an größeren Kathedralen waren oft fünf bis heben projektiert
— himmelan, wie fich die Seele zu ihrem Schöpfer empor-
fchwingt.
Im allgemeinen gefprodien ift die Gotik das Aufblühen
der architekionirchen Ideale der Ralfen gallo - germanifchen
llrfprungs. Man darf fagen, dafj hier jede Spur lateinifcher
Gefühlswerte, jede Spur römifcher Denkmäler, an denen sie
Itufenweife ihre Lehre gemacht, verdrängt und verwifcht ift.
Es blieb nur der an diefen erlernte Sinn für Ordnung übrig.
Zugleich hatten die Nordfranzofen mit der Gotik einen Stil
gerchaffen, der dermalen den Idealen aller gallo-germanrtchen
Völker nördlich von den Alpen entfprach, dah diefe fämllich
hierin ihren Naturalftil zu fühlen glaubten. Und in Frankreich
Telbfi gab es hinfort fiatt fünfundzwanzig Schulen nur noch
eine: die der Gotik. Ihre Unterfchiede find höchltens ver-
gleichbar mit den verfchiedenen Akzenten, mit welchen eine
und diefelbe Sprache gefprochen wird.
Im Aufblühen und in der Entftehung des gotrtchen Stils
dürfen wir zwei Stufen der Entwicklungspläne der göttlichen
Vorfehung erkennen. In diefem Stil erreichten die keltifch-
germanifchen Völker nach achlhundertjährigem Lernen endlich
die Fähigkeit, ihre chriftlichen Ideale auszufprechen; fie äußert
fich in der vertikalen, emporfchiefjenden Kompofitionsweife.
Und demnach rcheint die ihnen anvertraute Miffion die zu fein,
als Vertreter der Sehnkicht aufzutreten.
Die zweite hieran fich knüpfende Miffion befiehl darin,
dak der Norden durch die Gotik fähig geworden war, einen
ebenbürtigen Bund mit den chrillianifierten Errungenfchaflen
der antiken Kultur zu fchlieBen, und die Tochter, welche diefem
idealen Bündnis entfproB, war die Renaifiance.
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— himmelan, wie fich die Seele zu ihrem Schöpfer empor-
fchwingt.
Im allgemeinen gefprodien ift die Gotik das Aufblühen
der architekionirchen Ideale der Ralfen gallo - germanifchen
llrfprungs. Man darf fagen, dafj hier jede Spur lateinifcher
Gefühlswerte, jede Spur römifcher Denkmäler, an denen sie
Itufenweife ihre Lehre gemacht, verdrängt und verwifcht ift.
Es blieb nur der an diefen erlernte Sinn für Ordnung übrig.
Zugleich hatten die Nordfranzofen mit der Gotik einen Stil
gerchaffen, der dermalen den Idealen aller gallo-germanrtchen
Völker nördlich von den Alpen entfprach, dah diefe fämllich
hierin ihren Naturalftil zu fühlen glaubten. Und in Frankreich
Telbfi gab es hinfort fiatt fünfundzwanzig Schulen nur noch
eine: die der Gotik. Ihre Unterfchiede find höchltens ver-
gleichbar mit den verfchiedenen Akzenten, mit welchen eine
und diefelbe Sprache gefprochen wird.
Im Aufblühen und in der Entftehung des gotrtchen Stils
dürfen wir zwei Stufen der Entwicklungspläne der göttlichen
Vorfehung erkennen. In diefem Stil erreichten die keltifch-
germanifchen Völker nach achlhundertjährigem Lernen endlich
die Fähigkeit, ihre chriftlichen Ideale auszufprechen; fie äußert
fich in der vertikalen, emporfchiefjenden Kompofitionsweife.
Und demnach rcheint die ihnen anvertraute Miffion die zu fein,
als Vertreter der Sehnkicht aufzutreten.
Die zweite hieran fich knüpfende Miffion befiehl darin,
dak der Norden durch die Gotik fähig geworden war, einen
ebenbürtigen Bund mit den chrillianifierten Errungenfchaflen
der antiken Kultur zu fchlieBen, und die Tochter, welche diefem
idealen Bündnis entfproB, war die Renaifiance.
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