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Ellissen: Analekten der mittel- und neugriechischen Literatur.

nisse einer Literatur vor uns haben, die von ihren ersten Anfängen
an einen Raum von Jahrtausenden durchlaufen und ihr festes Ge-
präge auch in diesen späteren Schöpfungen noch so sorgfältig zu
bewahren gewusst hat, dass uns überall die Beziehungen zu der
früheren glänzenden Periode dieser Literatur entgegentreten, ohne
deren genaues Studium daher auch diese späteren Schöpfungen in
ihren mehrfachen Beziehungen auf jene ältere Zeit nicht verstanden
werden können. Der Herausgeber der oben angezeigten Schriften,
welche in diese späte, ja letzte Periode fallen, hat schon früher die-
sem Theile der Literatur ein gründliches und allseitiges Studium ge-
widmet, wie sich dies schon in der 1846 über Michael Akominatos
von Chonä, Erzbischof von Athen, veröffentlichten Schrift (s. diese
Jahrbb. 1847 S. 120 ff.) und in einer im Jahr 1847 erschienenen
grösseren Abhandlung*) kundgiebt, welche derselben Stadt gewidmet
ist, die bis in die spätere christliche Zeit herab vorzugsweise als
Hauptstätte der althellenischen gelehrten Bildung erscheint; der Verf.
giebt darin eine übersichtliche Darstellung der Geschichte Athen’s
von der Zeit der Unterwerfung unter die Römer an bis zu dem
ersten Einfalle der Gothen, hat aber dabei nicht blos die äusseren,
politischen Verhältnisse, sondern eben so sehr auch die inneren Zu-
stände, die Pflege der Wissenschaft in ihren verschiedenen Zweigen,
die diesem Zwecke dienenden gelehrten Bildungsanstalten (wie z. B.
die durch Marc Aurel zu einer Art von Abschluss gebrachte Uni-
versität daselbst) berücksichtigt. Der Verf. hat in diesen, wie in
andern seitdem herausgegebenen Schriften die werthvollsten Beiträge
zur Geschichte der Literatur dieser späteren byzantinischen Periode
geliefert, auch die oben angezeigten, hier näher zu besprechenden
Schriften, welche sich den in den drei vorausgehenden Bänden dieser
Analekten enthaltenen Publikationen passend anreihen, gehören die-
ser Zeit an, und machen uns mit einer Literatur bekannt, die in
mehr als einer Einsicht Beachtung verdient.
In der ersten Abtheilung dieses vierten Bandes der Analekten
sind zwei merkwürdige Producte der belletristischen Literatur —
man erlaube uns diesen Ausdruck — dieser späteren christlichen
Zeit des Grieclienthums, das noch in den Formen und Anschauun-
gen der älteren heidnischen Zeit sich bewegt, vorgefübrt: zwei so-
genannte Hadesfahrten, oder Darstellungen der Zustände der
Unterwelt, Beschreibungen des unterweltlichen Lebens, wie sie uns
schon in der Nsuvta der Odyssee entgegentreten: Eben darum hat
der Verfasser auch in einer vorausgeschickten Einleitung über die
Behandlung derartiger Gegenstände, wie sie in der griechischen und
theilweise selbst römischen Literatur vorkommen, sich näher ver-
breitet und hier mit Recht eine dreifache Richtung unterschieden,

*) Zur Geschichte Athen’s nach dem Verluste seiner Selbständigkeit von
A. Eil iss en. Erste Abtheilung. (Abgedruckt aus den Göttinger Studien
1847). Göttingen, bei Vandenhoeck und Ruprecht. 1848. 8,
 
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