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Ilautz: Zur Geschichte der Universität Heidelberg.

Schenkung der Hauptbegründer dieser nachmals unter dem Namen Kur-
fürstliche Bibliothek oder Bibliotheca Palatina so berühmt
gewordenen Büchersammlung wurde 39J. Bis zu ihrer Abführung nach Rom
blieb sie in dem Chore der Kirche zum heiligen Geiste aufgestellt und
war eine Fundgrube wissenschaftlicher Forschung.
Da nun das Testament Ludwig’s III., durch welches er dem mehr
genannten Stifte und der Universität die reiche Schenkung vermachte, bis jetzt
noch nicht veröffentlicht worden ist, so theilen wir in nachstehender Weise
mit, was aus demselben in den Annalen der Universität sich vorfindet40}·
In dem Namen des herren Amen.
Kunt sy allermenniglich, die diess gegenwertigen offen Instrumente
ymmer an sehent, lesent, oder hören lesen, das in dem jare, als man zalte
von der gebürte des selben unsere herren dusent vierhundert dryssig und
sess jare, in der vierczehenden indicien des babstumbs unsers allerheylig-
sten in got vatters und herren hern Eugeny des vierden babstes in dem
sesten jare des vier und czwenzigisten tages in dem manad marcii umb
prime zyte oder daby, der Durchluchtig hochgeborn Fürste und herre her
ludwig pfalczgraye by Ryne des heyligen römischen Rychs Erczdruchsess
und herczog in Bayern, als der an liplichen kreften etwas enseczet und
doch an sinen synnen und vernufft in gutem wesen was, hat er betrach-
tet das oberste gute die selikeit und Freude des ewigen lebens, und an-
gesehen, das in dieser werlte keyn blibent wesen, sunder ytel uppickeyt
und anfechtunge ist, dar durch menschlich vernuflt dick und viel verblen-
det und verirret, und die arme sele, die zu der ewigen Seligkeit er-
schaffen ist, mit schweren bürden der sunden, die in dieser weilte nit
furkummen zu den understen gezogen wirddet, und die wyle nichts si-
chere ist dann der tode, und nicht unsichers dann die zyte des todes, uff
das dann die Finsternisse des byttern todes yne ungeordent siner Sachen
yt begriffet, so hat er besendet die hocligebornen furstynn fraw Mechtil-
then von Savoyen pfalczgravinn by Ryne und herczoginne in Beyern, sin
liebe Elichen hussfrawen und gemahel, und syn Rete und Doclores, so
viel der off diese zyte zu heidelberg gewest sin, und er der gehaben
mochte, mit namen den wohlgebornen Graff micheln graven zu wertheim
sinen hoffmeister, die strengen hern Bernhart kreiss von lindenfelss, her
eberharten von rietdern sinen marschalck, her Syfriden von venningen
Rittern, die ersame Meister Johann von Franckfurt, Meister Johans platen
Yon Friedberg, Meister Hans Wencken in der heyligen schriffte, her hey-
sen krauwel dechan der königlichen kirchen zum heyligen geiste zu hey-
delberg, her Bartholomes von Sant Enruden, Meister Johans Ryesen in
geistlichen rechten, meister Gerhart honkirchen, Meister Heinrich von mun-
singen in der Arczeney Doctores, Meister Hansen von laudemburg, und
39) Bähr, „Die Entführung der Heidelberger Bibliothek nach Rom im
Jahre 1623“ in der oben genannten Zeitschrift, 1845, Nr. 9. S. 149.
40) T. II. fol. 142 b. 143 a.
 
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