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Umfassungsmauer zu verstärken, wurde meist hinter der Mauer ein Erddamm
(Wallumgang) aufgeschüttet, von dem auch in unserem Kastell noch mehrfach
Spuren vorhanden sind. Und wie die meisten Hauptkastelle, so war auch das
Osterburkener von einem trockenen Graben umschlossen. Der jüngere Anhau,
welcher den Zweck verfolgte, einen gegen Südosten schroff ansteigenden Hang
in seinem bedrohlichsten Punkte einzuschliessen, fügt sich an die rechte Flanken-
seite des älteren Kastells an, wobei nicht, wie meist in ähnlichen Fällen, der
Erweiterungsbau die Flucht des älteren Lagers einhält, sondern ein unregel-
mässiges Trapez bildet. Von den in der Regel grössere Kastelle begleitenden
öffentlichen und privaten Bauten ist das Mithraeum zu erwähnen, aus welchem
das berühmte Mithrasrelief stammt, das unter sämtlichen Denkmälern dieser
Gattung bei weitem das hervorragendste ist. Eine genaue Beschreibung und
Erklärung desselben (mit Abbildung) g'iebt der erste Mithrasforscher unserer Zeit
Fr. Cumont in Gent. Die weiteren Einzelfunde werden nach Münzen, Gegen-
ständen aus Bronze, Eisen, Blei, Stein, Thon, Glas und Bein aufgeführt. Die
Inschriften lehren, dass die Besatzung des Kastells die Cohors III Aquitanorum
bildete. Durch die derselben beigelegten Beinamen Severiana und Philippiana
ergiebt sich ihr Vorhandensein in Osterburken unter Septimius Severus und
Philippus. Dass sie in Obergermanien ununterbrochen seit 74 stand, lehren die
Militärdiplome; es ist deshalb durchaus das Nächstliegende, anzunehmen, dass
diese Kohorte von der Gründung bis zur Zerstörung des Kastells die Besatzung
gebildet habe. Auf die Frage dagegen, wann das Kastell erbaut worden sei,
geben uns weder die Inschriften noch die Münzen und Fibeln, noch die Thon-
gefässe Antwort. G. S.
Vorträge
gehalten im Württemb. Anthropologischen Verein, Winter 1894/95.
3. N o v e m b e r 1894. Bericht über die XV. allgemeine Versammlung der „Deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ in Innsbruck,
Medizinalrat Dr. Hedinger. Vorlage einiger Negrito-Schädel, Obermedizinal-
rat Dr. v. Holder.
1. Dezember 1894. Blicke in die Urgeschichte der Medizin, Dr. Hopf,
Plochingen.
12. Januar 1895. Ueber einige merkwürdige Ergebnisse der letztjährigen Aus-
grabungen beim Schweizersbild nahe bei Schaff hausen, Medizinalrat
Dr. Hedinger.
9. Februar 1895. Pithecanthropus erectus, eine menschliche Uebergangsform
aus Java, Prof. Dr. E. Fraas.
9. März 1895. Ueber die neuesten Ergebnisse und den jetzigen Stand der
Reichslimesforschung, Major z. D. Steimle.
(i. April 1895. Ueber Olympia, Maler M. Bach.
Verlag der E. Scliweizerbart’sehen Verlagsliandluug (E. Koch) in Stuttgart.
Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Guttenberg (Carl Grüninger) in Stuttgart.
Umfassungsmauer zu verstärken, wurde meist hinter der Mauer ein Erddamm
(Wallumgang) aufgeschüttet, von dem auch in unserem Kastell noch mehrfach
Spuren vorhanden sind. Und wie die meisten Hauptkastelle, so war auch das
Osterburkener von einem trockenen Graben umschlossen. Der jüngere Anhau,
welcher den Zweck verfolgte, einen gegen Südosten schroff ansteigenden Hang
in seinem bedrohlichsten Punkte einzuschliessen, fügt sich an die rechte Flanken-
seite des älteren Kastells an, wobei nicht, wie meist in ähnlichen Fällen, der
Erweiterungsbau die Flucht des älteren Lagers einhält, sondern ein unregel-
mässiges Trapez bildet. Von den in der Regel grössere Kastelle begleitenden
öffentlichen und privaten Bauten ist das Mithraeum zu erwähnen, aus welchem
das berühmte Mithrasrelief stammt, das unter sämtlichen Denkmälern dieser
Gattung bei weitem das hervorragendste ist. Eine genaue Beschreibung und
Erklärung desselben (mit Abbildung) g'iebt der erste Mithrasforscher unserer Zeit
Fr. Cumont in Gent. Die weiteren Einzelfunde werden nach Münzen, Gegen-
ständen aus Bronze, Eisen, Blei, Stein, Thon, Glas und Bein aufgeführt. Die
Inschriften lehren, dass die Besatzung des Kastells die Cohors III Aquitanorum
bildete. Durch die derselben beigelegten Beinamen Severiana und Philippiana
ergiebt sich ihr Vorhandensein in Osterburken unter Septimius Severus und
Philippus. Dass sie in Obergermanien ununterbrochen seit 74 stand, lehren die
Militärdiplome; es ist deshalb durchaus das Nächstliegende, anzunehmen, dass
diese Kohorte von der Gründung bis zur Zerstörung des Kastells die Besatzung
gebildet habe. Auf die Frage dagegen, wann das Kastell erbaut worden sei,
geben uns weder die Inschriften noch die Münzen und Fibeln, noch die Thon-
gefässe Antwort. G. S.
Vorträge
gehalten im Württemb. Anthropologischen Verein, Winter 1894/95.
3. N o v e m b e r 1894. Bericht über die XV. allgemeine Versammlung der „Deutschen
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ in Innsbruck,
Medizinalrat Dr. Hedinger. Vorlage einiger Negrito-Schädel, Obermedizinal-
rat Dr. v. Holder.
1. Dezember 1894. Blicke in die Urgeschichte der Medizin, Dr. Hopf,
Plochingen.
12. Januar 1895. Ueber einige merkwürdige Ergebnisse der letztjährigen Aus-
grabungen beim Schweizersbild nahe bei Schaff hausen, Medizinalrat
Dr. Hedinger.
9. Februar 1895. Pithecanthropus erectus, eine menschliche Uebergangsform
aus Java, Prof. Dr. E. Fraas.
9. März 1895. Ueber die neuesten Ergebnisse und den jetzigen Stand der
Reichslimesforschung, Major z. D. Steimle.
(i. April 1895. Ueber Olympia, Maler M. Bach.
Verlag der E. Scliweizerbart’sehen Verlagsliandluug (E. Koch) in Stuttgart.
Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Guttenberg (Carl Grüninger) in Stuttgart.