Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0383
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nancy. La Malgrange

schränkung, weiterarbeitet. Seit den sechziger Jahren tritt die Bildwirkerei stark in
den Hintergrund, das Gesuch um Patentbestätigung von 1766 spricht von den „Privi-
leges, franchises, exceptions et immunites attaches ä la dite manufacture de tapisseries,
tours de lit et bergames de laine". Charles Leopold Andreu de ßilistein äußert
sich 1782 in seinem „Essai sur le duche de Lorraine et de Bar" ausführlicher über
die Eigenart der Werkstatt (35); sein Urteil bestätigt im wesentlichen die Ausführungen
Durival's (1779).

Wie die einfachen Durand'schen Wirkereien beschaffen waren, illustriert weiterhin
mit genügender Deutlichkeit die Ausschreibungsgegenüberstellung gelegentlich der
Ausstattung verschiedener Räumlichkeiten im alten Justizpalaste zu Nancy (1770). Es
kommen grobe, mit Lilien übersäte Wirkereien in Frage. Die Quadi atelle Aubussoner
Arbeit erscheint mit 20 Livres, die von Felletin mit 15 Livres und die von Nancy mit
nur 12 Livres im Ansatz (36).

Neben der Manufaktur der Gebrüder Durand sind verschiedene kleinere Unter-
nehmungen urkundlich bezeugt. Wenig geklärt ist die Tätigkeit des Nicolas Mangin
(Mengin), des Vaters des uns bereits bekannten Meisters Sigisbert; ein Antoine Mangin
erscheint 1704 in den Kirchenbüchern von Nancy.

Der Beachtung schon eher würdig erscheint das Atelier des Jean Bellat, der einer
bekannten Aubussoner Wirkerfamilie entstammt. Die Gründung der Werkstatt datiert
vom 10. August 1734. Staats- und Stadtregierung stehen dem Unternehmen durchaus
freundlich gegenüber. Als Beihilfe zum Aufbau der Gestühle, wohl auch der Arbeits-
räume, werden dem Meister kostenlos 30 Eichen aus dem Stadtforst von Nancy über-
wiesen. Uber die weitere Entwicklung der Manufaktur schweigen die Belege. J. Guif-
frey erwähnt ferner einen Franz Couder (37), der von 1748—1754 in der Hauptstadt
Lothringens ein bescheidenes Unternehmen durchhält. Ein N. Dosquet betreibt zu Be-
ginn der großen Revolution in Nancy eine kleine Tapisseriewerkstatt. Sein Ehrgeiz
scheint sich weniger künstlerischen als politischen Zielen zugewandt zu haben; er be-
kleidet 1789 als Vertreter des 3. Standes ein Mandat in Paris. Louis Flesselles arbeitet
1793 in Senones; augenscheinlich handelte es sich um einen Tapezierer im heutigen
Sinne.

Ähnlich wie zeitweise in den Gobelins übernehmen die Gesellen und Meister von
La Malgrange hier und da auch private Aufträge, die sich allerdings im wesentlichen
auf Reparaturarbeiten beschränken. In Frage kommen in erster Linie Jean Depois
(du Poix) und sein Sohn Charles, die bereits 1724 (im Dienste des Herzogs Franz III.)
mit schwierigen Instandsetzungen betraut wurden, die sich 1728 der Achilles- und
Romulusfolge, 1734 eines Behanges der Mosesserie annehmen.

365
 
Annotationen