Veronika Mitsopoulos-Leon
9. Webgewichte*
9.1 Typologie der Webgewichte
9.1.1 Linsenförmige Webgewichte T 1-T 38
In der Basilika sind die linsenförmigen Webgewichte* 1 bei weitem in der Überzahl2: ungefähr 38 linsenförmige
sind gegenüber sieben pyramidenförmigen und nur einem konischen Webgewicht verzeichnet. Unter den
linsenförmigen finden sich 47 Gewichte, die mit einem oder auch mehreren Stempelabdrücken versehen sind3.
38 sind hier angeführt, auf den übrigen sind die Abdrücke nicht deutlich zu erkennen. In einzelnen Fällen
kommen anstelle der üblichen zwei Aufhängelöcher auch drei oder mehrere vor.
Die Abdrücke, mit denen die Webgewichte verziert sind, stammen von Ringsteinen klassischer und späterer
Zeit aus unterschiedlichem Material4 oder auch von Ringen mit verzierter Oberfläche5, wohl hauptsächlich aus
Bronze und Eisen; mindestens ein Beispiel ist der Abdruck einer ephesischen Münze.
Porträts, Profile
Auf sieben Gewichten ist ein Kopf eingestempelt; ein weiblicher Kopf mit Knoten nach links auf T 1; ebenso
bei T 2 und T 3, die beide identisch sind. Im generellen Umriß, dem tief sitzenden Knoten und dem schlanken
Hals erinnern die Köpfe an Gemmen- und Münzporträts einiger Königinnen der Ptolemäer6. Ein ähnlicher
Kopf, jedoch größer, befindet sich auf T 4; hier fällt der lange, geschwungene Hals auf, der Haarknoten sitzt
tiefer als bei den vorhergehenden Beispielen. Der weibliche Kopf auf T 6 blickt nach rechts, das Gesicht unter
der Haarmasse ist zierlich, mit scharf gezeichnetem Profil, der Haarknoten ist fast nicht mehr abgedrückt. Das
Gewicht T 5 weicht ab: Fünf kleine Löcher, davon nur vier durchbohrt, sind beinahe konzentrisch um einen
flachen Abdruck angeordnet, einen nur teilweise abgedrückten, eventuell bärtigen Kopf nach links, mit Tänie
im Haar. Der Kopf auf T 7 ist in Dreiviertelansicht dargestellt, mit Locken und (Efeu-) Blättern im Haar,
vielleicht Dionysos oder eine Mänade. Auf dem Scheitel befindet sich ein Monogramm-Stempel7:
Einzelne Figuren
Auf 17 Webgewichten finden wir jeweils eine Gestalt, entweder allein oder in Verbindung mit einem
Gegenstand. In einigen Fällen erinnert der Abdruck an eine bekannte Statue. Durch die Unschärfe ist jedoch
Ich danke E. Trinkl, die das Manuskript für den Druck vorbereitet hat.
1 Trinkl, Artefakte, 315.
2 In Korinth, s. Davidson, Corinth, 146 f., Lit. s. 147 Anm. 7, werden überwiegend konische, wenig runde Gewichte angeführt, deren
Entwicklung schwer abzuleiten ist; auch auf der Pnyx, Davidson - Thompson, Pnyx, 67, treten weniger runde Gewichte gegenüber
den anderen Formen auf; zum Webstuhl s. auch G. M. Crowfoot, Of the Warp-weighted Loom, BSA 37, 1936-37, 36-47.
3 Die Beschreibung der Richtungen auf den Abdrücken erfolgt jeweils vom Standpunkt der dargestellten Gestalt aus.
4 Boardman, Gems, 189 f.; Davidson, Corinth, 154 Abb. 25.
5 Zagdoun, Antre Corycien, 183; D. Robinson, Olynthos 10. Metal and Minor Miscellaneous Finds (Baltimore 1941) 132 f., Taf.
26-27.
6 BMC Greek Coins VI, Ptolemies, Taf. XIII, 7-9 (Berenike II); H. Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer (Berlin 1975) passim; J.
Boardman - M.-L. Vollenweider, Catalogue of the Engraved Gems and Fingerrings I, Greek and Etruscan, Ashmolean Museum
(Oxford 1978) 81 Nr. 288, Taf. 44. 47 (Berenike I) und 81 Nr. 287, Taf. 47 (Berenike II).
7 Freundlicher Hinweis St. Karwiese: zu hellenistischem Monogramm auf Münzen s. Head, Coins of Ephesos, 56. 60 f.; zu Mono-
grammen auf Gefäßen s. Mitsopoulos-Leon, Töpferateliers, 248 f.; C. Rogl, Töpfersignaturen auf hellenistischen Reliefbechern,
ÖJh 40, 2001, 159 f.; auf Amphorenhenkeln s. Lawall, Kap. 6; es gibt jedoch keine genauen Entsprechungen.
9. Webgewichte*
9.1 Typologie der Webgewichte
9.1.1 Linsenförmige Webgewichte T 1-T 38
In der Basilika sind die linsenförmigen Webgewichte* 1 bei weitem in der Überzahl2: ungefähr 38 linsenförmige
sind gegenüber sieben pyramidenförmigen und nur einem konischen Webgewicht verzeichnet. Unter den
linsenförmigen finden sich 47 Gewichte, die mit einem oder auch mehreren Stempelabdrücken versehen sind3.
38 sind hier angeführt, auf den übrigen sind die Abdrücke nicht deutlich zu erkennen. In einzelnen Fällen
kommen anstelle der üblichen zwei Aufhängelöcher auch drei oder mehrere vor.
Die Abdrücke, mit denen die Webgewichte verziert sind, stammen von Ringsteinen klassischer und späterer
Zeit aus unterschiedlichem Material4 oder auch von Ringen mit verzierter Oberfläche5, wohl hauptsächlich aus
Bronze und Eisen; mindestens ein Beispiel ist der Abdruck einer ephesischen Münze.
Porträts, Profile
Auf sieben Gewichten ist ein Kopf eingestempelt; ein weiblicher Kopf mit Knoten nach links auf T 1; ebenso
bei T 2 und T 3, die beide identisch sind. Im generellen Umriß, dem tief sitzenden Knoten und dem schlanken
Hals erinnern die Köpfe an Gemmen- und Münzporträts einiger Königinnen der Ptolemäer6. Ein ähnlicher
Kopf, jedoch größer, befindet sich auf T 4; hier fällt der lange, geschwungene Hals auf, der Haarknoten sitzt
tiefer als bei den vorhergehenden Beispielen. Der weibliche Kopf auf T 6 blickt nach rechts, das Gesicht unter
der Haarmasse ist zierlich, mit scharf gezeichnetem Profil, der Haarknoten ist fast nicht mehr abgedrückt. Das
Gewicht T 5 weicht ab: Fünf kleine Löcher, davon nur vier durchbohrt, sind beinahe konzentrisch um einen
flachen Abdruck angeordnet, einen nur teilweise abgedrückten, eventuell bärtigen Kopf nach links, mit Tänie
im Haar. Der Kopf auf T 7 ist in Dreiviertelansicht dargestellt, mit Locken und (Efeu-) Blättern im Haar,
vielleicht Dionysos oder eine Mänade. Auf dem Scheitel befindet sich ein Monogramm-Stempel7:
Einzelne Figuren
Auf 17 Webgewichten finden wir jeweils eine Gestalt, entweder allein oder in Verbindung mit einem
Gegenstand. In einigen Fällen erinnert der Abdruck an eine bekannte Statue. Durch die Unschärfe ist jedoch
Ich danke E. Trinkl, die das Manuskript für den Druck vorbereitet hat.
1 Trinkl, Artefakte, 315.
2 In Korinth, s. Davidson, Corinth, 146 f., Lit. s. 147 Anm. 7, werden überwiegend konische, wenig runde Gewichte angeführt, deren
Entwicklung schwer abzuleiten ist; auch auf der Pnyx, Davidson - Thompson, Pnyx, 67, treten weniger runde Gewichte gegenüber
den anderen Formen auf; zum Webstuhl s. auch G. M. Crowfoot, Of the Warp-weighted Loom, BSA 37, 1936-37, 36-47.
3 Die Beschreibung der Richtungen auf den Abdrücken erfolgt jeweils vom Standpunkt der dargestellten Gestalt aus.
4 Boardman, Gems, 189 f.; Davidson, Corinth, 154 Abb. 25.
5 Zagdoun, Antre Corycien, 183; D. Robinson, Olynthos 10. Metal and Minor Miscellaneous Finds (Baltimore 1941) 132 f., Taf.
26-27.
6 BMC Greek Coins VI, Ptolemies, Taf. XIII, 7-9 (Berenike II); H. Kyrieleis, Bildnisse der Ptolemäer (Berlin 1975) passim; J.
Boardman - M.-L. Vollenweider, Catalogue of the Engraved Gems and Fingerrings I, Greek and Etruscan, Ashmolean Museum
(Oxford 1978) 81 Nr. 288, Taf. 44. 47 (Berenike I) und 81 Nr. 287, Taf. 47 (Berenike II).
7 Freundlicher Hinweis St. Karwiese: zu hellenistischem Monogramm auf Münzen s. Head, Coins of Ephesos, 56. 60 f.; zu Mono-
grammen auf Gefäßen s. Mitsopoulos-Leon, Töpferateliers, 248 f.; C. Rogl, Töpfersignaturen auf hellenistischen Reliefbechern,
ÖJh 40, 2001, 159 f.; auf Amphorenhenkeln s. Lawall, Kap. 6; es gibt jedoch keine genauen Entsprechungen.