Vade mecum.
Der Verfall des Restaurations-Wesens bezüglich alter Gemälde
in Deutschland im Allgemeinen, abgesehen von den Leistungen der
Einzelnen tüchtigen, bekannten, auch in dei’ Fremde geschätzten Re-
stauratoren, im Zusammenflüsse mit einer in den letzten Jahren zu
Tage getretenen Erfindung, fälschlich Regeneration genannt, welche
längere Zeit die Presse lebhaft beschäftigte und von den ersten kunst-
richterlichen Autoritäten heftige Opposition erfuhr, veranlasst mich
zu dem Versuche, die Aufmerksamkeit Aller, die sich für Kunst in-
teressiren, auf die Ursache zu lenken, welche nach meiner Ansicht
und Ueberzeugung denselben und damit auch den trostlosen Zustand
so mancher öffentlichen Gallerie allmählig, bis jetzt fast unaufhaltsam
herbeigefübrt. Obwohl ich zu diesem Zwecke gezwungen bin, zum
besseren Verständniss zunächst die mit wenigen Ausnahmen herrschen-
den Zustände einigermassen zu beleuchten, werde ich den Gegenstand
so objectiv, als es die Natur desselben nur immer erlaubt, halten, und
verwahre mich im Voraus gegen jeden Vorwurf eines gegen irgend
welche Persönlichkeit gerichteten Angriffs, indem ich nur das Factum
berühre.
Wenn ich auch durch diese Zeilen die Lage der Dinge augen-
blicklich nicht zu ändern vermag, weil eine solche Aenderung Sache
der Zeit und vielfacher, unausgesetzter Anregungen, schaffe ich mir
damit wenigstens das befriedigende Bewusstsein, meine Pflicht erfüllt
und einen Stein geliefert zu haben zu dem Neubau besserer Zustände,
welche herbeizuführen jeder wahre Kunstfreund eifrigst bestrebt sein
muss.
Die nächste, bedeutendste Ursache dieses Verfalls, welcher den
Untergang so vieler alter Meisterwerke nach sich zieht, liegt in der
von gewissen Regierungen seit Jahren beliebten Besetzung der Di-
rectorialstellen an öffentlichen Gallerien durch Maler, die nicht zu-
gleich auch Kunstkenner, wie es eine solche Stelle nothwendig be-
dingt.
Förster1« Kunstauction Nr. XI. 10
Der Verfall des Restaurations-Wesens bezüglich alter Gemälde
in Deutschland im Allgemeinen, abgesehen von den Leistungen der
Einzelnen tüchtigen, bekannten, auch in dei’ Fremde geschätzten Re-
stauratoren, im Zusammenflüsse mit einer in den letzten Jahren zu
Tage getretenen Erfindung, fälschlich Regeneration genannt, welche
längere Zeit die Presse lebhaft beschäftigte und von den ersten kunst-
richterlichen Autoritäten heftige Opposition erfuhr, veranlasst mich
zu dem Versuche, die Aufmerksamkeit Aller, die sich für Kunst in-
teressiren, auf die Ursache zu lenken, welche nach meiner Ansicht
und Ueberzeugung denselben und damit auch den trostlosen Zustand
so mancher öffentlichen Gallerie allmählig, bis jetzt fast unaufhaltsam
herbeigefübrt. Obwohl ich zu diesem Zwecke gezwungen bin, zum
besseren Verständniss zunächst die mit wenigen Ausnahmen herrschen-
den Zustände einigermassen zu beleuchten, werde ich den Gegenstand
so objectiv, als es die Natur desselben nur immer erlaubt, halten, und
verwahre mich im Voraus gegen jeden Vorwurf eines gegen irgend
welche Persönlichkeit gerichteten Angriffs, indem ich nur das Factum
berühre.
Wenn ich auch durch diese Zeilen die Lage der Dinge augen-
blicklich nicht zu ändern vermag, weil eine solche Aenderung Sache
der Zeit und vielfacher, unausgesetzter Anregungen, schaffe ich mir
damit wenigstens das befriedigende Bewusstsein, meine Pflicht erfüllt
und einen Stein geliefert zu haben zu dem Neubau besserer Zustände,
welche herbeizuführen jeder wahre Kunstfreund eifrigst bestrebt sein
muss.
Die nächste, bedeutendste Ursache dieses Verfalls, welcher den
Untergang so vieler alter Meisterwerke nach sich zieht, liegt in der
von gewissen Regierungen seit Jahren beliebten Besetzung der Di-
rectorialstellen an öffentlichen Gallerien durch Maler, die nicht zu-
gleich auch Kunstkenner, wie es eine solche Stelle nothwendig be-
dingt.
Förster1« Kunstauction Nr. XI. 10