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Ganz, David
Medien der Offenbarung: Visionsdarstellungen im Mittelalter — Berlin, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.13328#0444
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379

Abb. 161 Lucas Cranach d.Ä.
(Umkreis), Gregorsmesse, um
1525, Aschaffenburg, Staats-
galerie, Inv. Nr. 6271

aus dem irdischen Raum der Messhandlung ausgegrenzt, in letzter Konsequenz sogar
vom Altartisch gelöst. Späte Darstellungen des Themas um 1550 durchschneiden
gewissermaßen noch jenes letzte Band, welches im Ihlower Retabel unten und oben
miteinander verknüpfte: etwa ein Retabel Jan II. van Coninxloos78 oder das Triptychon,
das Pieter Pourbus für die Sakramentsbruderschaft der Brüsseler Salvator-Kirche schuf
(Abb. 163).19 Pourbus nutzt die Zweiteilung der Außenflügel, um eine strikte Trennung
zwischen dem eigentlichen Visionsgeschehen und dem Publikum der Messfeier zu
etablieren. Gregor setzt gerade zur Elevation der Hostie an, als die Erscheinung des
Schmerzensmannes in den Raum der Kirche einbricht. Der Sarkophag mit dem Kreuz
steht nicht auf dem Altar, sondern schwebt einige Zentimeter über ihm. Christus, der
Gregor mit erhobenen Händen entgegenschreitet, setzt seine Füße auf einen schmalen
Wolkensaum, ohne das Tuch über dem Altartisch zu berühren. Gerade die Subtilität,
mit der Pourbus die Erscheinung in Wolken nur minimal von der üblichen Verknüp-
fung von Christus und Mensa abgrenzt, wirkt wie ein distinguo, das die Differenz der
neuen Darstellungsweise hervorkehrt.
 
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