Kurze Anzeigen.
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,,ut doctrinam moralem Aristotelis Ethicis suis denuo explicatam, confirmatam,
„correctam, explanatius et expressius exponeret eademque opera scholae Peri-
„pateticae auctoritatem confirmaret et stabiliret“ (p. XXXIII.). Was nun aber
die Frage nach dem Verfasser dieser Ethik betrifft, so wird uns hier allerdings
gezeigt, wie leicht die frühere geläufige Ansicht, welche dem Aristoteles diese
Ethik beilegt, eben aus der gewöhnlichen Aufschrift Άριστοτέλους ’ΗΒι-ζά Εύδέμια
entstehen konnte, während diese Aufschrift nichts Befremdliches enthält, wenn
man sie in dem vom Verfasser bezeichneten Sinne auffasst: „doctrina Aristo-
telis de moribus ab Eudemo exposita.“ Dass Eudemus, wie auch schon
früher behauptet worden, für den Verfasser der vorliegenden Ethik, jedenfalls
in den drei ersten, wie in den beiden letzten Büchern zu halten ist, erscheint
auch unserm Herausgeber äusser Zweifel; die schwierigere Frage nach den drei
in der Mitte stehenden Büchern IV. V. VI. hat er im sechsten Abschnitt (womit
auch noch die Bemerkungen des Commentars zu Buch IV. p. 117—121. zu ver-
binden sind), einer genauem Untersuchung unterworfen, die ihn zu dem folgen-
den Ergebniss geführt hat: Buch V. und VI. ist ebenfalls von Eudemus abge-
fasst, aber dann aus dessen Ethik in die Nicomacheische, um deren unterge-
gangenes sechstes und siebentes Buch gleichen Inhalts zu ersetzen, übertragen
worden; das vierte Buch, so wie es jetzt vorliegt, kann nur in seinem letzten
Abschnitt (cap. 15.) für ein Werk des Eudemus gelten, indem die 14 vorher-
gehenden Abschnitte von Aristoteles geschrieben, zunächst zu der Nicomachei-
schen Ethik gehören, aber daraus, zum Ersatz des untergegangenen vierten
Buchs der Eudemischen Ethik, in die letztere übertragen worden sind. Wir
begnügen uns, dieses Resultat hier anzuführen, da wir in das Detail der Unter-
suchung, auf die wir unsere Leser verweisen wollen, einzugehen äusser Stand
sind: obwohl wir nicht zweifeln, dass auch Andere aus dieser sorgfältigen und
gewissenhaften Erörterung die gleiche Ueberzeugung gewinnen dürften. Der
Verfasser beobachtet hier, wie in den übrigen Abschnitten der Prolegomena,
die Einrichtung, die wir auch in früheren Schriften früherer Jahrhunderte wahr-
genommen haben, dass er seinen Satz vorausschickt, dann die Probatio folgen
lässt, und daran nun in der Form eines Dialogs, durch Aufstellung von Fragen
und Antworten, eine Erörterung und insbesondere eine Widerlegung aller der
Einwürfe oder Bedenken knüpft, welche gegen den aufgestellten Satz oder
gegen die Beweisführung erhoben werden dürften. Man sieht daraus, dass der
Vei;f. sich seine Sache nicht leicht gemacht hat, dass er vielmehr alle Gegen-
gründe sorgfältig erwogen und jedem etwa zu machenden Einwurf sein Recht
hat widerfahren lassen, ohne von irgend einer vorgefassten Meinung oder An-
sicht sich hinreissen zu lassen.
So erscheint nun die Frage nach dem ursprünglichen Charakter der Schrift
und ihrem wahren Verfasser auf den Punkt gebracht, der bei den vorhandenen
Mitteinerreichbar war, und auch wohl schwerlich, äusser durch neue Funde oder
Entdeckungen, überschritten werden dürfte: es ist ein sicheres Resultat gewon-
nen, das, wenn auch nicht so umfassend in Allem Einzelnen, wie wir es wohl
wünschen möchten, doch einen festen Anhaltspunkt jeder weitern Untersuchung
bietet, und eben so uns auch den Inhalt und die Tendenz der Schrift richtig
würdigen und zweckmässigen Gebrauch davon zu machen lehrt. Wenden wir
uns zu dem Texte selbst, so hat sich der Verf. keineswegs damit begnügt, einen
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,,ut doctrinam moralem Aristotelis Ethicis suis denuo explicatam, confirmatam,
„correctam, explanatius et expressius exponeret eademque opera scholae Peri-
„pateticae auctoritatem confirmaret et stabiliret“ (p. XXXIII.). Was nun aber
die Frage nach dem Verfasser dieser Ethik betrifft, so wird uns hier allerdings
gezeigt, wie leicht die frühere geläufige Ansicht, welche dem Aristoteles diese
Ethik beilegt, eben aus der gewöhnlichen Aufschrift Άριστοτέλους ’ΗΒι-ζά Εύδέμια
entstehen konnte, während diese Aufschrift nichts Befremdliches enthält, wenn
man sie in dem vom Verfasser bezeichneten Sinne auffasst: „doctrina Aristo-
telis de moribus ab Eudemo exposita.“ Dass Eudemus, wie auch schon
früher behauptet worden, für den Verfasser der vorliegenden Ethik, jedenfalls
in den drei ersten, wie in den beiden letzten Büchern zu halten ist, erscheint
auch unserm Herausgeber äusser Zweifel; die schwierigere Frage nach den drei
in der Mitte stehenden Büchern IV. V. VI. hat er im sechsten Abschnitt (womit
auch noch die Bemerkungen des Commentars zu Buch IV. p. 117—121. zu ver-
binden sind), einer genauem Untersuchung unterworfen, die ihn zu dem folgen-
den Ergebniss geführt hat: Buch V. und VI. ist ebenfalls von Eudemus abge-
fasst, aber dann aus dessen Ethik in die Nicomacheische, um deren unterge-
gangenes sechstes und siebentes Buch gleichen Inhalts zu ersetzen, übertragen
worden; das vierte Buch, so wie es jetzt vorliegt, kann nur in seinem letzten
Abschnitt (cap. 15.) für ein Werk des Eudemus gelten, indem die 14 vorher-
gehenden Abschnitte von Aristoteles geschrieben, zunächst zu der Nicomachei-
schen Ethik gehören, aber daraus, zum Ersatz des untergegangenen vierten
Buchs der Eudemischen Ethik, in die letztere übertragen worden sind. Wir
begnügen uns, dieses Resultat hier anzuführen, da wir in das Detail der Unter-
suchung, auf die wir unsere Leser verweisen wollen, einzugehen äusser Stand
sind: obwohl wir nicht zweifeln, dass auch Andere aus dieser sorgfältigen und
gewissenhaften Erörterung die gleiche Ueberzeugung gewinnen dürften. Der
Verfasser beobachtet hier, wie in den übrigen Abschnitten der Prolegomena,
die Einrichtung, die wir auch in früheren Schriften früherer Jahrhunderte wahr-
genommen haben, dass er seinen Satz vorausschickt, dann die Probatio folgen
lässt, und daran nun in der Form eines Dialogs, durch Aufstellung von Fragen
und Antworten, eine Erörterung und insbesondere eine Widerlegung aller der
Einwürfe oder Bedenken knüpft, welche gegen den aufgestellten Satz oder
gegen die Beweisführung erhoben werden dürften. Man sieht daraus, dass der
Vei;f. sich seine Sache nicht leicht gemacht hat, dass er vielmehr alle Gegen-
gründe sorgfältig erwogen und jedem etwa zu machenden Einwurf sein Recht
hat widerfahren lassen, ohne von irgend einer vorgefassten Meinung oder An-
sicht sich hinreissen zu lassen.
So erscheint nun die Frage nach dem ursprünglichen Charakter der Schrift
und ihrem wahren Verfasser auf den Punkt gebracht, der bei den vorhandenen
Mitteinerreichbar war, und auch wohl schwerlich, äusser durch neue Funde oder
Entdeckungen, überschritten werden dürfte: es ist ein sicheres Resultat gewon-
nen, das, wenn auch nicht so umfassend in Allem Einzelnen, wie wir es wohl
wünschen möchten, doch einen festen Anhaltspunkt jeder weitern Untersuchung
bietet, und eben so uns auch den Inhalt und die Tendenz der Schrift richtig
würdigen und zweckmässigen Gebrauch davon zu machen lehrt. Wenden wir
uns zu dem Texte selbst, so hat sich der Verf. keineswegs damit begnügt, einen