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EPILOG ZUR PETTENKOFEN-AUSSTELLUNG.1

Die im Wiener Künstlerhaus anläßlich der hundertsten Wiederkehr von August Pettenkofens
Geburtstag veranstaltete Gedächtnisausstellung, die ja zum ersten Male an der Hand von Originalen
einen systematischen Überblick über seine gesamte künstlerische Tätigkeit bot, brachte, wie nicht
anders zu erwarten stand, auch für den mit Pettenkofens Werk Wohlvertrauten manches Neue.
Hauptsächlich davon und von einigen anderen Arbeiten des Künstlers, die außerhalb der Ausstellung
seit dem Erscheinen der großen Monographie über ihn2 neu aufgetaucht sind, soll hier die Rede sein.

Auf der Ausstellung war die Lithographie mit dem Bildnis des Wiener Steinzeichners Eduard
Kaiser zu sehen, die auf dem bisher einzig bekannten Abzug im Kupferstichkabinett der Hof-
bibliothek (jetzt in der Albertina) mit Bleistift signiert und vom Jahre 1844 datiert ist. Die Aus-
stellung nun ließ Herrn Schriftsteller Eduard Kapralik erkennen, daß sich in seinem Besitz ein
zweites Exemplar dieser Lithographie befinde, das er so freundlich war mir zu zeigen. Es ist
beschnitten und mit Bleistift, aber nicht von der Hand Pettenkofens, folgendermaßen beschrieben:
»Onkel Max Hoffinger«. Ob sich dieser Vermerk auf den Dargestellten oder vielleicht auf einen
früheren Besitzer des Blattes bezieht, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Jedenfalls war ein
Bildnis des Herrn Max Hoffinger nicht nachweisbar. Es muß hier aber auch daran erinnert werden,
daß sich die Agnoszierung des Dargestellten als Eduard Kaiser, mit dem freilich Pettenkofen
zusammen arbeitete und gut bekannt war, lediglich auf die alte Überlieferung in der Hofbibliothek
stützt. Mir ist kein anderes Bildnis Eduard Kaisers bekannt geworden als eine Altersphotographie
in der Fideikommißbibliothek, und auf Grund dieser läßt sich nicht mit völliger Bestimmtheit sagen,
daß der durch das Lichtbild wiedergegebene Greis und der von Pettenkofen auf den Stein ge-
zeichnete junge Mann ein und dieselbe Person seien.

Noch vor der Ausstellung machte mich Herr Dr. Ignaz Schwarz auf eine Lithographie auf-
merksam, die ihm der Kunsthandel zugetragen hatte und die in meinem Buche fehlt. Daß sich dieses
Blatt gefunden hat, ist darum erfreulich, weil nunmehr Anzahl und Gegenstand aller Blätter der
Serie »Komische Lebensbilder«, die von Pettenkofen zusammen mit Zampis auf den Stein ge-
zeichnet und 1847 und 1848 von Alois Leykum in Wien verlegt wurde, endgültig feststehen. Das
Blatt trägt die Nummer 53?, und gerade diese hat bisher noch gefehlt. Das von mir unter Nummer 108
auf Seite 328 des Pettenkofen-Wcrkes verzeichnete Blatt, ein Probedruck vor aller Schrift, war ur-
sprünglich gewiß für die Folge gedacht, ist dann aber aus irgendwelchem Grunde fortgelassen worden.

Die Lithographie stellt rechts einen Herrn dar, wohl einen Skribenten, weil er hinterm Ohr
die Feder trägt. Er ist in Pantoffeln, hat ein Hauskäppchen auf und hält eine Pfeife in der Hand.
Vorne steht ein junger Offizier. Ausgestattet ist der Raum, in dem die Szene spielt, hinten mit einem
offenen, fast leeren Kasten, in den ein Beamter, einen Aktenfaszikel unter der Achsel, hineinsieht.
Links hinten steht mit verschränkten Armen ein Soldat.

l Vgl. des Unterzeichneten Einleitung zum Katalog der Ausstellung (März 1922) und Aufsatz über diese in der Kunstzeitschrift »Belvedere«,
Wien, I. Jahrg. (1922), S. 124 f.

- Arpad Wcixlgürtner, August Pettenkofen. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, 2 Teile. Wien 1916.

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