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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

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Fritze, Adolf: Die Stöckelhöhle bei Söhnstetten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0025
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haupt nur die nach oben ausmündenden Kamine einer grösseren
Ilöhle seien, deren Eingang etwa in der Mitte zwischen ihnen in
grösserer oder geringerer Tiefe zu suchen sei.

Daraufhin begannen wir die Schutthalde abzuräumen, und das
allmähliche Zurückweichen des Felsens bestätigte Fbaas’ Vermutung.
Gleich bei diesen ersten Arbeiten wurden ein grosser Eberhauer und
mehrere Knochen gefunden, so dass beschlossen wurde, die Grab-
arbeiten fortzusetzen. Am 1. Oktober hatten wir endlich sichere
Anzeichen, den gesuchten Höhleneingang gefunden zu liaben. Um
freien Raum zur Bewegung zu erhalten, liess ich, dem die weitere
Ausgrabung übertragen war, die ganze Halde abräumen, welche
•oben, unter der Grasnarbe, aus mit Steinen vermischtem Humus,
darunter aus ebenfalls mit Steinen vermischtem, fettem, gelbem Lelim
bestand. In letzterem fanden sich einige Knochen und Zähne des
diluvialen Wildpferdes.

Die Höhle selbst erwies sich bis zur Decke ausgefiillt mit Lehm
und Juratrümmern, untermischt mit zahlreichen Ivnochen kleinerer
Tiere und einigen Thonscherben, auch ein Feuersteinmesser wurde
gefunden. Aschenschichten waren zahlreich vorhanden, aber immer
nur in sehr geringer Ausdehnung und Dicke. Nachdem wir eine
Strecke weit in horizontaler Richtung weiter gegraben hatten, stiessen
, wir wieder auf natürlichen Felsen, und nun gruben wir, immer dem
Felsen folgend, nach links weiter. Nach mehrtägiger Arbeit, die
durch das Wegräumen der teilweise sehr grossen, im Höhlenlehm
•eingebetteten Juratrümmer eine sehr zeitraubende und miihselige
war, fanden wir oben wieder Erde, woraus wir schlossen, dass wir
uns unmittelbar unter dem linken äusseren Eingange befinden müssten,
was denn auch in der That der Fall war: nach kurzer Arbeit hatten
wir die Verbindung freigelegt, so dass nunmehr die FRAAs’sche Ver-
mutung in allen Teilen bestätigt war. Wir räumten jetzt die ganze
Vorhöhle aus und es bot sich folgendes Gesamtbild:

Der Haupteingang zur Höhle liegt am östlichen Abhang des
Stöckelberges in einer Höhe von 598 m ü. d. M. und besitzt bei
einer Höhe von 1,65 m eine Breite von 0,67—0,72 m. Von ihm
kommt man zunächst in eine ca. 4,60 m lange und 1,50 m hohe
Vorhöhle, deren Boden teilweise aus natürlichem Felsen, teilweise
aus tertiärem Bohnerzthon besteht. Dieser Bolinerzthon kam auch
in der Höhle 40—50 cm über dem natürlichen Felsen vor und in
dem unter ihm liegenden fetten Lehm fanden sich einige Dachs-
schädel von sehr altem Typus. Rechts von dieser Vorhöhle führt
eine schmälere, links eine geräumigere Höhle in die Tiefe des Berges,
welche durch je einen Kamin mit der Aussenwelt in Kommunikation
stehen. Diese beiden Ivamine sind es, die bisher von aussen allein
sichtbar waren.

War die Höhle von grösseren Tieren oder vom prähistorischen
Menschen bewohnt, so mussten sich deren Ueberreste bezw. Spuren
in der grösseren, linken Höhle finden. Diese war nicht ganz bis
■oben ausgefiillt, unter der Decke war vielmehr ein niederiger Spalt

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