmt das einzige im Schutte um den Rundbau gefundene epigraphische Denkmal.
Die Vorderwand einer kleinen, schmucklosen Aschencista aus bläulichem Marmor ist zu einer
Platte zugerichtet und nach Tilgung einer älteren mit nachstehender Inschrift versehen worden:


j· Εύτυχώς έσ[τησε
τό καστέλλιν J
Προσδ[όκψ.ος?
 
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