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Neueste Sammlung aitsgewählter Griech. u. Röm. Classiker.

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klops, ist diese Einleitung etwas ausführlicher ausgefallen, weil hier zugleich
die nöthige Erörterung über das Drama satyricum, welchem dieses Stück an-
gehört, zu geben war, und dann am Schluss, der Vergleichung wegen, aus dem
9ten Gesang der Odyssee das Stück aufgenommen ist, welches von dem Aben-
theuer des Odysseus mit dem Cyklopcn Polyphem handelt, insofern dasselbe
die Hauptquelle des Euripides für dieses Stück bildete. Neben diesen beson-
deren Einleitungen eines jeden Stückes, wie wir sie wohl auch bei den wei-
teren Fortsetzungen zu erwarten haben, ist überdem in dem ersten Bändchen
eine allgemeine Einleitung zu den Dramen des Euripides enthalten, welche
zuerst den Euripides im Verhältniss zu seinen beiden Vorgängern ins Auge
fasst, und die eigenthümlichen Vorzüge eines jeden der drei Tragiker in
anziehender Weise darstellt, auch die inneren Beziehungen derselben zu ein-
ander durchgeht. Von diesem Staudpunkt aus ist auch das behandelt, was
weiter über das Leben des Euripides und seine Werke hier vorgetragen wird.
Das Ganze wird selbst dem, der mit diesem Dichter bereits vertraut ist,
manche neue Seiten der Auffassung und Beurtheilung bieten, auf die wir hier
uns begnügen müssen, im Allgemeinen aufmerksam gemacht zu haben. Er-
läuternde Anmerkungen zu einzelnen Stellen finden sich gleichfalls am Schlüsse
beigefügt, um zu dem vollen Verständniss des Ganzen Nichts vermissen zu
lassen. Sollen wir nun als Beleg unserer Behauptung über die Ausführung
des Ganzen, insbesondere der Uebersetzung einzelne Stellen namhaft machen,
so ist die Wahl nicht schwer. Man greife z. B. gleich nur nach dem ersten
vollstimmigen Chorgesang der Phönissen Vs. 202 ff., den wir gern, wäre er
nicht zu ausgedehnt, hier mittheilen möchten. Wir wählen darum lieber die
kürzere Rede des Polynikes Vs. 469 ff.:
Das Wort der Wahrheit lautet schlicht und ungeschminkt,
Und nicht bedarf Gerechtes bunten Redeschmucks:
Von selbst den Zielpunkt trifft es! Kluge Stütz’ indess
Erheischt das Ungerechte, weil es wurzelfaul.
Ich also sage, dass ich für das Vaterhaus,
Anlangend mein wie Dessen Heil, getreu gesorgt,
Bedacht von uns zu wenden jenen Rachefluch,
Den Oedipus einst auf unsere Häupter schleuderte:
Freiwilligen Bannschritts bannt’ ich mich aus Thebens Reich
Und trat für eines Jahres Ringlauf Diesem hier
Das vaterländische Zepter ab, um selbst sodann
Als Herrscher nachzufolgen ihm nach Folgefrist,
Und um in blutigem Hader nicht mit Diesem hier
Mein feindlich Schwert zu kreuzen, dass ein schreckliches
Unwetter dräue mir und ihm, wie jetzt geschieht!
Beistimmend hiess er Alles gut, was ich beschloss,
Und band sich unter Götterschwur, doch hielt er nichts
Von seinen Eiden, sondern hat den Thron allein
Sammt meinem Erbtheil. Noch zur Stund’ erbiet’ ich mich,
Wofern mir wird das Meine, flugs aus Thebens Reich
Zurückzusenden dieses Heer, im Vaterhaus
Zu schwingen meinen Herrscherstab nach Folgefrist,
Ihn auszuhändigen wiederum an Diesen da
Für gleiche Herrschaftsdauer und weder das Vaterland
Verwüstend heimzusuchen, noch mit ragenden
Sturmleitertreppen anzufallen den Burgenring,
Was, meines Rechts verfehlend, ich entschlossen bin
 
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