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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 3.1895

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Bürger, Ludwig: Römisches von der Ulmer Alb, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27199#0052
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dieselbe ebensowenig wie die nordwestliche Ecke festgestellt und ge-
messen werden, da diese Teile unter dem eingangs genannten neuen
Feldweg No. 104 liegen. Die Nordmauer liegt in der „Anwand“ und
daher ziemlich tief, meist 1 m tief unter der Ackerkrume. Sie wurde
an mehreren Stellen aufgedeckt und ihre Richtung gegen 200 m
weit verfolgt. Mit der Westmauer bildet sie einen Winkel von 78°.
Die Anbliimungsverhältnisse machten das Aufsuchen der Nordostecke,
der ganzen Ostmauer, sowie der Südostecke unmöglich. Die süd-
liche Umfassungsmauer dagegen konnte auf eine Länge von beinahe
100 m in ihren Fundamenten verfolgt werden. In dem Mauerschutte
waren vereinzelte Dachziegelreste vorhanden, was vermuten lässt, die
Mauer sei mit Planziegeln abgedeckt gewesen. Die Mauer sicherte
einen Flächenraum von mindestens 3 Hektaren. Annähernd in der
Mitte des Anwesens liegt das Hauptgebäude, ein längliches Viereck,
17,76 bezw. 17,64 m lang und 13,54 bezw. 13,50 m breit. Die
Stärke der Mauer ergab die Masse 0,74, 0,77, 0,80 m. Die eigent-
liche Mauer dürfte 2V2 röm. Fuss (zu 296 mm) dick gewesen sein,
die stärkeren Masse von dem Fundamentvorsprung herrühren. Sämt-
liche Mauern dieser Ansiedelung waren auf eine oder mehrere Lagen
rauher in den gewachsenen Boden gesetzter Steine aufgeführt. Der
Grundriss des fiauptbaus ist von N. nach S. der Länge nach durch
eine ebenfalls 0,74 m starke Zwischenwand fast genau in der Mitte
geteilt. Diese Scheidewand erreicht jedoch die Südseite des Ge-
bäudes nicht, weil hier gleichfalls in der Mitte ein kleines Gemach
eingebaut ist, dessen lichter Raum 4,17 auf 3,0 m misst und dessen
Wände nur 0,63 m stark sind. Der Eingang in diesen kleinen Raum
scheint an seiner nordöstlichen Ecke gewesen zu sein, denn dort
war kein Maueranschluss zu finden. In unmittelbarem Zusammen-
hang mit dem Hauptgebäude steht ein 8,76 m langer und 4,98 m
breiter (aussen gemessen) Anbau an der südöstlichen Ecke, welcher
zwei sehr kleine Räume einschliesst. Die Dicke der Umfassungs-
mauern entspricht denen des Hauptgebäudes. In letzterem war über-
all ein Estrichboden, ähnlich den in Osterstetten und Lindenau
gefundenen, vorhanden. Die Funde beschränkten sich hauptsäch-
lich auf zerbrochene Flachziegel, wenige Topfscherben von Terra
sigillata u. a. Nur in der Nähe der kleinen Gemächer und an der
Nordwestecke gab es Bruchstücke von hohlen Ziegeln (tubuli) mit
rundlichen Seitenlöchern, deren schmale Seite reichlich 10 cm bei
einer Dicke von 17 mm mass. Diese letzteren Reste lassen keinen
Zweifel darüber, dass dieses Gebäude, wenigstens teilweise Heiz-
einrichtungen besass. Die kleinen Räume dienten vielleicht als Bad-
kabinette. Die 3 übrigen aufgedeckten Gebäude stehen in der Nähe
der westlichen und südlichen Umfassungsmauer. Das kleinste der-
selben, 7,80 auf 7,24 m, hat auffallend starke Mauern, — es wurden
1,05, 1,16, 1,26 m gemessen, — Dimensionen, welche für ein ge-
wöhnliches Gebäude mit nur 5 m lichter Fläche im Quadrat wohl
zu stark sind; es macht den Eindruck, als hätten wir die Grund-
mauern eines mehrstöckigen, turmartigen Gebäudes vor uns. 7—8 m
 
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