van den Planken und Comans
Am Boden winden sich gefesselte Gefangene; den Hintergrund deckt eine Trophäe:
der Panzer ist umrahmt von Lanzen, Hellebarden, Morgensternen, Feldzeichen und den
kaiserlichen Adlern. Der achte Behang — der dritte Teppich der Serie I — schildert
das Zusammentreffen des Kaisers mit seinem Sohne Crispus nach der siegreichen See-
schlacht von Gallipoli (H. 4,58 m, L. 3,97 m). Das Motiv ist gleichfalls allegorisch ge-
löst. Zwischen Vater und Sohn lagert Neptun, auf den Dreizack gestützt — auch die
Siegesgöttin fehlt nicht —; im Hintergrunde blaut das Meer. Es folgt ein Behang der
A C R-Reihe: die Gründung Konstantinopels (H. 4,62 m, L. 4,87 m). Zwei Baumeister
erläutern dem lorbeergekrönten Kaiser, den ein Vertrauter begleitet, den Plan der
neuen Stadt. In den Lüften schwebt ein riesiger Adler, im Schnabel den Siegeskranz.
Das Feld ist übersät von Säulenteilen und Architravstücken; eifrig sind die Steinmetzen
an der Arbeit. Im Hintergrunde zur Linken ragt ein Stadtbild, Galeeren füllen den
Hafen. Im letzten Behänge gelangt die Kreuzesfindung durch die Kaiserin Helena zur
Wiedergabe (Serie I: H. 4,69 m, L. 4,76 m; A C R-Reihe: H. 4,70 m, L. 5,15 m). Eine
Gloriole umstrahlt das Haupt der frommen Fürstin. Ergriffen beugt ihr kaiserlicher
Sohn vor dem „wahren Kreuze" das Knie; ein Patriarch in reichem Brokatgewande
verfolgt etwas teilnahmslos den Vorgang. Eine Palastanlage mit vorgelagerter Terrasse —
zwei bärtige Männer stehen an der Freitreppe — schließt den Grund.
Eine weitere Serie im französischen Staatseigentum ist identisch mit Nr. 46 des alten
Kronbesitzes. Bronzefarbene Ranken decken den blauen Grund, heraldische Lilien
füllen die Ecken, das von Palmen begleitete Hoheitszeichen von Frankreich erscheint
in der Mitte der oberen Bordüre. Die Behänge sind durchgängig unsigniert. Sie gingen
wahrscheinlich mit der Liquidation der Werkstatt Raphaels van den Planken mit ver-
schiedenen anderen Reihen in den Besitz der Krone über. Die Mehrzahl der Motive
ist uns bereits bekannt. Wir finden die Vermählung Konstantins (H. 4,80 m, L. 5,68
m); die Erscheinung des Zeichens Christi (H. 4,73 m, L. 5,85 m); die Taufe (H. 4,80 m,
L. 4,68); das Labarum (H. 4,80 m, L. 3,30 m); die Schlacht (H. 4,87 m, L. 6,65 m); den
Kampf an der Milvischen Brücke (H. 4,83 m, L. 7,10 m); Konstantins Krönung durch
die Siegesgöttin (H. 4,75 m, L. 3,40 m); die Gründung Konstantinopels (H. 4,80 m, L.
4,10 m); die Kreuzesfindung (H. 4,80 m, L. 4,10 m); den Einzug in Rom in zwei Exemp-
laren (H. 4,82 m, L. 5,30 m; H. 4,80 m, L. 4,40 m) und den Tod Konstantins (H. 4,90 m,
L. 4,36 m). Neu sind uns die beiden letzten Behänge: Der siegreiche Konstautin reitet,
gefolgt von dem Träger der Standarte mit dem Zeichen Christi, begleitet von Heer-
führern und Liktoren, in die Hauptstadt ein. Roma, eine gewappnete Frauengestalt,
in der Rechten die Statue der Siegesgöttin, eilt dem Helden entgegen; die Senatoren
heben huldigend die Hände. In den Lüften schwingen sich die Genien des Ruhmes
und Nachruhmes. In der Sterbeszene übergibt Konstantin seinen drei Söhnen Kon-
stantin IL, Konstantius und Konstans die Herrschaft. Der Kaiser ruht auf reichge-
schnitztem Bette, er reicht mit der Rechten den Reichsapfel dem lorbeergekrönten
Sohne. Eigenartig wirkt die Gestalt des Geistlichen mit dem Doppelkreuze. Eine
weinende Frau sitzt zu Häupten des Lagers, ein Hund liegt im Halbschlaf. Bemerkens-
wert ist die Ausbildung der Bettpfosten, die in Pfeilspitzen auslaufen, ein Motiv, das
sich mehrfach in den Rubensschen Entwürfen findet — es sei nur an die Mars und
Roma-Allegorie der Decius-Mus-Sorie erinnert (Abb. 304, Teil I, Niederlande).
Verschiedene Behänge der besprochenen Konstantinsfolgen aus französischem Staats-
besitz erschienen auf der Ausstellung altbelgischer Kunst im Jahre 1910 (72). Die
Kritik war sich, abgesehen von Einzelheiten, in dem Punkte einig, daß die golddurch-
wirkten Teppiche nicht entfernt die malerische Tiefe und Kraft der Rubensschen
Originale erreichten. Die blühenden Inkarnattöne, eine der hervorstechendsten Eigen-
arten des großen flämischen Meisters, haben sich in matte, allzubraune, gewaltsam ab-
gestufte Nuancen gewandelt. Der Vorwurf ist, rein malerisch genommen, nicht un-
berechtigt. Wir finden die Erscheinung bei fast allen Wiedergaben Rubensscher Bild-
teppichentwürfe — es sei nur an die Decius-Mus-Folge, die Geschichte des Achilles
und den Triumph des Abendmahles erinnert. Tatsächlich liegt die Schuld weniger
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Am Boden winden sich gefesselte Gefangene; den Hintergrund deckt eine Trophäe:
der Panzer ist umrahmt von Lanzen, Hellebarden, Morgensternen, Feldzeichen und den
kaiserlichen Adlern. Der achte Behang — der dritte Teppich der Serie I — schildert
das Zusammentreffen des Kaisers mit seinem Sohne Crispus nach der siegreichen See-
schlacht von Gallipoli (H. 4,58 m, L. 3,97 m). Das Motiv ist gleichfalls allegorisch ge-
löst. Zwischen Vater und Sohn lagert Neptun, auf den Dreizack gestützt — auch die
Siegesgöttin fehlt nicht —; im Hintergrunde blaut das Meer. Es folgt ein Behang der
A C R-Reihe: die Gründung Konstantinopels (H. 4,62 m, L. 4,87 m). Zwei Baumeister
erläutern dem lorbeergekrönten Kaiser, den ein Vertrauter begleitet, den Plan der
neuen Stadt. In den Lüften schwebt ein riesiger Adler, im Schnabel den Siegeskranz.
Das Feld ist übersät von Säulenteilen und Architravstücken; eifrig sind die Steinmetzen
an der Arbeit. Im Hintergrunde zur Linken ragt ein Stadtbild, Galeeren füllen den
Hafen. Im letzten Behänge gelangt die Kreuzesfindung durch die Kaiserin Helena zur
Wiedergabe (Serie I: H. 4,69 m, L. 4,76 m; A C R-Reihe: H. 4,70 m, L. 5,15 m). Eine
Gloriole umstrahlt das Haupt der frommen Fürstin. Ergriffen beugt ihr kaiserlicher
Sohn vor dem „wahren Kreuze" das Knie; ein Patriarch in reichem Brokatgewande
verfolgt etwas teilnahmslos den Vorgang. Eine Palastanlage mit vorgelagerter Terrasse —
zwei bärtige Männer stehen an der Freitreppe — schließt den Grund.
Eine weitere Serie im französischen Staatseigentum ist identisch mit Nr. 46 des alten
Kronbesitzes. Bronzefarbene Ranken decken den blauen Grund, heraldische Lilien
füllen die Ecken, das von Palmen begleitete Hoheitszeichen von Frankreich erscheint
in der Mitte der oberen Bordüre. Die Behänge sind durchgängig unsigniert. Sie gingen
wahrscheinlich mit der Liquidation der Werkstatt Raphaels van den Planken mit ver-
schiedenen anderen Reihen in den Besitz der Krone über. Die Mehrzahl der Motive
ist uns bereits bekannt. Wir finden die Vermählung Konstantins (H. 4,80 m, L. 5,68
m); die Erscheinung des Zeichens Christi (H. 4,73 m, L. 5,85 m); die Taufe (H. 4,80 m,
L. 4,68); das Labarum (H. 4,80 m, L. 3,30 m); die Schlacht (H. 4,87 m, L. 6,65 m); den
Kampf an der Milvischen Brücke (H. 4,83 m, L. 7,10 m); Konstantins Krönung durch
die Siegesgöttin (H. 4,75 m, L. 3,40 m); die Gründung Konstantinopels (H. 4,80 m, L.
4,10 m); die Kreuzesfindung (H. 4,80 m, L. 4,10 m); den Einzug in Rom in zwei Exemp-
laren (H. 4,82 m, L. 5,30 m; H. 4,80 m, L. 4,40 m) und den Tod Konstantins (H. 4,90 m,
L. 4,36 m). Neu sind uns die beiden letzten Behänge: Der siegreiche Konstautin reitet,
gefolgt von dem Träger der Standarte mit dem Zeichen Christi, begleitet von Heer-
führern und Liktoren, in die Hauptstadt ein. Roma, eine gewappnete Frauengestalt,
in der Rechten die Statue der Siegesgöttin, eilt dem Helden entgegen; die Senatoren
heben huldigend die Hände. In den Lüften schwingen sich die Genien des Ruhmes
und Nachruhmes. In der Sterbeszene übergibt Konstantin seinen drei Söhnen Kon-
stantin IL, Konstantius und Konstans die Herrschaft. Der Kaiser ruht auf reichge-
schnitztem Bette, er reicht mit der Rechten den Reichsapfel dem lorbeergekrönten
Sohne. Eigenartig wirkt die Gestalt des Geistlichen mit dem Doppelkreuze. Eine
weinende Frau sitzt zu Häupten des Lagers, ein Hund liegt im Halbschlaf. Bemerkens-
wert ist die Ausbildung der Bettpfosten, die in Pfeilspitzen auslaufen, ein Motiv, das
sich mehrfach in den Rubensschen Entwürfen findet — es sei nur an die Mars und
Roma-Allegorie der Decius-Mus-Sorie erinnert (Abb. 304, Teil I, Niederlande).
Verschiedene Behänge der besprochenen Konstantinsfolgen aus französischem Staats-
besitz erschienen auf der Ausstellung altbelgischer Kunst im Jahre 1910 (72). Die
Kritik war sich, abgesehen von Einzelheiten, in dem Punkte einig, daß die golddurch-
wirkten Teppiche nicht entfernt die malerische Tiefe und Kraft der Rubensschen
Originale erreichten. Die blühenden Inkarnattöne, eine der hervorstechendsten Eigen-
arten des großen flämischen Meisters, haben sich in matte, allzubraune, gewaltsam ab-
gestufte Nuancen gewandelt. Der Vorwurf ist, rein malerisch genommen, nicht un-
berechtigt. Wir finden die Erscheinung bei fast allen Wiedergaben Rubensscher Bild-
teppichentwürfe — es sei nur an die Decius-Mus-Folge, die Geschichte des Achilles
und den Triumph des Abendmahles erinnert. Tatsächlich liegt die Schuld weniger
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