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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

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Tröltsch, Eugen von: Vorgeschichtliche Funde vom Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0032
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26

Vorgescliichtliclie Funde vom Bodensee.

Von Major a. D. v. Tröltsch.

(Mit 2 Abbildungen.)

Von den vielen in den letzten Jahren gemachten Funden ver-
dienen nachstehende unsere besondere Aufmerksamkeit, und zwar

a) am nördlichen TJfer des Tleberlinger Sees.

1. In Ueberlingen ein Thongefäss in Gestalt eines
Tieres, etwa eines Hundes. Dasselbe fand man einige 100 m öst-
lich des Münsters an der Stelle eines abgebrannten Gebäudes einige
Meter tief beim Fundamentieren eines neuen Baues. Das Gefäss
(Räuchergefäss ?) ist 12,5 cm hoch, 21 cm lang, von hellrot ge-
branntem Thon ohne irgend eine Spur von Glasur. Die Füsse und

ein Teil des Halses sind abgebrochen.
Ueber den Rücken der Figur läuft vom
Schwanz bis zum Hals, welcher das
Ausgussrohr bildet, eine 2 cm dicke
gekrümmte Handhabe. Nach der er-
haltenen Zeichnung und Beschreibung
ist das Gefäss aus der Bronzezeit und
stimmt mit den von Schliemann in
Troja gefundenen überein \ woselbst
auch solche ohne Handhabe vorkommen, wie man in den Bronze-
pfahlbauten von Wollishofen1 2 3 4 am Züricher See und in Corcelettes3,4
am Neuenburger See gefunden hat. Es ist daher zweifellos, dass
die Bewohner des Bodensees und die der genannten Pfahlbauten
damals mit denen an der kleinasiatischen Küste in Verbindung standen
und die Formen für solche Gefässe von da importiert wurden (Fig. 1).

2. Bei Salem wurde in einer Wiese im Gewann Elsegg, nord-
östlich vom Killi-Weiher, eine Schaftlappenaxt von Bronze,
185 mm lang, 40 mm breit an der Schneide, gefunden, ihre Seiten-
flächen sind schmal und beinahe flach, die beiden oberen spitzigen
Lappen rechtwinkelig umgebogen. Genannter Weiher war früher
schon bekannt als Fundort von Kupfer- und Bronzegegenständen.

b) am südöstlichen TJfer des Obersees.
aa) Aeltere Bronzezeit.

3. Bei Hard eine Dolchklinge, schwäbischer Typus, von
Bronze, 138 mm lang, 36 mm breit, gefunden im Lustenauer Ent-

1 Dr. H. Schlif.mann, Ilios. Stadt und Land der Trojaner. S. 420 ff.
und Abbildungen 333 ff.

2 Heierli, Der Pfahlbau Wollishofen. Mitteilgn. d. antiqu. Geselisch. in
Ziirich. Bd. XXII.

3 Anthrop. Corr.-Bl. 1881. X. 130. Taf. I, 2.

4 Dr. V. Gross, Les Protohelvetes. — Auch im nördlichen Deutschland in
Lychen, Kr. Templin, Prov. Brandenburg, wurde ein Gefäss wie das in Corce-
lettes gefunden. Zeitschr. f. Ethnol. 1887. (400.)
 
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