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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0471
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Turin

reichen, farbenfrohen, stark bildmäßig erfaßten Erzeugnisse der Gobelins im Sinne de
Troy's, andererseits ist der Einfluß der königlichen Arazzeria zu Neapel ■— namentlich
in der Farbengebung — nicht von der Hand zu weisen. Unzweifelhaft eignet Yittorio
Demignot und seinem Sohne Francesco ein hohes künstlerisches und technisches
Können; die Behänge Turins, soweit das 18. Jahrhundert in Frage kommt, vermögen
sich durchaus mit denen der führenden zeitgenössischen Großmanufakturen Frankreichs
und der Niederlande zu messen. Außer Beaumont betätigen sich auf dem Gebiete
der Entwurf- und Kartonbearbeitung Matteo Franceschini, Laurent (Lorenzo) Pescheux,
G. Domenico Molinari, Feiice Manassero, Vittorio Blanchery, Antonio Scarzella, Vittorio
Amadeo u. a. mehr. Das Ableben Claudio Beaumont's (21. VI. 1766) reißt eine schwer
ersetzbare Lücke, die Manufaktur verwendet Entwürfe des venezianischen Meisters
Giovan Battista Crosato (1695—1756) und des neapolitanischen Malers Francesco De-
mura (1696—1782) für eine Äneas-Folge. Mit der Ernennung des Lorenzo Pescheux
(1785) zum Mitdirektor der Manufaktur (neben Bruno) tritt eine gewisse Beruhigung
ein, der Meister ist für das Unternehmen bis zu seinem Tode (1821) tätig; das Wirken
seines Nachfolgers, des Benedetto Pescheux, ist naturgemäß nur von kurzer Dauer.
Als Spezialist in der Durchführung von Landscliaftsfolgen ist in erster Linie Vittorio
Amedeo Cignaroli, neben Francesco Antoniani, tätig (3).

Trotz des dauernd schwachen Atelierbestandes sind die uns überkommenen Turiner
Behänge — durchgängig noch im italienischen Staatsbesitz — verhältnismäßig zahl-
reich. Die Erhaltung ist fast in allen Fällen vorzüglich. Als erste große Serie (1731
bis 1741) erscheint die Geschichte Alexanders des Großen (Königliches Schloß, Turin,
Palazzo Ducale d'Aosta, Turin) (4).

1. Der jugendliche Alexander empfängt das Szepter, signiert Gl. Bomonius (Claudio
de Beaumont). P.DS Por R.us In.* Vic.r Demignot Tau.8 Fe* (5).

2. Der Held zu Pferd, gezeichnet Vitt. Demigod T. Fecit.

3. Alexander am Grabe Achills, V. Dem. T.
4 Der König und Diogenes.

5. Alexander durchhaut den gordischen Knoten, Vittorio Demignot. fecit.

6. Die Vermählung mit Roxane, V°. Demignot.

7. Zwei schmale Stücke: Krieger mit Abzeichen und Banner.

Die Bordüren sind von seltenem Reiz. Medaillonköpfe betonen die Mitten der
oberen Rahmen, Blumengewinde spannen sich in den größeren Stücken nach den
ausgeklinkten Ecken, in denen Putten ihr Wesen treiben; allegorische Figuren füllen
die unteren Zwickel. Bei den Zwischenfensterbehängen beschränkt sich die obere
Fassung auf das von Putten flankierte Medaillon, als Gegenstück lagern unten besiegte
Im ieger neben der Waffentrophäe der Mitte.

Es folgt die in der Zeit von 1744 bis 1750 als erste große Arbeit des neuen Leiters
Francesco Demignot entstandene Geschichte Julius Casars mit drei Schmalteppichen —

1. Ein Krieger stürzt sich in den Kampf, Fran.cus Demignot F." Tau.ni 1744 ^j.

2. Ein Soldat schwingt die Lanze gegen einen Schwertträger, Fran.cns Demignot
F. Tau. 1746

3. Ein Krieger tötet den vom Pferde gestürzten Gegner, Fran.ous Demignot f."
Tau.ni 1747 —

und sieben Stücken (zum Teil große Teppiche, zum Teil Zwischenfensterbehänge):

1. Cäsar und Kleopatra (aus dem Atelier des Antonio Dini).

2. Die ägyptische Königin begibt sich nach dem Palaste des siegreichen Gegners
(gleichfalls aus Dinis Werkstatt).

3. Der Feldherr wendet schaudernd den Blick von dem Haupte des Pompejus (von
Vittorio Demignot).

4. Cäsar und Amiclate (von Vittorio Demignot).

5. Schlacht bei Pharsala, signiert d. D. Ae. Cl.u9 Bomonius P* F.us Demignot F." T.ni

1749 (aus der Werkstatt des Fr Demignot).

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