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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 18.1910

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Paret, Oscar: Das Steinzeitdorf bei Monrepos
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[Neolithische Zeit]
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https://doi.org/10.11588/diglit.43785#0018
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Knollen als bearbeitet, war häufiger. Speer- und Pfeilspitzen zeugen,
daß gejagt wurde. Schaber, Bohrer und feine Messerchen wurden zu Hause
gebraucht, dazu ein kleines, zierliches Hämmerchen. Das in einer Hütte
gefundene Stück Roteisenstein diente wohl zum Färben des Körpers.
Aus Bein sind gearbeitet: eine Nadel, ganz schwarz gebrannt, Kopf ab-
gebrochen, Länge noch 6,5 cm. Die untere Hälfte des Mittelfußknochens
eines jungen Schafes oder Rehes ist zu einer Ahle von 5 cm Länge zu-
geschliffen. Ein 11 cm langes Stück eines Röhrenknochens ist rings glatt-
geschliffen zu einem Glättwerkzeug. Ein Hornsplitter zeigt Schleifspuren.
Weiter enthielten die Gruben eine Menge Knochen, und zwar meist vom
Rind und Ochsen, von Schaf, Ziege und Schwein. Diese wurden gezüchtet.
Von den Jagdtieren sind vertreten: Edelhirsch, Reh, Dachs und Hase.
Die großen Röhrenknochen sind zur Markgewinnung alle aufgeschlagen.
Der größere Teil der Funde entfällt auf die Scherben der Lon-
ge f ä ß e. Gegenüber der Unpünktlichkeit, die sich in der Ausgestaltung
der meisten Wohngruben zeigt, sind die Gefäße mit großer Sorgfalt her-
gestellt und verziert. Der Ton ist bläulich, grau, braun oder gelb. Die
Dicke der Scherben wechselt zwischen 4 und 15 mm. Gefäßhenkel sind,
wiederum im Gegensatz zu Hoheneck, häufig. Ihre Form und Größe ist
sehr mannigfaltig. Bald sind es kleine oder große Buckel mit und ohne
mittlerer Delle, bald richtige durchbrochene Henkel zum Durchziehen einer
Schnur, an der das Gefäß aufgehängt wurde, oder zum Halten mit der Hand.
Auch eine Art Pfannenstiel kommt vor. Was die Form der Gefäße betrifft,
so ist zu erwähnen ein großer Topf mit weitem Bauch, wie er in kleinerem
Maßstab in Vaihingen a. d. F. gefunden wurde (s. Fundb. XVII, Abb. S. 7). Um
den oberen Rand läuft ein Ring von Fingereindriicken. Dann zwei weitere
Krüge mit engem Hals und senkrechter Durchbohrung der Henkel. Zwei
kugelförmige Gefäße haben nur die Größe einer Faust. Weiteres Geschirr
von meist gröberer Ausführung ist in der Form unsicher, da nur in zu-
sammenhangslosen Scherben vorhanden. Die verzierten Gefäße haben
Halbkugelform mit aufgesetztem senkrechtem oder einwärts gebogenem
Rande. Die Verzierungen, in Linien bestehend, sind teils vor dem Brand
eingedrückt, teils erst nach dem Brand eingeritzt worden. Sie umziehen
die Gefäße als Zickzacklinien oder als Bänder in Form übergeschlagener
Wellen. Auch Felderteilung durch senkrechte Striche mit Ausfüllung
durch ineinanderliegende Rhomben kommt vor. Am schönsten wirken
aber die dreifachen Spiralen und Spiralbänder, die, wenn ein Henkel ihnen
im Wege steht, um diesen sich herumschlingen.
Oberlenningen. Vor ca. 10 Jahren wurde ein Nephritbeil bei O.
gefunden. Besitzer: Oberamtsbaunieister BAiER-Kirchheim. (Mitt,
von Hausverwalter TnuMM-Kirchheim.)
Rißtissen OA. Ehingen. In einem Rübenloch „hinter den Gärten“
östlich vom Ort fand sich neben Sigillaten (s. S. 63) ein Schuhleistenkeil
18,5 cm lang, aus Hornblendegneis (alpin). Altert.-S. A 295. G.
Schussenried. Im Steinhäuser Ried wurde durch einen Ent-
wässerungsgraben des K. Torfwerks in nächster Nähe der ehemaligen
Frankschen Grabungen in nordwest-südöstlicher Richtung einPfahlbau
angeschnitten; auf etwa 10 m Länge wurden Querbalken und senkrechte
Pfähle konstatiert, dazu eine Herdstelle und mehrere Kiesschotterungen
in verschiedenem Niveau. Auf einer Stelle von ca. 3 qm fand man eine
Menge typischer Schussenrieder Topfware, Tierknochen, Hirsch-
stangen, jedoch kein einziges Steinwerkzeug. Ein zugespitztes unteres
Balkenende, das der Berichterstatter aushub, steckte ca. 40 cm im Kies
unter dem Torf. Eine genaue Untersuchung ist geplant. Altert. S.
A 363. G.
 
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