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Elisabeth Trinkl

4. Schwarz- und rotfigurige Gefäßfragmente klassischer
und hellenistischer Zeit*
4.1 Einleitung
Die im folgenden vorgestellten schwarz- und rotfigurigen Vasenfragmente spiegeln gemeinsam mit den
von P. Valavanis in diesem Band vorgestellten Fragmenten Panathenäischer Preisamphoren direkte und
indirekte Beziehungen zwischen Ephesos und Griechenland in klassischer und hellenistischer Zeit wider. Alle
Bruchstücke kommen aus im Verhältnis zu ihrer Entstehungszeit jüngeren Kontexten, in denen sie im Rahmen
von umgelagertem Füllmaterial aufgefunden wurden* 1; ihre Aussagekraft bezüglich Stratigraphie und Kontext
ist deshalb stark eingeschränkt2. Im großen und ganzen entspricht die Mehrzahl der Fragmente (KK 8-13)
dem gut bekannten attischen Formen- und Dekorationsrepertoire, so daß ihre Behandlung kurz gefaßt werden
kann. KK 14-17 können jedoch bezüglich ihrer Gestaltung beziehungsweise ihrer Form als bemerkenswert
eingestuft werden; sie werden deshalb etwas ausführlicher diskutiert3.
4.2 Die Gefäße
Das kleine Wandfragment einer schwarzfigurigen Schale (KK 8) zeigt die Reste einer nach rechts knienden,
vermutlich nackten Figur. Von ihr blieben nur der äußerste Abschnitt des Gesäßes und ein kniendes Bein
erhalten. Außerdem sind ein schmaler nach links weisender Keil und zwei fein gezeichnete Ranken mit einer
kleinen Traube auf diesem Fragment zu sehen. Eine Ergänzung zu einem nach rechts stürmenden Krieger mit
Eanze scheint auf Grund der Vergleichsbeispiele möglich4. Sowohl Sujet als auch Ausführung fügen sich in
das allgemeine Bild der spätarchaischen/frühklassischen schwarzfigurigen Schalen bzw. Skyphoi der Haimon-
Gruppe ein5.

V. Mitsopoulos-Leon, die mich mit der Bearbeitung der hier vorgelegten Fragmente betraute, schulde ich meinen aufrichtigen
Dank. Ebenso gilt mein ehrlicher Dank der Diskussionsbereitschaft von P. Valavanis und B. Kratzmüller; ohne diese beiden wäre
mir keine fundierte Diskussion der Fragmente möglich gewesen. Weiters danke ich M. Bentz und R. Lindner für Gespräche und
Anregungen. - Meinen aufrichtigen Dank schulde ich auch H. Mommsen, Bonn, der im Rahmen einer größer angelegten Studie die
Provenienz von KK 15 und KK 17 mittels NAA bestimmte; vgl. Mommsen - Schwedt - Trinkl, Kap. 5.
1 Zur Zusammensetzung des Fundmaterials vgl. V. Mitsopoulos-Leon, Kap. 1. - Bei den archaischen und klassischen Stücken
scheint eine Herkunft aus der zu dieser Zeit am Staatsmarkt liegenden Nekropole wahrscheinlich; G. Langmann, Eine spätarcha-
ische Nekropole unter dem Staatsmarkt zu Ephesos, Festschrift für Fritz Eichler zum 80. Geburtstag (Wien 1967) 103-123; Mit-
sopoulos-Leon, Grabfund; zur hellenistischen Topographie von Ephesos s. Scherrer 2001, 57-87, bes. 61-69. Die hellenistischen
Fragmente können aber keinesfalls aus einem ursprünglich sepulkralen Kontext stammen, da das Gebiet des Staatsmarktes - wenn
man nicht von weither verschlepptes Material postulieren wollte, was in Anbetracht der Topographie kaum wahrscheinlich ist
- nach der Lysimachischen Neugründung von Ephesos innerhalb des Stadtgebietes lag.
2 Am 16.5.2001 übertrug mir V. Mitsopoulos-Leon die Aufgabe, die hier besprochenen Fragmente vorzustellen, und übergab mir
ihre Aufzeichnungen, auf die ich frei zurückgreifen konnte, für die weitere Bearbeitung. Einige attische Gefäßfragmente (schwarz-
figurige Wandfragmente einer Lekythos, zwei schwarzfigurige Wandfragmente von Schalen mit Ranken), von denen aus den Jahren
der Ausgrabung Zeichnungen bzw. Aufnahmen und Photos vorliegen, konnten im Sommer 2001 nicht mehr auf gefunden werden
und wurden deshalb nicht in den Katalog eingebunden; Mitsopoulos-Leon, Überblick, bes. 497.
3 Die hier angeführten Parallelen setzen sich bevorzugt aus Belegen aus Athen selbst bzw. aus Funden aus dem östlichen Ägäisraum
zusammen, da jene für Überlegungen zur Bedeutung der ephesischen Stücke bevorzugt relevant sind.
4 Moore - Pease Philippides, Agora, Nr. 1501 Taf. 102.
5 Moore - Pease Philippides, Agora, 96 Taf. 103. Zu Fragmenten der Haimon-Gruppe aus dem Artemision s. Gasser, Artemision, 91.
Zu einem vergleichbaren Fragment aus Daskyleion s. K. Görkay, Attic Black-Figured Pottery from Daskyleion, AMS 34 (Bonn
 
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