Gobelins
Tanzszenen fehlen; die Durchschnittshöhe beträgt 4,90 m. Die letzte Reihe, 1693 bis
1704 gewirkt, ging als königliches Geschenk (1730) an Franz III., den letzten Herzog
von Lothringen, den späteren Kaiser und Gemahl Maria Theresias. Die Folge zählt
heute zu dem Bestände der österreichischen Textilsammlung, die Höhenmaße betragen
durchgängig 5 m.
Vereinzelte Stücke der Raffaelschen Fabelserie finden sich in Privatsammlungen u. a.
der Raub der Helena (ohne Bordüren) auf Schloß Cheverny, Venus und Adonis (gleich-
falls bordürenlos) kamen mit der Sammlung Charles Laurent (15./20.VI- 1896) auf den
Markt; über den Verbleib des „Venuswagens" und eines nicht näher erläuterten Mo-
tives aus dem Nachlasse Louis-Philipps (28. L 1852) ist mir nichts näheres bekannt.
5. Fructus Belli nach Giulio Romano.
Handelte es sich bei den beiden mythologischen Serien immerhin noch um eine
freie Verarbeitung Raffaelscher Fresken — die Stiche des Agostino Veneziano und des
Marc Antonio Raimondi spielen eine gewisse Rolle —, so stellen die Gobelinsfolgen
der «Früchte des Krieges", «der Taten des Scipio", der «Jagden Kaiser Maximilians",
der «Monate" in Rankenfassung und der „Lukasmonate" lediglich Kopien hochwertiger
Brüsseler Renaissancereihen dar.
Als Vorbild diente die unter Nr. 22 der nicht golddurchwirkten Serien im Kron-
inventar eingetragene Brüsseler Folge der „Fructus Belli" (29), vordem im Besitze des
Kardinals Mazarin. Die Motive erfuhren 1685/1686 eine gewisse Überarbeitung „pour
reformer plusieurs parties de lad. tapisserie."
Die „Früchte des Krieges" beginnen mit der „Söldnerlöhnung", auch als „Beute-
verteilung" bezeichnet, es folgen das „Mahl des Heerführers", die „Ankunft des Truppen-
leiters im Zeltlager", die „Belagerung einer Stadt", die „Schlacht", die „eroberte
Stadt", der „Triumphwagen" (Abb. 109), „Belohnung und Bestrafung". Die erste und
einzige Kopie der „Fructus Belli" übernehmen 1685/1686 die Basselisse-Werkstätten
von Mozin und De la Croix; die Teppiche erscheinen als genaue Spiegelbilder der
Mazarinschen Folge. Die Reihe ist noch vollständig im französischen Garde-Meuble
vorhanden; die Höhen variieren zwischen 4,73 m und 4,93 m. 1706/1710 beginnen
Souet, De la Fraye und der ältere De la Croix die Durchführung einer aus sechs Be-
hängen zusammengestellten Zwischenfensterserie unter Verwendung von Teilabschnitten
der großen Teppiche, u. a. bringt „das Mahl" die linke Seite des Hauptstückes; der
Kopist geht in seiner Gedankenlosigkeit so weit, sogar die Inschrift NON SINE
FASTIDIO im Spiegelbilde zu wiederholen. Bis auf ein Entrefenetres — rechte Partie
der eroberten brennenden Stadt —, das bei dem Brande der Gobelins 1871 zugrunde
ging, sind die Zwischenfensterstücke dem französischen Staatsbesitze erhalten geblieben.
6. Die Taten Scipios nach Giulio Romano.
Die „Taten des Scipio" werden gleichfalls nur einmal in Basselissetechnik in den
Werkstätten Mozins und des älteren De la Croix 1688—1690 auf die Gezeuge gelegt
und durch sechs Zwischenfensterstücke (1706—1710, Le Blond, De la Croix d.Ä.) er-
gänzt. Als Vorlage diente der sogenannte «kleine Scipio" mit dem Wappen des
Jacques d'Albon, marechal de Saint-Andre (geb. 1524, gefallen 1562). Die zehn großen
Behänge schildern das Auslaufen der Flotte, den Empfang der Gesandten Karthagos
durch Scipio, den Angriff auf Karthago, das Festmahl, die Großmut Scipios, die
Schlacht bei Zama, Scipio im Kampf, die Verhandlungen Hannibals und Scipios am
Flußufer, die Schlacht im bergigen Gelände, die Verbrennung des Lagers der Nu-
midier (30). Die Haupt- und Zwischenfensterserie ist mit Ausnahme der «Großmut"
und des «kämpfenden Scipio" mit acht und sechs Behängen im französischen Garde-
Meuble noch vorhanden (Abb. 110).
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Tanzszenen fehlen; die Durchschnittshöhe beträgt 4,90 m. Die letzte Reihe, 1693 bis
1704 gewirkt, ging als königliches Geschenk (1730) an Franz III., den letzten Herzog
von Lothringen, den späteren Kaiser und Gemahl Maria Theresias. Die Folge zählt
heute zu dem Bestände der österreichischen Textilsammlung, die Höhenmaße betragen
durchgängig 5 m.
Vereinzelte Stücke der Raffaelschen Fabelserie finden sich in Privatsammlungen u. a.
der Raub der Helena (ohne Bordüren) auf Schloß Cheverny, Venus und Adonis (gleich-
falls bordürenlos) kamen mit der Sammlung Charles Laurent (15./20.VI- 1896) auf den
Markt; über den Verbleib des „Venuswagens" und eines nicht näher erläuterten Mo-
tives aus dem Nachlasse Louis-Philipps (28. L 1852) ist mir nichts näheres bekannt.
5. Fructus Belli nach Giulio Romano.
Handelte es sich bei den beiden mythologischen Serien immerhin noch um eine
freie Verarbeitung Raffaelscher Fresken — die Stiche des Agostino Veneziano und des
Marc Antonio Raimondi spielen eine gewisse Rolle —, so stellen die Gobelinsfolgen
der «Früchte des Krieges", «der Taten des Scipio", der «Jagden Kaiser Maximilians",
der «Monate" in Rankenfassung und der „Lukasmonate" lediglich Kopien hochwertiger
Brüsseler Renaissancereihen dar.
Als Vorbild diente die unter Nr. 22 der nicht golddurchwirkten Serien im Kron-
inventar eingetragene Brüsseler Folge der „Fructus Belli" (29), vordem im Besitze des
Kardinals Mazarin. Die Motive erfuhren 1685/1686 eine gewisse Überarbeitung „pour
reformer plusieurs parties de lad. tapisserie."
Die „Früchte des Krieges" beginnen mit der „Söldnerlöhnung", auch als „Beute-
verteilung" bezeichnet, es folgen das „Mahl des Heerführers", die „Ankunft des Truppen-
leiters im Zeltlager", die „Belagerung einer Stadt", die „Schlacht", die „eroberte
Stadt", der „Triumphwagen" (Abb. 109), „Belohnung und Bestrafung". Die erste und
einzige Kopie der „Fructus Belli" übernehmen 1685/1686 die Basselisse-Werkstätten
von Mozin und De la Croix; die Teppiche erscheinen als genaue Spiegelbilder der
Mazarinschen Folge. Die Reihe ist noch vollständig im französischen Garde-Meuble
vorhanden; die Höhen variieren zwischen 4,73 m und 4,93 m. 1706/1710 beginnen
Souet, De la Fraye und der ältere De la Croix die Durchführung einer aus sechs Be-
hängen zusammengestellten Zwischenfensterserie unter Verwendung von Teilabschnitten
der großen Teppiche, u. a. bringt „das Mahl" die linke Seite des Hauptstückes; der
Kopist geht in seiner Gedankenlosigkeit so weit, sogar die Inschrift NON SINE
FASTIDIO im Spiegelbilde zu wiederholen. Bis auf ein Entrefenetres — rechte Partie
der eroberten brennenden Stadt —, das bei dem Brande der Gobelins 1871 zugrunde
ging, sind die Zwischenfensterstücke dem französischen Staatsbesitze erhalten geblieben.
6. Die Taten Scipios nach Giulio Romano.
Die „Taten des Scipio" werden gleichfalls nur einmal in Basselissetechnik in den
Werkstätten Mozins und des älteren De la Croix 1688—1690 auf die Gezeuge gelegt
und durch sechs Zwischenfensterstücke (1706—1710, Le Blond, De la Croix d.Ä.) er-
gänzt. Als Vorlage diente der sogenannte «kleine Scipio" mit dem Wappen des
Jacques d'Albon, marechal de Saint-Andre (geb. 1524, gefallen 1562). Die zehn großen
Behänge schildern das Auslaufen der Flotte, den Empfang der Gesandten Karthagos
durch Scipio, den Angriff auf Karthago, das Festmahl, die Großmut Scipios, die
Schlacht bei Zama, Scipio im Kampf, die Verhandlungen Hannibals und Scipios am
Flußufer, die Schlacht im bergigen Gelände, die Verbrennung des Lagers der Nu-
midier (30). Die Haupt- und Zwischenfensterserie ist mit Ausnahme der «Großmut"
und des «kämpfenden Scipio" mit acht und sechs Behängen im französischen Garde-
Meuble noch vorhanden (Abb. 110).
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