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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Scheuthle, Wilhelm: Eine vorgeschichtliche Eisenschmelzstätte auf dem Aalbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0035
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29

Diese Steinsetzung war umschlossen von einem zweiten ringför-
migen Aufbau mit 1,70 m innerem Durchmesser, und dieser war
ebenfalls aus unbearbeiteten, durch Lehm verbundenen Steinen zu-
sammengesetzt. In den dadurch gebildeten Hohlraum einsinkend
und das Ganze überdeckend, sass nun eine über 0,5 m mächtige
Lage teils gelbrot, teils ziegelrot gebrannten Thones auf,
wohl die jetzt eingebrochene, aus Lehm gebildete einstige Wölbung
des Schmelzofens, der dadurch naeh oben und nach den Seiten
abgeschlossen war. Ob durch dieselbe, wie wahrscheinlich ist, die
Oeffnungen für das Gebläse geführt waren, konnte nicht mehr nach-
gewiesen werden. Am tiefsten Punkte des Hügels (im W.) zeigte
der obengenannte kreisförmige Aufbau eine Lücke: zwei besonders
grosse, stark geschwärzte Dolomiten sassen sich auf 17 cm Abstand
gegenüber. Der dadurch hergestellte Durchlass bildete zweifellos die
Abflussöffnung für das geschmolzene Erz; denn an dieser Stelle
war die Erde bis auf 0,75 m Tiefe und 2 m im ümkreis geschwärzt
und ganz erfüllt von Erzschlacken und besonders auch von Buchen-

holzkohle, die beim Schmelzprozess verwendet worden war. Wie
heute noch am Hochofen, wurde diese Oeffnung während des Schmel-
zens wahrscheinlich mit Lehm verschlossen.

Leider wurden an Gussstücken, Werkzeugen oder Geräten keine
Funde gemacht, so wünschenswert dies im Hinblick auf die Bestim-
mung des Alters der Schmelzstätte gewesen wäre; nur einige G e -
fässtrümmer aus ganz dunklem Thon mit ziemlich viel Quarz-
körnern kamen zum Vorschein. Es schien, als ob die Schmelzstätte
einst ganz ordnungsgemäss und mit Absicht verlassen worden sei.
Darauf deutete auch der Umstand hin, dass sich nirgends mehr in
der Umgebung Ablagerungsplätze des verarbeiteten Eisenerzes auf-
finden liessen. Auf der Suche nach solchen wurde tibrigens in 16 m
Entfernung unter der Humusdecke eine Feuerstelle mit Ivohle,
Asche und Knochenresten gefunden, deren Zugehörigkeit zu dem
Schmelzofen durch einige beigemengte Erzschlacken erwiesen wurde.
Ueber die Art des verwendeten Erzes kann aber kaum ein Zweifel
hestehen, da allenthalben im oberen weissen Jura der Umgebung
Bohnerz vorkommt und in alter Zeit auch reichlich ausgebeutet
wurde, wie die zahlreichen Gruben in den umliegenden Wäldern
erkennen lassen.
 
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