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Erft nach langem Studium und vielfachen Reifen, belonders
in Italien und Frankreich wird es möglich. Einbliche in die
Abfichten der Architekten der Früh- und Hoch-RenaifTance
zu erlangen, und die unermeßlichen Schaße der nie zur Aus-
führung gelangten Bau- und Stilgedanken zu ahnen.
Abgefehen von den nur in Skizzen, Entwürfen oder
Modellen erhaltenen Baugedanken, beflehen diefe hiftorifchen
Dokumente nur zu oft in kleinen, kaum begonnenen oder ver-
ftümmelten, in weil auseinander liegenden Ortfchaften zerftreuten
Fragmenten. Bald find es Anfänge liegengebliebener Neu-
bauten, bald nur teilweife vollendete oder fortgeführie, in
älterem Stile begonnene Werke, bald endlich Reparaturen
oder Reftaurationen fchadhafter Teile gotifcher Kirchen.
Einem gewiffenhaflen, nach Vollftändigkeit Itrebenden
Studium diefer Fragmente ifl es allein möglich zu erkennen,
daß die hier aufgeftellten Behauptungen keine bloßen Phan-
tafien meinerfeits find, wie es leicht dem Hiftoriker oder
Literaten erfcheinen könnte, der der architektonifchen Schulung
entbehrt. Nur dem fchöpferifchen Geilte des Architekten ift
es möglich, aus den erwähnten Fragmenten die Abfichten
ihrer Urheber zu erkennen und zu würdigen.
Die Richtigkeit der hier erwähnten Tatfachen wird viel-
fach auch durch Aktenmaterial beftätigt. In den Plänen aus
der Entfiehungsphafe des Doms von Pavia wird einmal auf
die Sophienkirche in Konftantinopel hingewiefen, ihren Grund-
riß hat Giuliano da Sangallo in feinem Codex barberinanus, jeßt
Vaticanus abgebildet. Und eine der Skizzen Bramanies für
St. Peter fcheint ebenfalls von der Hagia Sophia beeinflußt1).

’) Siehe meine „Urfprünglichen Entwürfe für St. Peter in Rom", S. 144.
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