HINRIK FUNHOF IN HAMBURG
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ländische Art wird die modische Kleidung behandelt. Kostbare Stoffe und das
Metall der Geräte, das Steinwerk der Architektur und die Wiesen und Felsen und
Bäume der Landschaft werden mit aller Liebe am Feinen und Kleinen malerisch
unterschieden. Bei Nebenmotiven wie den Musikanten des Hochzeitsmahles
verweilt der Künstler fast lieber als bei der Schilderung der Hauptszenen.
Aber überall offenbart sich eine unbefangene Erzählerfreude und eine frische
Erfindungsgabe, die niemals in Verlegenheit gerät und nicht auf Anleihen aus
der Fremde angewiesen ist, da eine natürliche Begabung keine Schwierigkeiten
zu kennen scheint. Niemals wurde der Drachenkampf des heiligen Georg zier-
licher und beweglicher geschildert als in dem graziösen Todesstoß der gewiß
unmöglich geführten Lanze (Abb. 105).
Mit einer solchen Erfindung bereicherte Funhof den Formenschatz der Zeit.
Dankte er den Niederlanden die Richtung seiner Kunst, so besaß er doch ein
zu starkes und eigenwüchsiges Talent, um nicht das Werk seines Lehrers
selbständig weiter zu bilden. So eng er sich an Dirk Bouts anschloß, so hoch
erhebt er sich über kleinere Gesinnungsgenossen in Deutschland, die zeitlebens
ihren niederländischen Lehrmeistern verpflichtet blieben.
Die Werkstatt, der Hinrik Funhof vorstand, scheint durch lange Zeit den
Altarbedarf der Stadt und Umgegend im wesentlichen gedeckt zu haben. Funhof
übernahm sie von seinem Vorgänger Hans Bornemann, dessen Witwe er heiratete,
und nach seinem Tode im Jahre 1485 folgte als dritter Gatte und Meister
Absalon Stumme, neben dem Hinrik, ein Sohn des alten Hans Bornemann,
tätig gewesen zu sein scheint. So sollte man vermuten, daß durch Jahrzehnte
eine Tradition sich gebildet habe, aber der Denkmälerbestand ist in Hamburg
zu weit gelichtet, um eine sichere Vorstellung von der Kunstweise der Meister,
deren Namen man kennt, gewinnen zu lassen.
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ländische Art wird die modische Kleidung behandelt. Kostbare Stoffe und das
Metall der Geräte, das Steinwerk der Architektur und die Wiesen und Felsen und
Bäume der Landschaft werden mit aller Liebe am Feinen und Kleinen malerisch
unterschieden. Bei Nebenmotiven wie den Musikanten des Hochzeitsmahles
verweilt der Künstler fast lieber als bei der Schilderung der Hauptszenen.
Aber überall offenbart sich eine unbefangene Erzählerfreude und eine frische
Erfindungsgabe, die niemals in Verlegenheit gerät und nicht auf Anleihen aus
der Fremde angewiesen ist, da eine natürliche Begabung keine Schwierigkeiten
zu kennen scheint. Niemals wurde der Drachenkampf des heiligen Georg zier-
licher und beweglicher geschildert als in dem graziösen Todesstoß der gewiß
unmöglich geführten Lanze (Abb. 105).
Mit einer solchen Erfindung bereicherte Funhof den Formenschatz der Zeit.
Dankte er den Niederlanden die Richtung seiner Kunst, so besaß er doch ein
zu starkes und eigenwüchsiges Talent, um nicht das Werk seines Lehrers
selbständig weiter zu bilden. So eng er sich an Dirk Bouts anschloß, so hoch
erhebt er sich über kleinere Gesinnungsgenossen in Deutschland, die zeitlebens
ihren niederländischen Lehrmeistern verpflichtet blieben.
Die Werkstatt, der Hinrik Funhof vorstand, scheint durch lange Zeit den
Altarbedarf der Stadt und Umgegend im wesentlichen gedeckt zu haben. Funhof
übernahm sie von seinem Vorgänger Hans Bornemann, dessen Witwe er heiratete,
und nach seinem Tode im Jahre 1485 folgte als dritter Gatte und Meister
Absalon Stumme, neben dem Hinrik, ein Sohn des alten Hans Bornemann,
tätig gewesen zu sein scheint. So sollte man vermuten, daß durch Jahrzehnte
eine Tradition sich gebildet habe, aber der Denkmälerbestand ist in Hamburg
zu weit gelichtet, um eine sichere Vorstellung von der Kunstweise der Meister,
deren Namen man kennt, gewinnen zu lassen.