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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

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Schumacher, Karl: Römische Ansiedlung bei Duttenberg an der Jagst
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Römische Niederlassung auf dem Weissenhof bei Besigheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0041
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für einen guten Teil der römischen, ein Grund, weswegen wir von
inschriftlich bezeugten römischen Dörfern oft so wenige Baureste
finden.

Römische Niederlassxmg auf dem Weissenliof bei Besigheim.

Yon Dr. Richter in Besiglieim.

(Mit einem Situationsplan.)

Vom Weissenhof, Gemeinde Löchgau, Oberamt Besigheim, waren
schon früher dem K. Lapidarium römische Skulpturen zugeflossen
(Sixt, Führer No. 182 u. 183), dieses Frühjahr war dasselbe in der
glücklichen Lage, von dort einen feineren Heraklestorso und be-
sonders eine schöne Gruppe, Juppiter auf dem Zweigespann, die jetzt
eine Zierde der Sammlung bildet, zu erwerben. Der Wunsch, die
Funde zu vervollständigen und über das Wesen dieser römischen
Anlage, die so bedeutende Fundstücke lieferte, ins klare zu kommen
— man hörte von einer starken Ringmauer und kennt lapidare In-
schriftfragmente — liessen es wünsclienswert erscheinen, orientierende
Nacbgrabungen zu veranstalten, die dank der Beihilfe eines Alter-
tumsfreundes im Herbst vorgenommen wurden. Ueber ihr Ergebnis
soll kurz berichtet werden.

Vor allem ist der Gedanke abzuweisen, dass es sich um eine
militärische Niederlassung handelt, worauf die starke Umfassungs-
mauer und die Inschriftfragmente ORTIC und SPECV (letzteres ver-
loren) einen Augenblick hinzudeuten schienen. Eine solche hier, je
eine Stunde vom Enz- und Metterthal zurückgezogen, würde auch
gar nicht in das bisher bekannte System römischer Stationen sich
einfügen. Wie die Untersuchung der Nordecke der römischen Ring-
mauer ergab, liegt weder die bei Kastellen übliche Eckabrundung
vor, noch zieht sich vor der Mauer ein Spitzgraben, noch findet sich
hinter ihr eine Spur eines Wallumganges oder von Soidatenbaracken.

Vielmehr läuft auf eine nach NO. gerichtete, ca. 95—100 cm
starke Mauer («), von der übrigens nur der in Mörtel sitzende Kern
erhalten ist, von SO. her unter einem spitzen Winkel von 70—80°
eine zweite, nur aus den Fundamentgruben (85—90 cm) noch kon-
statierbare, nach NW. gerichtete leichtere Mauer a'—a" zu. Beide
Züge wurden auf ca. 60 m von der Nordecke verfolgt. Der Ostzug
muss sich nach ca. 50 m leicht knicken (Baumgüter hinderten die
genaue Feststellung), der Nordzug verläuft geradiinig iiber dem die
Nordwestseite des Hofes umziehenden Rain. Der Hof liegt nämlich
auf der Westspitze einer leichten Höhenwelle, die nach S. und NW.
schmälere Wiesenmulden begrenzen. Ob die römische Mauer weiter-
hin dem genannten Rain folgte bis zu seiner Umbiegung nach S. —
thatsächlich steckt in dem Rain Mauerwerk — konnte wegen des
Bestandes mit Obstbäumen nicht untersucht werden: wahrscheinlich
ist es. Eine südliche Abschlussmauer zu finden gelang nicht. Der

Fundberirhte. V. 1897. 3
 
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