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Wenn es nun auch leider, gerade unter den modern Tein
wollenden Kunftpräiendenten, die fich für Künftler ausgeben,
nur zu viele gibt, die vielleicht noch tchlimmer als jene
Feuilletonifien und Journalifien find, To gibt es doch auch noch
ernlle Kiinfiler, denen die Kunfi heilig ifi. Und dielen liegt
die Pflicht ob, viel häufiger als es gefchieht, fich als Schöpfer
zu bemühen, Front gegen die Irrtümer der irregeführten un-
gläubigen Gelehrten zu machen, und fie auf ihren Unfinn hin-
zuweilen, dem fie nur anheimfallen, weil fie keine Schöpfer find.
Unter die Irrtümer oder Halbirrtümer, die oft ebenfo
fchlimm find als die ganzen Irrtümer, gehört die Anficht vieler,
daß das Chriftentum der Kunfi prinzipiell feind-
lich fei. Namentlich fcheint diefe Anficht in gewißen Kreifen
unter uns Protefianten geläufig zu fein.
Das Chriftentum ifi im Gegenieil die einzige Macht, welche
in der Architektur die ganze Gewalt der Sehnfuchf des
Menfchen nach den höchfien Idealen befriedigen kann.
Allein die Liebe des Gottes, den uns Chrifius offenbart,
ifi unendlich heilig, abfolut mächtig und vollkommen genug,
um Raum Für die Entfaltung der höchfien Ideale der Voll-
kommenheit, Großartigkeit und Majefiät zu gewähren, welche
die Architektur als Himmelstochter für ihre Kompofitionskrafi
verlangt. Das Chriftentum allein ifi fähig, die höchfien Ideale
der Architektur in unferer Seele zu erwecken, zu leiten und
vollkommen zum Ziele zu führen.
Und was ich hier als Architekt von der Architektur zu
ragen im Stande bin, ifi wohl ebenfo wahr für alle übrigen
Gebiete wahrer Kunfi 1 Für die Poefie, die Quelle aller
Künfie in des MenTchen Seele, und für die Mufik, für Skulptur
und Malerei, für alle zeichnenden Künfie und für die Garten-
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