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komm!, von der Notwendigkeit diefes Eingreifens eines go-
tifchen Elementes nicht recht überzeugt Ichien. Seitdem habe
ich öfters an Cannizaro denken muffen, und geflehe, da§
ich allmählich fein Zögern begreife. Betrachtet man die fchöne
Formenentwicklung am Dom von Pifa, und die wundervollen
Fortfehritte, die am Baptifterium vor dem Eindringen der go-
tifchen Formen zu fehen find; befrachtet man ferner die zu-
nehmende Veredelung und Neubelebung der antiken Formen
hier und anderswo in Italien, fo darf man fich allerdings
fragen, wie weit diefe auffteigende Bewegung hätte gehen
können, und ob nicht ftatt Renaiflance das Wort Wieder-
gen e Tung der Antike, infofern Italien in Befracht kommt,
eine richtigere Bezeichnung der Ereigniffe wäre — da von
einem gänzlichen Ausfterben antiker Elemente nicht gefprochen
werden kann.
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DAS CHRISTENTUM UND DIE KUNST.
Wenn man fich unfere Menfchheit nicht ohne Gefchichte
und Wiffenfchaft denken kann, und wir beiden unendliche
Wohltaten verdanken, fo mug der wahre Künftler, der ein
Schöpfer ift, doch erkennen, dafj beide nur zu oft wie dazu
beflimml fcheinen, die Luft mit Irrtümern zu vergiften, und zwar
nur deshalb, weil die FoHcher und Gelehrten felbft keine
Schöpfer find. Infolgedefien verliehen fie die Schöpfung Gottes
nicht. — Oder fie beobachten und beurteilen fie mit der-
felben bornierten Verblendung und Frivolität, welche die mo-
dernen Feuilletoniften und Zeitungsreporter zu
einer der Plagen und Gefahren der Menfchheit
gemacht haben.
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