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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Leiner, Ludwig: Rückblicke auf die Pfahlbautenfunde am Bodensee 1897, [3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0031
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(Bericht 1896. S. 26) sei lieber wieder neu geraacht worden, wenn
Bruch eintrat, so kann ich doch an verschiedenen Fällen nachweisen,
dass solcherlei Gefässe durch Kitten wieder nutzbar gemacht wur-
den. Wir haben aus einer Pfahlbaustelle bei Bodmann einen zer-
sprungenen grösseren Thonkrug, der alte Kittstellen, eine
schwarzbraune harzige Masse über die Sprünge geschmiert, aufweist.
Ebenso von dort ein Henkelstück eines Kruges, an dem losgesprungene
Schülfern unverkennbar mit alter ursprünglicher Kittmasse an den
betreffenden Absplitterungen angeheftet sind.

Aehnliche Kittmasse fand ich an Bodenstücken von Thon-
gefässen, mit weleher sichtlich Riemen von Birkenrinde rings um
ihren Umfang angeklebt sind.

Das Ausstreichen von Hüttenwänden mit Letten ist im Be-
richte 1896. S. 26 kurz erwähnt. An Bruchstücken solcher Lett-
bekleidung kann man noch Abdrücke der Fingerhaut, die ein-
gedrückten Rundungen des Reisigs, das zum Hüttenbau Verwendung
fand, erkennen. Und so kann man auch an sehr grossen Töpfen
und Urnen später aufgelegte und angedrückte Lettmasse zeigen, wie
anderseits an Kittmassen auch die Formen dazu gehörenderTöpferware.

Wie das Kitten ist auch das Flicken und Zusammenheften
von Geflechten, Gespinsten und Geweben zu beachten, wenn auch
diese Kleinarbeit unserer Vorfahren gewöhnlich vornehm übergangen
wird. Wenn man aber das Leben und Werken der Alten ganz zeigen
möchte, gehört, das auch dazu. Man darf sich dabei aber nicht
täuschen lassen. In den verkohlten und vertorften Kleiderstoffen
finden sich auch vertorfte Würzelchen und Fasern, welche die Fäden
der Gewebe förmlich windend dürchwachsen haben.

VII. Zusammensetzuag von Werkstücken.

Natürlieh konnten unsere alten Vorfahren ihre Steinbeile (Be-
richt 1894. S. 13; Bericht 1896. S. 29) in die Dullen, ihr Feuer-
steinwerkzeug in die Handheben, und so manches nicht immer so
fest einkeilen, ohne dass Binden und Kitten dazu kam. Keiie,
von Hirschhorn geschnitten, habe ich zwar auch allein zwischen
Stiel und Hacke aus Hirschhorn gefunden. An Feuerstein-Pfeilspitzen
und Feuerstein-Stechern aber fand ich Spuren von Kitt. Zwischen
Steinbeilen und Hirschhorndullen sieht man noch oft schwarzbraune
Kittmasse.

Wir fanden noch Schnurstücke am Gestängrest einer
Stechharpune (Bericht 1896. S. 29) bei Bodmann. An dem
grossen schönen Pfeilbogen aus Eibenholz (Bericht 1894.
S. 13) sieht man an beiden Enden noch gut die Anbindstellen
der Sehne oder der Schnur, die den Bogen einst gespannt hatte.
Und dass Schmuckcylinderchen, durchbohrte Kugeln, Tierzähne,
Ringe zu Halsschmuck mit Schnüren gefasst und angehängt,
wurden, ist selbstverständlich.
 
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