Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Günther, Hubertus
Bramantes Tempietto: die Memorialanlage der Kreuzigung Petri in S. Pietro in Montorio, Rom — München, Univ., Diss., 1973

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5896#0085
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 75 -

Der Tempietto als "Siegeszeichen Petri"

Aus Avignon zurückgekehrt versuchten die Päpste
einer neuerlichen Wegführung ins Exil oder politi-
scher Entmachtung entgegenzuwirken. Deshalb führten sie
der Christenheit vor Augen, daß allein Rom als Haupt-
stadt der Welt gelten muß. Restauratio Romae bedeu-
tet die Vergegenwärtigung des Anspruchs, daß Rom die
Nachfolge der alten urbs und Jerusalems angetreten
hat. Die Aufwertung antiker Kunst, Philosophie und
Politik, die sich damit verbindet, ist der Kunstge-
schichte ein geläufiges Phänomen. In den Zusammenhang
gehört auch eine ausgedehnte theologische Neubesin-
nung.

Die berühmte "Domine, quo vadis?"-Legende berich-
tet, daß Christus in Petrus nochmals gekreuzigt wur-
de« Mehr als alles andere bestätigt daher das Marty-
rium des Apostelfürsten Rom als neues Jerusalem. Je-
doch gerade dies bedeutende Geschehnis konnte nicht
iokalisiert werden.1

Die mittelalterlichen Mirabilien vertreten über-
einstimmend die Meinung, daß Petrus im Vatikan, nahe
der Engelsburg gekreuzigt wurde; um den fremden Pil-
gern eine Vorstellung von der Lage des nicht näher zu
bestimmenden Ortes zu vermitteln, beschreiben sie ihn
mit Hilfe zweier von den Zeugnissen direkt oder indi-
rekt erwähnten Gebäude: Er soll zwischen zwei Meten
gelegen haben, der unter Alexander VI. abgetragenen
Romulus-Pyramide, die man für ein Wahrzeichen der
Naumachie des Nero hielt, und dem "tiburtinum Nero-
nls", das bei der Engelsburg gelegen und ihr ähnlich
Sesehen haben soll.2 Diese Überlieferung war im Lauf
der Zeit, besonders wohl während des Exils der Kirche,
arg verwirrt worden, so daß sie kaum noch den Angaben
 
Annotationen