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DIE KÖLNISCHE MALEREI

genannt wird. Von einem Bilde der Verherrlichung Mariens empfing ein
Dritter seinen Namen, und nicht viel mehr als zwei Flügeltafeln mit Dar-
stellungen aus der Legende des heiligen Georg sind von einem Vierten bekannt.
Allein in dem Werke des Meisters der Verherrlichung Mariens wirkt die
Tradition der Lochnerschen Kunst lebendig fort. Es ist wohl denkbar, daß
der jüngere in der Werkstatt des älteren Meisters das Handwerk erlernt habe.
Er blieb dem Schönheitsideal seines Lehrers treu in der lieblichen Bildung seiner
heiligen Mädchen mit ihren hohen Stirnen und schweren Augenlidern und
zierlichen Mündchen. Die thronende Maria seines berühmten Verherrlichungs-
bildes (Abb. 108) leitet sich unmittelbar von Lochners Madonnenbildern her,
seine Epiphanie bildet Züge aus der Anbetung des Dombildes weiter, und wenn
sie zugleich Einzelheiten aus Rogiers Kolumbaaltar wörtlich entlehnt, so be-
zeichnet sie am besten die Stellung des Meisters zwischen zwei Zeiten.
Die neue Lehre hatte auch der Meister der Verherrlichung bereits ver-
nommen, der auf einem seiner Bilder die vollständigste und getreueste Ansicht
des alten Köln überliefert hat. Aber nur ängstlich wird das Neue aufge-
nommen, mehr kopierend als eigen gestaltend. Den Sinn der Kunst des Rogier
hat der Meister nicht verstanden. Er weiß nichts von der Lockerung des Bild-
gefüges, von der Durchsichtigkeit des Aufbaus. Er ballt noch die Gruppen
zu festen, unauflöslichen Formgebilden, die durch geschlossene Konturen be-
grenzt werden. Reihen von Köpfen werden in altertümlicher Weise überein-
andergeschichtet, ohne daß den Möglichkeiten körperlichen Daseins der Gestalten
Rechnung getragen ist.
In seiner vergleichsweise konservativen Gesinnung stand der Meister der
Verherrlichung allein innerhalb der kölnischen Kunst nach der Jahrhundert-
mitte. Andere ergaben sich leichter dem Eindruck der neuen Malerei, und der
Meister der novellistisch erzählenden Darstellungen aus dem Leben des heiligen
Drachentöters Georg (Abb. no) erweist sich in seinen zierlich bewegten Ge-
stalten, die nach neuester höfischer Mode gekleidet sind, wie in der kompli-
zierten räumlichen Anlage, die über die Grenzen der Tafeln hinweg mehrere
Szenen auf dem gemeinsamen Boden einer einheitlichen Landschaft zusammen-
bezieht, als ein gelehriger Schüler der jüngsten niederländischen Malerei.
Die Tonart liebenswürdiger Plauderei, die hier angeschlagen ist, stand der
kölnischen Kunst wohl an. Von dem aufrührerischen Geist, der die Werke der
oberdeutschen Meister der voraufgegangenen Generation charakterisierte, war
sie unberührt geblieben. Die Gewaltsamkeit seiner Zeitgenossen in schwäbischen
und fränkischen Landen war Lochners stiller Kunst fremd. Die Stimmung
 
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