Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 3.1895

DOI article:
Sixt, Gustav: Aus dem Stuttgarter Lapidarium
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27199#0073
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
67

Ans dem Stuttgarter Lapidarium.

Von G. Sixt.

LöwendarStellungen, welche die Bestimmung hatten, auf
römischen Grabdenkmälern als Apotropäen, d. h. als Abschreckemittel
zum Schutze der Denkmäler zu dienen, finden sich in den gallisch-
germanischen Provinzen des römischen Reiches in grosser Zahl. Die
Stuttgarter Sammlung weist deren 5 auf: Katalog No. 9, 59, 89,
92, 171; fraglich No. 10 und 119. Die plastische Verwendung des
Löwen als Hüters und Wächters ist uralt; so halten ja schon seit
3000 Jahren bis auf den heutigen Tag 2 steinerne Löwen Wache
über dem Thore der alten Königsburg Mykene. Was die Bedeutung
des Löwen als Grabhüters speciell betrifft, so ist dieselbe kurz und
schön ausgedrückt in dem Epigramm des Simonides (559—469 v. Chr.)
auf das Grab des Leon:

Unter den Tieren der Stärkste bin ich, von den Menschen ist der es,

Den ich bewache, gestellt hier anf die steinerne Gruft.

Nicht ebenso häufig in den genannten Provinzen, aber durch
das ganze Altertum verbreitet ist eine andere Klasse von Löwen-
darstellungen , die aber, wie Usener (de Iliadis carmine quodam
Phocaico 1875) nachgewiesen hat, gleichfalls Grabmonumente sind.
Es sind Darstellungen eines Löwen, der einen Eber, ein Pferd, einen
Esel, einen Stier, eine Antilope oder einen Steinbock zerreisst; an
Stelle des zerreissenden Löwen tritt zuweilen ein Panther oder ein
Greif. Diese Gattung von Denkmälern hat ihre eigentliche Heimat
in Kleinasien, in Lykien, von wo sie durch die Phöniker nach Griechen-
land gebracht wurden und dann weiter nach Westen, namentlich
nach Etrurien gedrungen sind, wo sich diese Darstellungen auf Grab-
denkmälern, Grabgebäuden wie Sarkophagen zahlreich finden.

Von rheinischen Denkmälern hat Fr. Cümont in seinem Mithras-
werk Bd. III S. 440 folgende zusammengestellt: 2 im Provinzial-
museum zu Bonn, 2 im Wallraffmuseum zu Köln, 1 im Altertums-
museum zu Wiesbaden, 1 weiteres aus Heddernheim, 1, wie es scheint,
verlorenes, welches als Modell des alten Siegels der Stadt Bonn diente.
Die meisten dieser Denkmäler zeigen einen von einem Löwen an-
gefallenen Eber. Für die Auffassung der Darstellung ist ausschlag-
gebend das Denkmal der Bonner Sammlung No. 99, welches, ein
Grabstein, über der Inschrift die Gruppe Löwe mit Eber zeigt.
Den aufgezählten Denkmälern füge ich bei eine weitere Gruppe des
Bonner Museums No. 5731: Löwe, im Begriff einen unter ihm liegen-
den Eber zu erwürgen, und die hier abgebildete Gruppe (Fig. 1) des
Stuttgarter Lapidariums No. 109: Löwe, der den Kopf eines Pferdes
zwischen den Vorderfüssen hält.

Den Denkmälern des ein Tier zerreissenden Löwen
dürfen wir diejenigen Gruppen an die Seite stellen, in denen wir
einen von einem Löwen überwältigten Menschen sehen,
wie uns dies das Stuttgarter Denkmal No. 124 zeigt (Fig. 2). Es
wurde oben erwähnt, dass an Stelle des zerreissenden Löwen zu-
 
Annotationen