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Hans Mommsen
Alexander Schwedt
Elisabeth Trinkl

5. Herkunftsbestimmung der beiden Amphoren Panathenäischer
Form KK 15 und KK 17 durch Neutronenaktivierungsanalyse
Probekeramik der beiden Amphoren KK 15 (Probe Ephe 148) und KK 17 (Probe Ephe 149) vom Fundort
,Staatsmarkt4 der Grabungen in Ephesos wurde in Fortsetzung des Projektes ,Töpferzentren der Ostägäis'1
nach dem Standardverfahren unseres Bonner Archäometrielabors durch Neutronenaktivierung analysiert2. Da-
bei wird 80 mg Keramik als Probe in pulverisierter Form am Forschungsreaktor der GKSS in Geesthacht mit
thermischen Neutronen bestrahlt und nach dem Transport in unser Labor in Bonn vermessen. Als Standard
dient ein eigener Keramikstandard, der mit dem bekannten Keramikstandard des Labors in Berkeley kalibriert
ist3 4 5 6. Die Konzentrationswerte der 30 bestimmbaren Elemente sind in der Tabelle zusammengestellt.
Erstes Ergebnis ist, daß beide Amphoren (KK 15 und KK 17, Taf. 3 und 5) ein verschiedenes Elementmu-
ster aufweisen, daß sie also mit unterschiedlichen Tonmassen angefertigt wurden. Ein Vergleich der Element-
muster mit Daten der Bonner Datensammlung von Referenzmaterial nach dem eigenen, in Bonn entwickelten
statistischen Filterverfahren4 ergab, daß diese beiden Muster bereits bekannt sind.
Amphore KK 17, die charakteristisch für aus Attika stammende Gefäße ist, weist wie erwartet eine Über-
einkunft der Elementzusammensetzung mit Referenzproben von Attika auf (Muster KRO-P)5, sie ist also ein
Import von dort nach Ephesos.
Die zweite Amphore KK 15 paßt in ihrer Zusammensetzung zu einem Muster I, das eine Tonmasse charak-
terisiert, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Töpfern in Ephesos aufbereitet wurde. Dieses Muster, das zuerst
in 4 Modeln hellenistischer Reliefbecher, die aus den Grabungen am Magnesischen Tor in Ephesos stammen,
auftauchte6, ist nun durch insgesamt 11 Proben gut abgesichert. Damit ist das Gefäß KK 15 als lokal hergestell-
te Imitation der panathenäischen Amphoren von Attika anzusehen. Zum Vergleich der jeweiligen Konzentrati-
onswerte sind die Muster I und KRO-P den Daten der Amphoren in der Tabelle gegenübergestellt.

1 Akurgal u. a., Töpferzentren, passim.
2 H. Mommsen - A. Kreuser - E. Lewandowski - J. Weber, Provenancing of pottery: Status report and grouping, in: M. Hughes
- M. Cowell - D. Hook (Hg.), Neutron Activation and Plasma Emission Spectrometric Analysis in Archaeology, British Museum
Oec. Paper 82 (London 1991) 57-65.
3 I. Perlman - F. Asaro, Pottery Analysis by Neutron Activation, Archaeometry 11, 1969, 21-52.
4 Mommsen u. a., a. O. (Anm. 2); Th. Beier - H. Mommsen, Modified Mahalanobis filters for grouping pottery by Chemical composi-
tion, Archaeometry 36, 1994, 287-306.
5 H. Mommsen, Attic pottery production, imports, and exports during the Mycenaean period by neutron activation analysis, Mediter-
ranean Archaeology and Archaeometry International Journal 3, 1 (Rhodos 2003) 13-30.
6 Kürschner u. a., Keramikproduktion, passim.
 
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