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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

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Kapff, Ernst: Der römische Begräbnisplatz beim Kastell Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0048
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40

ausgegraben. Von diesen berücksichtige ich hier nur die zu Thon-
krügen gehörigen, deren Vorhandensein einen ungefähren Schluss
auf die Anzahl der aufgedeckten Gräber zulässt. Demnach wären
es etwa 40 an der Zahl.

Von Glasresten wurden nur die durch das Feuer stark de-
formierten Bruchstücke der bekannten Thränenfläschchen vorgefunden.

Eiserne Nägel fanden sich in grosser Anzahl in der Grösse
bis zu 10 cm. Besonders bei denen, die dieses Mass annähernd oder
ganz erreichen, ist nicht anzunehmen, dass sie zu vergangenen
Holzbehältern gehörten, was ja bei einigen anderen der Fall ge-
wesen sein kann, sondern sie bilden offenbar selbständige Beigaben.

Von Bronze fand man 3 Münzen: 1 Hadrian, 1 Domitian (?),
1 unbestimmt; 1 Halsring, 1 Bogenfibula, 1 Löffelchen. Eine beinerne
Nadel wurde mit den Skeletten von 5 Pferden zusammen aus-
gegraben.

Eine nähere Untersuchung der Thongefässe ergab, dass sie
teilweise Gebrauchs-Gefässe waren, während die Mehrzahl der
Krüge und Lämpchen sich als flüchtig gearbeitete Artefakte dar-
stellen, die offenbar lediglich zu dem Zweck der Verwendung als
Grab-Beigaben angefertigt und angekauft wurden. Von den zwei
solider gearbeiteten, sicher für den Gebrauch bestimmten Krügen
liess sich feststellen, dass sie, der Beschaffenheit des Thones nach,
nicht in der Cannstatter Gegend gefertigt sein konnten, während
dies bei den übrigen anzunehmen ist.

Die als Gebrauchslampen anzusehenden Exemplare sind neben
sorgfältigerer Arbeit im allgemeinen noch durch Töpferstempel ge-
kennzeichnet. An der schönsten, aus Terra sigillata gefertigten,
befindet sich ausser dem Stempel Fortis als Schmuck eine schön
modellierte Maske. Ein weiterer Stempel lautet: Sattonis (Gen. von
Satto), und an einem ganz roh gefertigten, deutliche Spuren des
Gebrauchs zeigenden Stixck ist auf der Rückseite in roher, von der
Technik der sonstigen Stempel abweichender Weise, wenn ich recht
lese, die Inschrift:

S A L V
S A

angebracht, was also heissen würde: das Wohl des A ... .

Ob Brand- und Skelettgräber gleichzeitig sind, oder, was wahr-
scheinlicher, die letzteren in eine spätere Periode fallen, lässt sich
nicht entscheiden. Auffallend ist, dass ein Skelett unter einer grossen,
schön zugehauenen Platte aus Stubensandstein lag, die keineswegs
den Eindruck macht, als ob sie ursprünglich zu diesem Zweck be-
stimmt gewesen wäre. Vielleicht stammt sie aus den Trümmern,
die nach der durch frühere Grabung nachgewiesenen erstmaligen
Zerstörung der nahegelegenen Canabae für den allgemeinen Gebrauch
sich darboten. Die Skelette scheinen nur in einem Fall eine Bei-
gabe, in einem Lämpchen bestehend, gehabt zu haben. Ebensowenig
lässt sich entscheiden, ob wir es mit Soldatengräbern oder solchen
der Canabae- bezw. Vicus-Bewohner zu thun haben.
 
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