Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0476
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Spanien

Ungeklärt ist ferner, ob der 1430 von Alfonso Y. von Aragon aus Flandern berufene
Guillem d'Uxelles (Yxelles, de Vexell, Ovexe), der von dem königlichen Schatzmeister
am 18. Mai den hohen Betrag von 1000 Gulden „per certes raons" und am 6. Sep-
tember 1431 die Rückreise Vergütung erhält (4), überhaupt in Spanien als Wirker tatig
war; die Annahme, daß es sich um die Bezahlung eines umfangreichen Teppich-
auftrags handelt, den der Meister oder der Faktor eines größeren flämisch-brabantischen
Wirkereiateliers persönlich zur Ablieferung brachte, liegt — zumal ähnliche Transporte
urkundlich des öfteren belegt sind — viel näher.

Philipp der Schöne, der Erbe der spanischen Krone, der Sohn Marias von Burgund
und Kaiser Maximilians, der Gatte der kastilianischen Erbin Johanna, beschäftigt ledig-
lich Tournaiser und Brüsseler Künstler. Sein Aufenthalt in Spanien ist nur vorüber-
gehend, bereits am 25. September 1504 schließt der junge Herrscher in Burgos die
Augen. Kaiser Karl Y. und sein Sohn Philipp betrauen ausschließlich die großen Brüsseler
Ateliers mit ihren Aufträgen, deren Durchführung unter der starken Ebbe der fiskali-
schen Kasse allzu sehr zu leiden hat. Trotzdem bestehen im 16. Jahrhundert in
Spanien verschiedene kleinere Atelierbetriebe, die jedoch nicht auf den landesherrlichen
Bedarf eingestellt sind, sondern in erster Linie für die Stände, Städte und Kirchen
arbeiten. Eine heimische Manufaktur in größerem Maßstabe erweist sich erst nach
Loslösung der niederländischen Erblande von Spanien als lebensfähig, die Staatsmanu-
fakturen zu Madrid erlangen im 18. Jahrhundert eine nennenswerte Bedeutung.

458
 
Annotationen