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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins. 351
halb er diese Körner mit dem Namen „Klebermehl“ (Hartig’s „Aleu-
ron“) belegte.
Nach Hartig finden sich die Korner in rundlichen, eiförmigen,
länglichen, rundlich-eckigen und bisweilen in schnur-stab- oder kno-
chenähnlichen Formen. Ihre Zahl innerhalb der Zelle ist meist be-
trächtlich. Nicht selten zeigen sich einzelne der Körner bedeutend
grösser (Solitaire Hartig’s), als die übrigen. Sie sollen von einer
doppelten Membran, welche einen amorphen oder krystallinischen
Inhalt umgiebt, umschlossen sein. Die Membran reagirt nicht auf
Protein; sie wird im Wasser gewöhnlich aufgelöst oder doch zer-
stört. Der Inhalt ist sehr verschiedenartig. Er besteht entweder
aus einer homogenen amorphen Proteinmasse; oder das Protein er-
füllt in mehreren, meist eckigen Körnern das Innere des Lumens (com-
ponirten Proteinkörner'); oder es ist amorphes Protein, nebst Krystal-
len dieser Substanz, oder die letzteren sind allein in der Höhlung
abgelagert. Dazu kommen noch verschiedene, theils krystallinische,
theils kranz-, knollen- oder kugelförmige Einschlüsse der Körner, die
bei vielen Pflanzenarten angetroffen werden. Es scheinen dies mehrer-
lei Substanzen zu sein, die sich nach den angeführten Reactionen
nicht bestimmen lassen. —
Ich kann die meisten dieser Angaben bezüglich der Samen von
Ricinus bestätigen. Die Zellen des inneren weissen Theiles (das
Albumen nebst dem Embryo} dieser Samen enthalten, äusser fettem
Oele, eine ziemliche Anzahl eiförmiger, den Stärkekörnern äusserst
ähnlicher, mit einem kugelförmigen Einschluss (Hartig’s Weisskern) an
dem einen Ende versehener Körper. Man bemerkt sie, sobald man
Schnitte des Samens in fettem Oel, in Alkohol oder trocken beobach-
tet. In Wasser zerfliessen die äusseren Theile derselben sogleich;
der kugelförmige Einschluss, so wie ein grosser, das Lumen beinahe
ganz erfüllender Krystall (erst bei der Lösung der äusseren Theile
sichtbar werdend), verändern sich im Wasser nicht. Der im Wasser
sich lösende Tbeil besteht aus einer Membran und einem amorphen,
zwischen dieser und dem Krystalle abgelagerten Stoffe. Die erstere
bemerkt man während der Behandlung der Körner mit einem Ge-
misch von Alkohol und Wasser. Der letztere muss vorhanden sein,
da ohne ihn die Krystalle schon vor der Zerstörung der Membran
sich zeigen müssten. Nach Analogie der Körner in den Samen
anderer Gewächse betrachtet ihn Hartig als amorphes, im Wasser
lösliches Protein. —- Betreffend das Verhalten der Membran gegen
Reagontien, so konnte ich ihr Gelbwerden durch Jodtinctur, nicht
aber die Röthung derselben im salpetersauren Quecksilberoxyd be-
obachten. Im letzteren Stoff scheint sie allmählig zu zerfliessen. —
Sehr deutliche Reactionen, welche denen der Proteinkörper vollkom-
men entsprechen, gewähren die Krystalle. Sie werden goldgelb in
Jodwasser; ziegelfarben in einer Lösung von salpetersaurem Queck-
silberoxyd-oxydul, die Salpetersäure enthält; rosenroth bei der Be-
handlung mit Schwefelsäure und Zuckerwasser. Salpetersäure färbt
 
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