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A. v. Göler: Cäsar’s Gallischer Krieg.

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Auffassung der einzelnen Worte derselben gebaut ist, so kommt hier
Manches irrige in der bisherigen Auffassungsweise zum Vorschein,
es treten Missverständnisse zu Tage, die jetzt die nöthige Aufklä-
rung erhalten, es zeigen sich selbst Verderbnisse in der Ueberliefe-
rung des Textes, an die man bisher kaum dachte, weil der Kritiker
und Philolog an Manchem keinen Anstoss nimmt, was dem militä-
rischen Kenner gerechtes Bedenken erregen muss. Und so ist selbst
auf die Gestaltung des Textes der Commentarien Cäsar’s, der bei der
Mangelhaftigkeit und dem Verderbniss der ältesten Handschriften, wel-
che die neueste Kritik als massgebend für den Text der Commen-
tarien befunden hat, noch an so vielen verdorbenen Stellen leidet,
diese Forschung nicht ohne den wesentlichsten Einfluss geblieben;
sie hat für die Besserstellung desselben einen äusserst dankenswer-
then Beitrag geliefert. Dass ein Mann, wie Cäsar, einer der grösse-
sten Feldherrn und Strategen des ganzen Alterthums in seinen eige-
nen Berichten über die von ihm geführten Schlachten, nicht Dinge
gesagt haben kann , die vom militärischen Standpunkt aus betrach-
tet, rein unmöglich oder in sich widersprechend erscheinen, leuchtet
von selbst in die Augen: aber solche Verderbnisse wird der blosse
Sprachforscher, der aller militärischen Technik fern steht, kaum zu
ermitteln vermögen.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über den Charakter der
Schrift, mag es erlaubt sein, den Gang und Inhalt derselben noch
Etwas näher zu durchgehen, und daraus zu zeigen, wie wichtig für
den Erklärer der Commentarien Cäsar’s, die, und mit Recht, ja noch
immer auf unseren Schulen gelesen werden, selbst in dieser Beziehung
die Ergebnisse sind, die durch diese Schrift gewonnen worden sind.
Die natürliche Eintheilung des gesammten Stoffs bildet die sechs-
jährige Kriegsführung Cäsars, in so fern einem jeden Jahre auch ein
besonderer Abschnitt gewidmet ist. In diesem gibt nun der Ver-
fasser eine durchaus genaue und in alle Einzelheiten eingehende
Darstellung der in dieses Jahr fallenden kriegerischen Unternehmun-
gen , welche strenge auf die Berichte des Cäsar’s (und gar nicht
bloss im Allgemeinen, sondern auf die einzelnen Worte des lateini-
schen Textes, die in der Regel in den Noten angeführt werden)
gestützt ist, so dass von dem, was der Verfasser sagt, der Beweis
unmittelbar vorliegt und Jedem dadurch auch die Prüfung des Ge-
sagten erleichtert ist. Aul diese Weise bildet die Darstellung des Ver-
fassers eine Art von umschreibender Erklärung oder einen fortlau-
fenden Commentar zu dem Werke des Cäsar’s selbst, zumal
als darin nicht bloss alle militärischen Punkte, sondern auch
alle die Lokalität und das Terrain der Kämpfe betreffenden
Fragen ihre Erledigung finden, da beides mit einander in der
innigsten Verbindung steht. Und wie bei Cäsar die militärische
Thätigkeit nicht selten durch politische Rücksichten bestimmt und
geleitet ward, die letzteren auf die ersteren oftmals einen nicht zu
übersehenden Einfluss übten, so lässt sich nun auch deutlicher er-
 
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