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2 Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
freiten Filtrats zur Trockne und Lösen in Aether, kaltem und ko-
chendem Weingeist die Bitterstoffe erhalten werden.
30. Vortrag des Herrn Dr.Moos „über einen Fall von
Ilaemor hagia cerebri in Folge fettiger Degeneration
der Arterien“ am 24. Juli 1 85 7.
Wittwe R., 77 Jahre alt, kam im Anfang des Monat Juli in
meine Behandlung.
Ich sah sie damals zum ersten Mal und traf sie in bewusstlo-
sem Zustand. Im Krankenexamen war ich daher nur auf die Um-
gebung und die objectiven Symptome angewiesen.
Von der Umgebung wurde Folgendes angegeben:
Die Kranke, schon seit 30 Jahren Wittwe, habe 2 Mal gebo-
ren, die Kinder seien jedoch nicht mehr am Leben. Zwischen ihrem
40. und 50. Lebensjahre habe Patientin eine sehr schwere, mehrere
Monate dauernde Krankheit durchgemacht; es war jedoch nicht mög-
lich die Art der damaligen Erkrankung oder auch nur einzelne Symp-
tome derselben jetzt noch zu erfahren; man wusste nur zu berich-
ten, dass es durchaus kein dem gegenwärtigen Leiden ähnliches ge-
wesen sei, seit jener Zeit litt P. an Herzklopfen, zeitweise auch an
flüchtig auftretenden wässrigen Anschwellungen der untern Extre-
mitäten; ärztliche Hilfe habe P. jedoch nie gesucht; auffallend war
für die Umgebung noch gewesen, dass P. an Anfällen heftigen Er-
zitterns der linken oberen Extremität litt, die bald täglich, bald nach
wochenlangen Pausen meist so stürmisch auftraten, dass sie während
des Anfalls nie einen willkürlichen Gebrauch von der betreffenden
Extremität machen konnte; nach den etwa 10 Minuten dauernden
Paroxysmen folgte eine allgemeine Ermattung, die jedoch P. nie
verhinderte, ihrer Beschäftigung als Taglöhnerin sogleich wieder
nachzugehen. Dem Trünke sei sie nie ergeben gewesen.
Die Vorläufer der jetzigen Erkrankung hatten sich seit etwa
8 Tagen Kund gegeben; sie bestanden in Hüsten, Kopfweh, Schwin-
del und Uebelkeit; letztere namentlich in der Frühe beim Aufstehen;
das Herzklopfen wie früher. Das Erzittern der linken obern Extre-
mität war ausgeblieben. Eine halbe Stunde vor meiner Ankunft
war sie plötzlich zusammengestürzt. Der objektive Befund war
folgender:
Die Kranke lag' auf dem Rücken. Den Mund halb geöffnet,
das rechte Auge geschlossen, das linke geöffnet; die rechte Pupille
eng, unbeweglich; die linke gegen Lichtreiz reagirend. Die Stel-
lung der Mundwickel sowie der naso-labial Falten unregelmässig J
völlige Unempfänglichkeit für Sinnes-Eindrücke, weder durch Zu-
rufen noch durch Schmerz-Erregung kehrt das Bewusstsein; den an-
gebrachten Reizen wird nur schwach mit Reflexbewegungen geant-
wortet; die rechte obere und die rechte untere Extremität sind ge-
 
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