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270 Combe: Die Wissenschaft u. Drossbach: Harmonie u.s. w.
Atomen bestünde, so wäre freilich der Mensch nichts als ein kaum
organisirtes Thier ohne Willensfreiheit; mithin könnte bei ihm von
Religion und Sittlichkeit keine Rede sein, und eben so wenig von
persönlicher Unsterblichkeit; es wäre mithin auch der angebliche
Zweck der Arbeit und Darstellung des Verfassers gänzlich verfehlt;
ihr Ergebniss und ihr Zweck befänden sich selbst in völligem Wi-
derspruch; das Streben des Verfassers hätte seinen angeblichen Zweck
selbst aufgehoben und vereitelt.
Die Geister wie die Körper sind gewissen Gesetzen unterwor-
fen, und dass ein Unterschied zwischen diesen Gesetzen statt finde,
lässt sich mit Vernunft unmöglich in Abrede stellen. Dieser Unter-
schied zieht aber keinen Widerspruch oder Zwiespalt nach sich, was
schon daraus hervorgeht, dass beide Arten von Gesetzen den näm-
lichen Urheber haben, welcher sie wesentlich verschiedenen Wesen
gegeben hat. Der vorgebliche Widerspruch liegt demnach nicht in
den Dingen, sondern nur in denjenigen, welche die Gesetze Gottes
zu erkennen und zu befolgen, und zu ihrer Vollziehung mitzuwirken
berufen sind.
Für die Menschen gibt es überhaupt nur ein Mittel zur Aufhe-
bung des hier besprochenen Widerspruchs und Zwiespaltes. Dieses
einfache Mittel besteht in der genauen Beachtung ihres Verhältnisses
zu Gott, dem unendlich vollkommenen Urheber, Ordner und Regierer
des Weltalls, der des Menschen Geist mit Willensfreiheit begabt hat,
damit er alle ihm verliehenen Kräfte zur gewissenhaften Vollziehung
seiner ewigen von ihm erkennbaren Gesetze verwende, während ihn
die ungeordnete Begierlichkeit, oder die Trägheit unaufhörlich davon
abzuhalten versuchen, die er aber zu besiegen vermag. Einzig
wahre, ungeheuchelte Verehrung Gottes und seines Willens (seiner
GesetzeJ ist vermögend, die von der Vernunft und dem Gewissen
geforderte Harmonie zwischen Wissenschaft und Handeln herbeizu-
führen. Hiezu sind alle Menschen ohne Unterschied berufen, damit
das Reich Gottes auf Erden verwirklicht werde. Wer immer be-
harrlich, ohne Selbstdunkel, in Demuth, nach Erfüllung dieses Be-
rufes strebt, wird auch seine Wissenschaft nur als Mittel zur Er-
reichung seines Zieles ansehen und gebrauchen, um auf dem einzig
rechten Wege den Zwiespalt in sich selber zwischen seinem sittli-
chen Bewusstsein und seiner Weltanschauung zu vermeiden oder zu
überwinden. Alles dies gehört auch zum Wesen der Lehre des
Christenthums, welches eben dadurch als die wahre Weltreligion
sich kundthut.
„Das Licht leuchtet in der Finsterniss, aber
die Finstern iss fasst es nicht“; heisst es im Evan-
gelium des Johannes I. 5.
Hingegen musste der in beiden hier beleuchteten Schriften an-
gestellte Versuch, die Harmonie zwischen menschlicher Wissenschaft
und sittlich-religiösem Leben in der Thätigkeit uns ganz unbekann-
ter Kräfte zu begründen, nothwendig misslingen, und wozu könnten
dem Menschen^ dessen Geist mit seiner Sittlichkeit so viele Kämpfe
 
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