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Kurze Anzeigen.
Exercitatwnum Ilerodotearum specimen III swe rerum Lydiarum Particula 1 cum
epimelro de Chaldcieis, scripsit Guilielmus Hupfeld, Phil. Dr. Rin-
teli. 1851 in 4. 68 pg.
Indem Ref. sich eine Beurtheilung über den eigentlichen Gegenstand die-
ser beachtenswerthen Monographie bis nach dem Erscheinen des zweiten Theiles
vorbehält, mögen einige Bemerkungen über den Exkurs des vorliegenden Hef-
tes, p. 28—37, als eine unabhängige Untersuchung, schon hier Platz finden, da
die so sehr in Dunkel gehüllte Frage über den Ursprung des in den spätem
alttestamentlichen Büchern unter dem Namen oder Chaldäer auftre¬
tenden, welterobernden Volkes wichtig genug ist, um eine besondere Notiz zu
rechtfertigen. Der Leser wird sich der verschiedenen darüber aufgestellten An-
sichten erinnern. Unter den Neuern verlheidigt noch Hitzig die Uebersie-
d el ungshypothese, welche aus einigen, seit den Zeiten Nabonassar’s (747 v.
Chr.) oder gar Nabopolassars (625 v. Chr.) nach Babylonien verpflanzten Stämmen
eines kard u chisch e n Gebirgsvolkes, in etwa einem Vierteljahrhundert jene
mächtige Nation anwachsen lässt. Ewald betrachtet sie in seinem jüdischen
Geschichtswerkais ein ganz neues nicht semitisches, mit den heutigen Kurden
im Wesentlichen identisches Volk; in seiner Bearbeitung der Propheten des Al-
ten Bundes aber schafft er sich die, der Beschreibung Habakuk’s entsprechende
Erscheinung der Chaldäer durch eine etwas plötzliche Amalgamation von —
Skythen und Babyloniern. Dagegen stimmt der Ref. wenigstens insofern
mit Schleyer (Würdigung der Einwürfe u. s. w. Freiburg. 1839. 8.) überein,
als Beide die Chaldäer und Babylonier für ein und dasselbe Volk halten.
Das allgemeine Ergebniss der Untersuchung des Verf. ist, dass die
Chaldäer vom höchsten Alterthume her Babylonien, nach dem Zeugniss des
Berosus, und Mesopotamien, nach dem Zeugniss der biblischen Bücher, inne
hatten; dass der Ursprung der chaldäischen Priesterkaste Babyloniens und der
des chaldäischen (welterobernden) Volkes (der Bibel) derselbe ist; und dass
der Nabonassarischen Aera kein politisches Ereigniss zu Grunde liegt. Alles
dieses jedoch, abgesehen von Mesopotamien, als den Wohnsitzen der chaldäi-
schen Volksstämme, muss Ref. für irrthümlich halten; und will der Verf., mehr
ins Besondere eingehend, zuvörderst, dass die Chaldäer, semitischen Ursprungs,
zw’ar anfangs in dem karduchischen, von den Griechen Arrapachitis ge-
nannten Gebirgslande hausten, dass sie dasselbe aber schon in unvordenkli-
chen Zeiten verliessen, die Ebene Sinear in Besitz nahmen, ihr früheres
Nomadenleben für den Betrieb des Ackerbaues aufgaben und das babyloni-
sche Reich gründeten (p. 31—32 cf. 28); ferner, dass sich in der so von
den Chaldäern verlassenen Gegend wiederum einer der benachbarten arischen
Volksstämme niederliess und der ihren ursprünglichen Bewohnern entlehnte Name
jener Gegend nun auf diese neuen Ansassen übertragen ward: so mag es sein
Bequemes haben, eine Hypothese gleich so weit über den Gesichtskreis der
Geschichte hinaus in die „Unvordenklichkeit“ zu rücken, dass die Kritik ihr nicht
anzukommen vermag, doch geht natürlich damit auch zugleich ihr wissen-
schaftlicher Charakter verloren. Uebrigens sind die uns bekannten historischen
Zeugnisse weit entfernt, jene spekulative Idee des Verf. zu begünstigen. Im
Gegentheil. Einmal werden die Babylonier erst gegen die exilische und in
Kurze Anzeigen.
Exercitatwnum Ilerodotearum specimen III swe rerum Lydiarum Particula 1 cum
epimelro de Chaldcieis, scripsit Guilielmus Hupfeld, Phil. Dr. Rin-
teli. 1851 in 4. 68 pg.
Indem Ref. sich eine Beurtheilung über den eigentlichen Gegenstand die-
ser beachtenswerthen Monographie bis nach dem Erscheinen des zweiten Theiles
vorbehält, mögen einige Bemerkungen über den Exkurs des vorliegenden Hef-
tes, p. 28—37, als eine unabhängige Untersuchung, schon hier Platz finden, da
die so sehr in Dunkel gehüllte Frage über den Ursprung des in den spätem
alttestamentlichen Büchern unter dem Namen oder Chaldäer auftre¬
tenden, welterobernden Volkes wichtig genug ist, um eine besondere Notiz zu
rechtfertigen. Der Leser wird sich der verschiedenen darüber aufgestellten An-
sichten erinnern. Unter den Neuern verlheidigt noch Hitzig die Uebersie-
d el ungshypothese, welche aus einigen, seit den Zeiten Nabonassar’s (747 v.
Chr.) oder gar Nabopolassars (625 v. Chr.) nach Babylonien verpflanzten Stämmen
eines kard u chisch e n Gebirgsvolkes, in etwa einem Vierteljahrhundert jene
mächtige Nation anwachsen lässt. Ewald betrachtet sie in seinem jüdischen
Geschichtswerkais ein ganz neues nicht semitisches, mit den heutigen Kurden
im Wesentlichen identisches Volk; in seiner Bearbeitung der Propheten des Al-
ten Bundes aber schafft er sich die, der Beschreibung Habakuk’s entsprechende
Erscheinung der Chaldäer durch eine etwas plötzliche Amalgamation von —
Skythen und Babyloniern. Dagegen stimmt der Ref. wenigstens insofern
mit Schleyer (Würdigung der Einwürfe u. s. w. Freiburg. 1839. 8.) überein,
als Beide die Chaldäer und Babylonier für ein und dasselbe Volk halten.
Das allgemeine Ergebniss der Untersuchung des Verf. ist, dass die
Chaldäer vom höchsten Alterthume her Babylonien, nach dem Zeugniss des
Berosus, und Mesopotamien, nach dem Zeugniss der biblischen Bücher, inne
hatten; dass der Ursprung der chaldäischen Priesterkaste Babyloniens und der
des chaldäischen (welterobernden) Volkes (der Bibel) derselbe ist; und dass
der Nabonassarischen Aera kein politisches Ereigniss zu Grunde liegt. Alles
dieses jedoch, abgesehen von Mesopotamien, als den Wohnsitzen der chaldäi-
schen Volksstämme, muss Ref. für irrthümlich halten; und will der Verf., mehr
ins Besondere eingehend, zuvörderst, dass die Chaldäer, semitischen Ursprungs,
zw’ar anfangs in dem karduchischen, von den Griechen Arrapachitis ge-
nannten Gebirgslande hausten, dass sie dasselbe aber schon in unvordenkli-
chen Zeiten verliessen, die Ebene Sinear in Besitz nahmen, ihr früheres
Nomadenleben für den Betrieb des Ackerbaues aufgaben und das babyloni-
sche Reich gründeten (p. 31—32 cf. 28); ferner, dass sich in der so von
den Chaldäern verlassenen Gegend wiederum einer der benachbarten arischen
Volksstämme niederliess und der ihren ursprünglichen Bewohnern entlehnte Name
jener Gegend nun auf diese neuen Ansassen übertragen ward: so mag es sein
Bequemes haben, eine Hypothese gleich so weit über den Gesichtskreis der
Geschichte hinaus in die „Unvordenklichkeit“ zu rücken, dass die Kritik ihr nicht
anzukommen vermag, doch geht natürlich damit auch zugleich ihr wissen-
schaftlicher Charakter verloren. Uebrigens sind die uns bekannten historischen
Zeugnisse weit entfernt, jene spekulative Idee des Verf. zu begünstigen. Im
Gegentheil. Einmal werden die Babylonier erst gegen die exilische und in