Paris
mit 3x/2 Quadratellen Inhalt), in entsprechender Ausführung und Güte, wie unlängst
von Fourdy an den Prince de la Roche sur Yon geliefert. Der Stückpreis wird mit
22 1. 10 s. vereinbart (115). Von Interesse ist die dekorative Lösung des Vorwurfs:
„les armes dudit prince, garnies de timbres et lambrequins par le milieu et aux quatre
coings une armoirie, avec l'ordre tout ä l'entour dud. prince et aussi l'esoripture par
les bords . . .". Von Personenfolgen, die zweifellos gleichfalls in dem Atelier des
Meisters entstanden — schon die Verbindung mit namhaften Pariser Wirkern spricht
hierfür — ist mir bislang nichts näheres bekannt.
Um 1560 unterhält Pierre Blanc in der rue Comtesse-d'Artois ein Atelier von nennens-
wertem Umfang. Von ihm stammt u. a. ein Chorstuhlbehang mit Episoden aus dem
Leben des heiligen Vinzenz. Der Vertrag zwischen dem Meister und Thilbert Barjot,
dem Präsidenten des Großen Rates, datiert vom 8. April 1562. Der Quadratellenpreis
beläuft sich auf 9 livres 10 sous; der Behang geht als fromme Gabe an die Kirche
Saint-Germain-l'Auxerrois. Ob die beiden bereits vorhandenen Teppiche der Folge
gleichfalls im Blancschen Atelier entstanden waren, ist nicht ohne weiteres ersichtlich.
Bemerkenswert ist die kurze Frist der Herstellung, die Ablieferung hat in 2V2 Monaten
zu erfolgen.
Von Bedeutung zu Ende des 16. Säkulums ist der Betrieb des Pierre Du Moulin am
Sankt-Johannes-Kirchhof. Am 4. Oktober 1585 beschließt der Staatsrat der Bretagne
— das Herzogtum besaß bis zur großen Revolution seine eigene Verwaltung — die
heraldischen Behänge des Versammlungssaales zu Nantes, die sich in einem recht
schlechten Zustande befanden, zu entfernen und durch eine neue, würdige Folge zu
ersetzen. Jeder der sechs Behänge — 3 Ellen hoch, 3x/a Ellen breit — zeigt das gleiche
Motiv: „semee d'un coste" des fleurs de lys et armes de France et l'autre d'ermines
(schwarze Hermeline auf weißem Grunde) et armes de Bretagne, et par le hault
bordee d'une couronne ä hault florons de la mesme sorte et facon qu'estoit la dicte
vieille tapisserye". Der Baldachin des Hochsitzes wird mit Stickereien — Lilie und
Hermelin ■— geschmückt; Julien Bergeron, ein in Angers ansässiger angesehener Sticker,
übernimmt die Bearbeitung. Zunächst setzen sich die Staaten mit dem Pariser Maler
Robert Paign6 in Verbindung, der die Durchführung der Kartons für die Wandteppiche
bereitwillig zusagt; am 8. April 1586 quittiert Meister Robert (Pennier) über den
Betrag von 8 Livres «pour avoyr faict deux pourtraitz de tappicerye", die beiden
Wappenembleme auf heraldischem Grunde, die auf allen Behängen der Folge in
gleicher Gestalt wiederkehrten. Am 19. April 1586 schließt Florimont Hus, Seigneur
de la Giraudiere, als Beauftragter den grundlegenden Vertrag mit „Pierre de Meilin,
maitre tapissier de haulte lisse ä Paris, demourant au cymetiere Sainct Jehan, enseigne
du Mouton blanc". Die Einzelbestimmungen bringen eine ausgiebige Beschreibung der
Folge, die sich im übrigen mit den Vorschriften, die dem Maler als Leitfaden dienten,
decken. Eigenartig ist die Lösung der Bordüren. In der Mitte der oberen Fassung
erscheint die Herzogskrone, umgeben von Lorbeerzweigen; in den beiden oberen
Ecken prangen gekrönte verschlungene LA — die Initialen Ludwigs XII. von Frank-
reich und seiner Gattin Anna, Herzogin von Bretagne —, in den unteren Zwickeln
die F C Franz I. und seiner Gemahlin Claude; die Mitten der seitlichen Leisten zeigen
die Devise des Königs ((manet ultima (coelo)", die Initiale H (Heinrich III) überhöht
von drei Kronen — Frankreich, Polen und die Himmelskrone —, begleitet von Sternen;
die Mitte der unteren Fassung trägt die drei gekreuzten Monde Katharinas von Medici
oder Heinrichs IL; über den Grund der Bordüre ist ein Muster von Palmen und Lor-
beerzweigen gestreut. Als Ergänzungsauftrag gelangt eine gewirkte Decke für den
großen Tisch des Versammlungssaales zur Ausführung — 3 Ellen lang, 1'% Ellen breit—,
die ohne Bordüren und Wappenschilder zur Hälfte das Lilien-, zur Hälfte das Hermelin-
muster zeigt. Die Wirkereien sind bis zum 15. August 1587 fertigzustellen, als Ein-
heitspreis für die Pariser Quadratelle kommen vier Goldtaler in Ansatz, der Gesamt-
preis beläuft sich auf 270 Taler; als Vorschuß werden 104r/3 Taler gewährt (116).
Bereits nach vier Monaten ist der Auftrag erledigt. Die Schnelligkeit der Arbeit er-
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mit 3x/2 Quadratellen Inhalt), in entsprechender Ausführung und Güte, wie unlängst
von Fourdy an den Prince de la Roche sur Yon geliefert. Der Stückpreis wird mit
22 1. 10 s. vereinbart (115). Von Interesse ist die dekorative Lösung des Vorwurfs:
„les armes dudit prince, garnies de timbres et lambrequins par le milieu et aux quatre
coings une armoirie, avec l'ordre tout ä l'entour dud. prince et aussi l'esoripture par
les bords . . .". Von Personenfolgen, die zweifellos gleichfalls in dem Atelier des
Meisters entstanden — schon die Verbindung mit namhaften Pariser Wirkern spricht
hierfür — ist mir bislang nichts näheres bekannt.
Um 1560 unterhält Pierre Blanc in der rue Comtesse-d'Artois ein Atelier von nennens-
wertem Umfang. Von ihm stammt u. a. ein Chorstuhlbehang mit Episoden aus dem
Leben des heiligen Vinzenz. Der Vertrag zwischen dem Meister und Thilbert Barjot,
dem Präsidenten des Großen Rates, datiert vom 8. April 1562. Der Quadratellenpreis
beläuft sich auf 9 livres 10 sous; der Behang geht als fromme Gabe an die Kirche
Saint-Germain-l'Auxerrois. Ob die beiden bereits vorhandenen Teppiche der Folge
gleichfalls im Blancschen Atelier entstanden waren, ist nicht ohne weiteres ersichtlich.
Bemerkenswert ist die kurze Frist der Herstellung, die Ablieferung hat in 2V2 Monaten
zu erfolgen.
Von Bedeutung zu Ende des 16. Säkulums ist der Betrieb des Pierre Du Moulin am
Sankt-Johannes-Kirchhof. Am 4. Oktober 1585 beschließt der Staatsrat der Bretagne
— das Herzogtum besaß bis zur großen Revolution seine eigene Verwaltung — die
heraldischen Behänge des Versammlungssaales zu Nantes, die sich in einem recht
schlechten Zustande befanden, zu entfernen und durch eine neue, würdige Folge zu
ersetzen. Jeder der sechs Behänge — 3 Ellen hoch, 3x/a Ellen breit — zeigt das gleiche
Motiv: „semee d'un coste" des fleurs de lys et armes de France et l'autre d'ermines
(schwarze Hermeline auf weißem Grunde) et armes de Bretagne, et par le hault
bordee d'une couronne ä hault florons de la mesme sorte et facon qu'estoit la dicte
vieille tapisserye". Der Baldachin des Hochsitzes wird mit Stickereien — Lilie und
Hermelin ■— geschmückt; Julien Bergeron, ein in Angers ansässiger angesehener Sticker,
übernimmt die Bearbeitung. Zunächst setzen sich die Staaten mit dem Pariser Maler
Robert Paign6 in Verbindung, der die Durchführung der Kartons für die Wandteppiche
bereitwillig zusagt; am 8. April 1586 quittiert Meister Robert (Pennier) über den
Betrag von 8 Livres «pour avoyr faict deux pourtraitz de tappicerye", die beiden
Wappenembleme auf heraldischem Grunde, die auf allen Behängen der Folge in
gleicher Gestalt wiederkehrten. Am 19. April 1586 schließt Florimont Hus, Seigneur
de la Giraudiere, als Beauftragter den grundlegenden Vertrag mit „Pierre de Meilin,
maitre tapissier de haulte lisse ä Paris, demourant au cymetiere Sainct Jehan, enseigne
du Mouton blanc". Die Einzelbestimmungen bringen eine ausgiebige Beschreibung der
Folge, die sich im übrigen mit den Vorschriften, die dem Maler als Leitfaden dienten,
decken. Eigenartig ist die Lösung der Bordüren. In der Mitte der oberen Fassung
erscheint die Herzogskrone, umgeben von Lorbeerzweigen; in den beiden oberen
Ecken prangen gekrönte verschlungene LA — die Initialen Ludwigs XII. von Frank-
reich und seiner Gattin Anna, Herzogin von Bretagne —, in den unteren Zwickeln
die F C Franz I. und seiner Gemahlin Claude; die Mitten der seitlichen Leisten zeigen
die Devise des Königs ((manet ultima (coelo)", die Initiale H (Heinrich III) überhöht
von drei Kronen — Frankreich, Polen und die Himmelskrone —, begleitet von Sternen;
die Mitte der unteren Fassung trägt die drei gekreuzten Monde Katharinas von Medici
oder Heinrichs IL; über den Grund der Bordüre ist ein Muster von Palmen und Lor-
beerzweigen gestreut. Als Ergänzungsauftrag gelangt eine gewirkte Decke für den
großen Tisch des Versammlungssaales zur Ausführung — 3 Ellen lang, 1'% Ellen breit—,
die ohne Bordüren und Wappenschilder zur Hälfte das Lilien-, zur Hälfte das Hermelin-
muster zeigt. Die Wirkereien sind bis zum 15. August 1587 fertigzustellen, als Ein-
heitspreis für die Pariser Quadratelle kommen vier Goldtaler in Ansatz, der Gesamt-
preis beläuft sich auf 270 Taler; als Vorschuß werden 104r/3 Taler gewährt (116).
Bereits nach vier Monaten ist der Auftrag erledigt. Die Schnelligkeit der Arbeit er-
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