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826

Romane von Walter Scott.

zeugte. Denn während seiner Abentheuer hat sieb die von dem
Könige Unterzeichnete Anweisung an die Schottische Schatzkam-
mer aus seinen Händen verloren, und er vermag so die nöthi-
gen Gelder nicht einzuziehen. Doch jetzt greift sein Diener Ri-
chard, ^ls rettende Macht, ein. Er hat sich der Tochter des al-
ten Wucherers angenommen, und ihr Geld verschasst ihm die
Einlösungssumme. Ja nicht dieses allein, auch der verächtliche
Dalgarno findet durch den räuberischen Hauptmann seine wohl-
verdiente Strafe aus der Reise nach Schottland, und der Räu-
ber, welcher der Mörder des alten Wucherers gewesen, lallt
unter Richards Hand. Bei Hofe gestaltet sich alles auf das gün-
stigste. Nicht nur hat sich Hermione schon früher als des Lords
Verwandte enthüllt; der König thut nun auch selbst dar, dass
Margaretha Ramsay aus einem alten Stamme entsprossen; und so
ihrer Vermählung mit Nigel, dessen Aufmerksamkeit erst in dem
Kerker recht auf sie geleitet wurde, nichts im Wege stehe. Der
alte königliche Herr nimmt selbst an dem Vermählungsfeste An-
theil, und die Geschichte schliesst, vollkommen nach Weise ei-
nes Romancs, damit, dass Richard mit seiner ihm aber auch an-
getrauten alten Braut, der Martha, der Tochter des Wucherers,
erscheint und die eingelöste Baronie in die Hände des rechtmäs-
sigen Besitzers zurückgibt.
Was wir hier dargelegt haben, ist indessen nur eine An-
deutung der reichen Verschlingung dieser Dichtung, die beson-
ders in den ersten Theilen unvergleichliche Darstellungen, wie
sogleich der Eingang die Scenen bei Hofe u. s. w., enthält.
Aber sibermässig lang weilt sie in den Schlünden der Elsatia,
wo sie bis zu dem moralisch Widerlichen und Eckclhaften hin-
absteigt, so dass wir unwillkührlich bei verschiedenen Scenen ei-
nes Bildes gedenken mussten, das wir in der Gallerte einer
Stadt am Maine sahen, und das sehr trefslich eine Operatton dar-
stellt, die an einem Theile vorgenommen wird, den sonst der
Anstand zu enthüllen verbietet. Auch gerathen in dem dritten
Theile die Personen, so zu sagen, mit sich selbst in Wider-
spruch, indem sie in den beiden ersten Bänden, Wo auch die
kleinsten Ereignisse mit grosser Ausführlichkeit behandelt sind,
überall als thätige, selbst handelnde Wesen, in dem dritten aber
wm Figuren, von denen nur noch berichtet wird, erscheinen.
Ausserdem stört nicht wenig der Contrast zwischen den Unge-
heuern Leistungen des Zufalls und der sonst grossen Natürlich-
keit der handelnden d^ersonen und dem ganz der tVirkhchkcit
und der Geschichte nachgebildeteu Leben.
Mehr, als m allen andern, entsernt sich der Dichter in dem
 
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