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fLotd-Rochette Msf. de la R^yol. Helvetique.
und den Bewohnern des Landes war jede Freiheit des Gewer-?
bes entzogen.
Zwar hatten die kleinen Cantone, vorzüglich Schwyz,
Uri und Unterwalden noch am besten den Geist ihres ur-
sprünglichen Bündnisses und der reinen Democratie erhalten,
aber sie waren keineswegs frei von den Unvollkommenheiten
des einen und. den Mjssbiäuchen der andern. Abergläubisch,
roh, stolz auf die ehemals erfochtenen Siege und auf die ge-
genwärtige Souyerainität, verlangte das Volk bei der selte-
nen Ausübung dieser geschmeichelt und dabei bezahlt zu
werden; war dieses bei der jährlichen Wahl seiner Beamten
geschehen, so kümmerte es sich nicht weiter um seine Frei-
heit,
Bei allen diesen Mängeln war die Schweiz in Europa
das Land, dessen Zustand alle andere Nationen hätten beneid
den können. Die Gesetzgebungen der einzelnen Cantone wa-t
ren den Localverhältnissen augepasst, und ans. ihnen hervor-?
gegangen; eben so waren es die Einrichtungen einzelner Di-
stricte und Gemeinden, ohne dais diese dabei die Normen
der Cantone beibehalten hätten, denen sie angehörten. Eine
Folge hiervon war die Festigkeit dieser einmal durch die
Zeit als passend bewährten Einrichtungen. Ueberall fand
Unverletzlichkeit der Personen und des Eigenthums Statt,
und die Basis derselben war so fest gegründet, dass eine
höchst unbedeutende bewaffnete Macht zur Erhaltung jener
und zur innern Sicherheit völlig hinreichend schien.
In den meisten Cantonen und vorzüglich in Bern lebte
der Bauer in glücklichem Wohlstand, den ihm regelmässige
Ordnung und Thätigkeit verschafft hatte. Mit sehr mäisi-
gen Einkünften hatten die einzelnen Cantone grosse Dinge
gethan. Zürich hatte zahlreiche, wohl unterhaltene und reich
dotirte Hospitäler und andere Wohlthätigkeitsanstalten;
Bern hatte mit gleicher Freigebigkeit seine Fürsorge auf alle
zufällige Unglücksfälle ausgedehnt; ebenso zeichneten sich
andere grössere und kleinere Städte durch ähnliche Anstalten
aus. Ueberall waren Strassen zumTheil unter grossen Schwie-
rigkeiten gebaut, und die Gasthöfe selbst in scheinbar völlig
unwirthbaren Gegenden bewiesen durch ihr Inneres den
herrschenden Wohlstand des Landes. Dieser aber begünstigte
die Industrie in einem hohen Grade welche namentlich in den
resormieren Cantonen grosse Fortschritte gemacht hatte.
Wissenschaftliche Bildung war sehr allgemein verbreitet,
für den ersten Unterricht war an allen Orten gut gesorgt,
man fand Bücher und literärische Kenntnisse unter Ständen,
fLotd-Rochette Msf. de la R^yol. Helvetique.
und den Bewohnern des Landes war jede Freiheit des Gewer-?
bes entzogen.
Zwar hatten die kleinen Cantone, vorzüglich Schwyz,
Uri und Unterwalden noch am besten den Geist ihres ur-
sprünglichen Bündnisses und der reinen Democratie erhalten,
aber sie waren keineswegs frei von den Unvollkommenheiten
des einen und. den Mjssbiäuchen der andern. Abergläubisch,
roh, stolz auf die ehemals erfochtenen Siege und auf die ge-
genwärtige Souyerainität, verlangte das Volk bei der selte-
nen Ausübung dieser geschmeichelt und dabei bezahlt zu
werden; war dieses bei der jährlichen Wahl seiner Beamten
geschehen, so kümmerte es sich nicht weiter um seine Frei-
heit,
Bei allen diesen Mängeln war die Schweiz in Europa
das Land, dessen Zustand alle andere Nationen hätten beneid
den können. Die Gesetzgebungen der einzelnen Cantone wa-t
ren den Localverhältnissen augepasst, und ans. ihnen hervor-?
gegangen; eben so waren es die Einrichtungen einzelner Di-
stricte und Gemeinden, ohne dais diese dabei die Normen
der Cantone beibehalten hätten, denen sie angehörten. Eine
Folge hiervon war die Festigkeit dieser einmal durch die
Zeit als passend bewährten Einrichtungen. Ueberall fand
Unverletzlichkeit der Personen und des Eigenthums Statt,
und die Basis derselben war so fest gegründet, dass eine
höchst unbedeutende bewaffnete Macht zur Erhaltung jener
und zur innern Sicherheit völlig hinreichend schien.
In den meisten Cantonen und vorzüglich in Bern lebte
der Bauer in glücklichem Wohlstand, den ihm regelmässige
Ordnung und Thätigkeit verschafft hatte. Mit sehr mäisi-
gen Einkünften hatten die einzelnen Cantone grosse Dinge
gethan. Zürich hatte zahlreiche, wohl unterhaltene und reich
dotirte Hospitäler und andere Wohlthätigkeitsanstalten;
Bern hatte mit gleicher Freigebigkeit seine Fürsorge auf alle
zufällige Unglücksfälle ausgedehnt; ebenso zeichneten sich
andere grössere und kleinere Städte durch ähnliche Anstalten
aus. Ueberall waren Strassen zumTheil unter grossen Schwie-
rigkeiten gebaut, und die Gasthöfe selbst in scheinbar völlig
unwirthbaren Gegenden bewiesen durch ihr Inneres den
herrschenden Wohlstand des Landes. Dieser aber begünstigte
die Industrie in einem hohen Grade welche namentlich in den
resormieren Cantonen grosse Fortschritte gemacht hatte.
Wissenschaftliche Bildung war sehr allgemein verbreitet,
für den ersten Unterricht war an allen Orten gut gesorgt,
man fand Bücher und literärische Kenntnisse unter Ständen,