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Hopfner: Der Krieg von 1806 u. 1807. ΠΙ. Bd.

anlangten und nach hartnäckigem Widerstand, 80,000 Franzosen gegen
50,000 Russen, Abends 8 Uhr Friedland nahmen und dadurch den
Kampf entschieden. Der Hauptfehler Bennigsens lag darin, dass er
einerseits den noch schwachen Gegner nicht sogleich durch Uebermacht
erdrückte, andererseits dem geschlagenen linken Flügel keine bereite Hülfe
durch die Reserven am rechten Alleufer brachte. Die zweite herkömm-
liche Ueberlieferung spricht von totaler Niederlage und Zerstreuung des
Besiegten. Der aber setzte, wie genau ausgeführt wird, unverfolgt an
beiden Alleufern den Rückzug an den Pregel fort, ja, wollte hier noch
anfangs eine zweite Schlacht liefern. Dieser Gedanke wurde jedoch in
Folge der vom Generalstab erhobenen Einwendungen aufgegeben, darauf
die Bewegung bis über die Memel, wohin sich auch L’Estocq von
Königsberg zog, fortgesetzt, frische Mannschaft aufgenommen und Anstalt
zur hartnäckigsten Gränzvertheidigung getroffen. Da trat plötzlich der
Waffenstillstand hemmend dazwischen: denn es wollte weder Ben-
nigsen, im Bewusstsein wirklich begangener Fehlgriffe und noch wal-
tender Zerwürfnisse die weitere Verantwortung der künftigen Kriegswech-
sel übernehmen, noch Kaiser Alexander bei dem Schwanken Oester-
reichs und der Englisch-Schwedischen Unthätigkeit allein die
Lasten und Gefahren des Kampfes hart an des Reiches Gränzen tragen.
Kaum war die angebotene Waffenruhe in Tilsit von dem gleichfalls
nachgiebigen Napoleon mit vierwöchentlicher Kündigung genehmigt
{21. Junius}, als bei den Verbündeten günstige Nachrichten eintrafen.
England, lauteten sie, habe den Russischen Subsidienvertrag unterzeich-
net , eine grosse Menge Waffen und Munition abgeschickt, die Unterneh-
mung auf Schwedisch-Pommern begonnen, Oesterreich end-
lich sei im Begriff, der B a r t e n s t e i n e r Convention beizutreten und
dem gemäss thätigen Antheil am Kriege zu nehmen. Das alles kam aber
jetzt zu spät; der Waffenstillstand, auch auf Preussen ausgedehnt {25. Ju-
nius}, sprang bald in Friedensunterhandlungen über. Diese und den Til-
siter Vertrag {7. und 9. Julius}, welcher bekanntlich die politische Lage
Europas wesentlich umgestaltete, schildert das vierzehnte Kapitel. Der
prahlhafte,' nur aus Gnade zurückgenommene Strich Preussens aus
dem Staatenverband wird mit Recht nach seinem vollen Gehalt als Wind-
beutelei gerügt. „Da es Napoleon, heisst es {S. 706}, mehr um den
Frieden mit Russland zu thun war, als Russland um den Frieden mit Frank-
reich, die Feststellung der Forderung einer Beseitigung Preussens aber
zum Wiederausbruch des Krieges führen musste, auf den Napoleon in kei-
ner Weise vorbereitet war, so ist jene Angabe als eine der französischen
 
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