Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 3.

HEIDELBERGER

1861.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Birlinger: Frischlin’s Hohenzoller’sche Hochzeit.

(Schluss )
Wir rechnen hiezu äusser der Dauer dieser Hochzeit, vom
9. bis 19. October, die Beschreibung der Mummenschänze, des
Ringelstechens, ja eines bei erstem in Anwendung gekomme-
nen Automaten eines Augsburger Meisters, die Beschreibung der
Trachten, des Aufputzes der Pferde, die Schilderung der
allgemeinen Zeche auf dem Hechinger Rathhause (S. 88—89),
bei welcher allein zwölf Fuder Elsässer Weines ausgetrunken wur-
den, wobei:
„Die Krummen und Lahmen wurden krad,
Das Geschrei war, wie im Weiberbad.
Furwar sie durch einander sangen
Und den Bänken umher sprangen“
und wobei dennoch nur Freundliches vom Gastgeber gesprochen
wurde, zum Erstaunen des Dichters, der seine Betrachtung darüber
in folgende Worte kleidet:
„Das gfiiel mir in dem hcrtzen wol
Das ich die wort da hören soli
Das dennoch noch ein voller Mann
Sei’m Herren darumb danken kann.“
Wir ersehen aber auch daraus, dass das nämliche Geschlecht,
welches seinen Töchtern nur 2000 Gulden Heirathaussteuer gab,
aus welchem der Sohn der jetzt so glücklichen Braut nicht einmal
die 2000 Gulden bezahlen konnte, die er einem Mösskircher Kauf-
mann für ausgenommene Kleider zu einem Hochzeitfeste in Baden
schuldete (Münch II. 366 u. IV. [Fickler] S. 19), zu dieser Hoch-
zeit Ausgaben machte, welche seine Kräfte weit übersteigen muss-
ten. Wir reden nicht davoD, was der Dichter in folgenden Versen
angiebt:
„Der Ilochgeborn Eytelfriderich
Mit Korn und Wein versähe sich
Mit Habern Futter und Getreidt
Ueber die massen allbereyt.
Het mehr denn sechtzig Fuder Wein,
Vil Ochssen, Kälber auch da sein.
Vil Hüner Gänss, Endten und Tauben,
Davon man kann gut Bisslein klauben.“
Aber dass — wahrscheinlich mit einem Theil seiner Kapelle —
der jüngere Orlando Lasso aus München kommt und seine acht-
LIV. Jahrg. 1. Heft. 3
 
Annotationen