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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0280
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Die Brüder van Eyck. 39
Malern des Jahrhunderts; Giovanni Santi, der Vater Raphaels, nennt als die gefeiertesten
Meister in Brügge „il §run Cannes, e'l äisoepvl ku^ero" — den großen Jan und seinen Schüler
Rogier (van der Wehden). Dieselben Namen zeichnet der florentiner Baumeister Filarete vor allen
Anderen aus; Vasari nannte den Hubert in der ersten Ausgabe seiner Biographien gar nicht, in
der zweiten erwähnt er ihn nur ganz beiläufig rc. Erst die genauere Prüfung aller älteren
Nachrichten und die Untersuchung der erhaltenen Gemälde, namentlich seitdem 1823 die alte In-
schrift unter dem genter Altarwerke aufgefunden wurde, die weiter unten mitzutheilen ist, hat
Hubert in seine gebührende Stelle gesetzt.
Auch über den jüngeren Bruder war wenig genug bekannt, bis unermüdliche Forschungen
endlich wenigstens einige feste Daten über sein Leben gegeben haben. Da Jan van Ehck nicht
ganz vierzehn Jahre nach seinem Bruder und zwar in jüngerem Alter als dieser gestorben ist, so muß
er mindestens vierzehn Jahre nach ihm, d. h. frühestens 1480 geboren sein. Mehrere Umstände aber
machen es wahrscheinlich, daß seine Geburt noch später anzusetzen ist. Er war der Schüler seines
Bruders, und zwar hat das Verhältniß etwas von dem des Vaters zum Sohne; es wird gesagt, daß er
nicht nur jünger als sein Bruder gestorben, sondern daß „diese edle Blume früh von dieser Welt
geschieden" ist, was von einem Sechziger kühn zu behaupten wäre; auf dem genter Altarwerke, auf
dem die Bildnisse beider Brüder neben einander erscheinen, beträgt der Unterschied im Alter unbe-
dingt allermindestens zwanzig Jahre (von dem früher sogenannten Selbstportrait vom Jahre
1434, welches sich in der National Galerh zu London befindet, und nach dem geschichtlichen Nach-
weise James Weale's den Jean Arnolfini (Jehan Arnoulphin), Compagnon und Agenten des Tuch-
händlers Marc Guidecon in Lucca, und seine Frau Jeanne de Chenanh darstellt, muß nach diesen
Ergebnissen zum Zwecke der Altersbestimmung Umgang genommen werden); es existirt keine Nach-
richt und kein beglaubigtes Bild, um seine Thätigkeit vor 1420 nachzuweisen; er verheiratete sich
erst 1430. Alle diese Momente zusammen genommen lassen es kaum wahrscheinlich, daß er lange
vor der vermuthlichen Uebersiedelung seiner Eltern von Maesehck nach Gent (gegen 1491) geboren
sein sollte.
Seinen Unterricht empfing Jan von seinem älteren Bruder Hubert. Einen Gönner fand er
an Johann von Bayern, dem Bruder des regierenden Herzoges Johann von Burgund. Derselbe
war 1390 im Alter von siebzehn Jahren Bischof von Lüttich geworden; ein Aufstand der Bürger, die
einen Gegenbischof auf seinen Stuhl setzten, veranlaßte einen Krieg, den er unterstützt von seinem
Bruder führte. Es kam 1408 zu der Entscheidungsschlacht bei Ottee in der Nähe von Maestricht,
welche die Wiedereinsetzung des vertriebenen Bischofes zur Folge hatte. Beide Brüder erhielten von
diesen Ereignissen Beinamen: Der Herzog wurde „saus peur" (der Unerschrockene) genannt wegen
seiner Tapferkeit in der Schlacht; der Bischof hieß fortan „8un8 pltie" (der Unbarmherzige oder
der Grausame) wegen des Blutbades, mit welchem er seinen Eintritt in die Stadt — wie soll man
sagen — feierte oder besudelte, und bei dem 23,000 Männer, Frauen und Kinder umgekommen sein
^sollen. Auch sein Bruder Wilhelm, Gras von Holland, hatte ihn bei dem Feldzuge unterstützt.
Zum Dank versuchte er, als Wilhelm 1417 gestorben war, seine Nichte Jacqueline ihres Erbes zu
berauben. Als der Versuch mißglückte, legte er seine bischöfliche Würde nieder, um sich durch Ver-
heiratung mit Elisabeth von Görlitz, der verwittweten Herzogin und Erbin von Luxemburg, schad-
los zu halten. Der liebenswürdige Herr starb plötzlich am 6. Januar 1425, ohne Leibeserben zu

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