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die feinflen Unfer(chiede der Abflufung. Die zwei Säulen am
Flügel der Propyläen zu Athen dürften den vollendetften Aus-
druck vornehmer Haltung zeigen. Wäre der Parthenon etwa
zehn Jahre früher enlftanden, fo dürfte feine Vollendung noch
um einen Grad unübertrefflicher geworden fein.
DIE VOLLKOMMENHEIT DER AUSFÜHRUNG IM
EDELSTEN MATERIALE.
Von der verklärenden, erhebenden Wirkung der künft-
lerifch technifchen Ausführung der athenifchen Heiligtümer
können wir uns keine vollgültige Vorfiellung mehr machen.
Statt zu der kalten Enthaltfamkeit, welche beifpielsweife
der Granit ftets mit fich bringt, gelangte der feine Sinn der
Griechen zum weiten Marmor, der allein die Formvollendung
ermöglicht. Sie greifen zum herrlichften, reinften Material, zu
den reinften, edelften Linien, zu den reinften, fchönften Formen,
um ewige Wahrheiten auszudrücken. Alles fleht da mit einer
noch nie geahnten, nie mehr erreichten Vollkommenheit, wie
von reinen Händen ausgeführt. Alles durchwärmt das Herz,
erfüllt es mit der Wonne himmlifcher Ahnungen, wie es fpäfer
nur noch die einem Mozart von Oben gefchenkten Töne zu
offenbaren vermochten.
Den höchften Ausdruck erreichte das griechifche Gefühl
für Formvollendung und edelfies Material in den chryfele-
phantinen Götterbildern. So unangenehm dergleichen Ver-
bindungen verfchiedener Materialien wirken, wenn fie nicht
von feinfter Künfllerhand herrühren — To verklärend können
Gold, etwas Farbe, ja eingefebte Augen auf Elfenbein oder
Marmor wirken, wenn fie von der Hand großer Meiller ver-
wendet find.
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