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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Sixt, Gustav: Münzfund von Frickingen OA. Neresheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0058
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die Weltkugel, überragt von dem christlichen Kreuze, während Leo
in der Rechten die iiber die rechte Schulter gelegte Lanze trägt.
Die Triens zeigen die Kaiser mit dem Diadem geschmückt, nach
rechts blickend. Die Bilder der Kaiser ergeben vielfache Varietäten;
bald ist das Gesicht gedrungen breit, bald schmal und in die Länge
gezogen, und Verschiedenheiten zeigt auch die Gestaltung des Helmes.
Ebenso wechselt die Darstellung der auf der Rückseite aller Stücke
sich findenden Viktoria. Das Gesicht nach vorn gekehrt, ist die
geflügelte Göttin bakl stehend, bald links oder rechts ausschreitend
* dargestellt; sie führt in der Rechten eine Lanze, deren Spitze in das
Christusmonogramm endigt, in der Linken die Kugel mit dem Kreuze.
Ein langes Kreuz trägt Viktoria in der Rechten auf dem Solidus
Leos. Auf den Triensstücken hält sie entweder 2 Kränze, oder in
der einen Hand einen Kranz, in der anderen die Kugel mit dem
Kreuz. Um die Kaiserbüsten der Vorderseite läuft die Inschrift, die
den Namen des Münzherrn mit seinen Titulaturen enthält: D(ominus)
N(oster) ANASTASIVS PERPET(uus) AVG(ust.us) DN JVSTINIANVS
P(ater) P(atriae) AVG. Die Aufschrift der Rückseite ist bei den
Solidi regelmässig VICTORIA AVGGG, während auf den Triens-
stücken VICTORIA AVGVSTORVM ausgeschrieben ist. Unmittelbar
anschliessend stehen bei den Stücken Justinians griechische Buch-
staben in der Bedeutung von Zahlzeichen, welche, wie man annimmt,
die Nummern der verschiedenen Münzwerkstätten in Konstantinopel
1—10 angeben. Aus dieser Verschiedenheit der Münzstätten mag
sich die oben hervorgehobene Verschiedenheit der Typen erklären.
Nur ein Solidus Justinians weicht in seiner Aufschrift von den an-
deren ab, sofern er auf der Vorderseite D. IVSTINIANVS PP, auf
der Rückseite VICTORIA AVG(usti) zeigt. Es stammt dieses Stüek
aus der Zeit, da Justinian noch nicht Kaiser, sondern Mitregent
seines Vorgängers und Oheims Justinus I. (518—527) war. Die
Münzen sind in ihrem Gepräge alle wohl erhalten, manche zeigen
noch Stempelglanz; dagegen sind die meisten mehr oder weniger
beschnitten, weshalb die Stücke hinter dem erforderlichen Gewicht
von 4,49—4,53 g zurückbleiben. Die weit überwiegende Zahl der
Stücke Justinians sowie deren gute Erhaltung macht es wahrschein-
lich, dass die Miinzen während Justinians Regierung in der Erde
geborgen wurden. Mit dieser Annahme stimmen auch die zeit-
geschichtlichen Verhältnisse. Justinian begann seit 536 durch seinen
Feldherrn Belisar eine erfolgreiche Bekämpfung des Ostgotenreiches.
Diesem aber gehörten seit der Besiegung der Alemannen bei Zülpich
(496) die nach Rätien über die Donau geflüchteten Teile dieses
Volkes an. In dieser Gegend aber liegt der Fundort Frickingen.
Die Münzen mögen die Beute eines Kriegers sein, welche dieser aus
den Feldzügen mitbrachte und bei drohender eigener Gefahr in die
Erde vergrub, von wo sie nach 11/2 Jahrtausenden wieder ans Tages-
licht kommen sollten. — Die Versuche, den Fund für das K. Münz-
kabinett zu erwerben, sind an der Forderung des Finders gescheitert.
 
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